Der Mythos, Israel oder Netanyahu hätten die Hamas gegründet oder finanziert

1
Hamas-Führer Ismail Haniyeh bei seinem Besuch im Libanon im Februar 2020. Foto imago images / ZUMA Wire
Hamas-Führer Ismail Haniyeh bei seinem Besuch im Libanon im Februar 2020. Foto imago images / ZUMA Wire
Lesezeit: 7 Minuten

Angesichts der falschen Behauptungen, die in den sozialen Medien kursieren, Israel habe die Hamas gegründet oder Premierminister Benjamin Netanjahu habe die Hamas unterstützt, sollte man darauf eingehen.

von Daniel Greenfield

Die Hamas ist ein Ableger der Muslimbruderschaft, einer Organisation, die in den 1920er Jahren in Ägypten gegründet wurde, also vor der Wiedergeburt des Staates Israel, und die heute in Israel und in weiten Teilen der Welt präsent ist. In ihren Anfängen arbeitete sie auch mit den Nationalsozialisten zusammen und wurde von Nazideutschland unterstützt.

Der Gazastreifen wurde früher von Ägypten beherrscht, was die Stärke der Hamas in diesem Gebiet erklärt.

Die Muslimbruderschaft ist in den USA und Europa unter verschiedenen Namen und Tarnorganisationen tätig. Sie verfügt auch über terroristische Organisationen, zu denen wohl auch Al-Qaida gehört, deren Führer zumeist Mitglieder der Muslimbruderschaft waren und die nach Osama Bin Laden von Mitgliedern einer ägyptischen Splittergruppe der Muslimbruderschaft geführt wurde.

Die Muslimbruderschaft tritt in Israel unter verschiedenen Bezeichnungen auf. Es gibt zwei Zweige der islamischen Bewegung, von denen einer über Sitze in der Knesset (Parlament) verfügt. Die Hamas ähnelte ihnen zunächst, indem sie sich auf Religion, Sozialarbeit und vermeintlich gewaltfreie Politik konzentrierte, bevor sie an Stärke gewann und ihre wahren Ziele offenbarte.

Die Muslimbruderschaft geht in der Regel so vor. Sie gibt vor, politisch und gewaltfrei zu sein, bis sie die Macht ergreifen kann.

Die Israelis, wie auch die Amerikaner und Europäer, liessen sich zunächst von der Hamas täuschen und betrachteten sie so, wie westliche Regierungen dazu neigen, die Muslimbrüder in ihren eigenen Ländern als religiöse und politische, aber nicht als terroristische Organisationen.

Wie die Amerikaner und Europäer, liessen sich auch die Israelis zunächst von der Hamas täuschen und hielten sie für eine religiöse und politische Organisation , aber nicht terroristisch.

Das änderte sich jedoch.

Auch in der Schweiz werden die falschen Behauptungen Israel habe die Hamas gegründet oder Benjamin Netanjahu habe die Hamas unterstützt weiter verbreitet. Hier der Regisseur Samir (eigentlich Samir Jamal Aldin) auf X am 18. Oktober 2023.

Als die Bush-Regierung Wahlen in der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) als Teil ihrer Demokratie-Agenda vorantrieb, gewann die Hamas diese problemlos. Die Palästinensische Autonomiebehörde sagte daraufhin alle künftigen Wahlen ab, um sie nicht an die Hamas zu verlieren. Die Hamas kämpfte gegen die Palästinensische Autonomiebehörde (Fatah/PLO/PA sind im Grunde alle dasselbe) und gewann im Gazastreifen.

Während Israel seine Grenze zum Gazastreifen schloss, hatte die Hamas reichlich Unterstützung von Organisationen der Muslimbruderschaft auf der ganzen Welt (und während des Arabischen Frühlings unter Obama übernahm die Muslimbruderschaft vorübergehend die Macht in Ägypten) und von Terrorstaatssponsoren wie Iran und Katar.

Unter Obama endeten die Angriffe der Hamas und die israelischen Reaktionen in der Regel in einem von Ägypten ausgehandelten “Waffenstillstand”. Bei diesen Waffenstillständen tauschte Israel einige Zugeständnisse gegen ein Ende der Gewalt ein.

In den sozialen Medien wurde eine Behauptung aus einem Artikel der extrem linken Zeitung Haaretz über die Finanzierung der Hamas durch Netanjahu verbreitet. Hier ist der tatsächliche Kontext, ebenfalls aus Haaretz vom 1. Oktober 2019, über diese Finanzierung.

“In den letzten Monaten hat Israel im Rahmen eines inoffiziellen, von Ägypten vermittelten Waffenstillstands mit der Hamas im Gegenzug für einen geringeren Raketenbeschuss aus dem Gebiet und einen Rückgang der wöchentlichen Proteste entlang der Grenze einige Erleichterungen gewährt. Es hat Katar erlaubt, Millionen von Dollar in bar zu liefern, damit die Hamas ihre Mitarbeiter im öffentlichen Dienst bezahlen kann, und es hat den Vereinten Nationen erlaubt, ihre Hilfsbemühungen zu verstärken.”

Netanjahu erlaubte Katar, im Austausch für ein Ende der Gewalt, Bargeld an die Hamas zu liefern.

Ein in den sozialen Medien kursierendes Zitat über Netanjahu und die Hamas stammt aus einem “Haaretz”-Artikel über Netanjahu.

“‘Wer die Gründung eines palästinensischen Staates verhindern will, muss die Unterstützung der Hamas und den Geldtransfer an die Hamas unterstützen’, sagte er bei einem Treffen der Knessetmitglieder seiner Likud-Partei im März 2019. Das ist Teil unserer Strategie – die Palästinenser in Gaza von den Palästinensern im Westjordanland zu isolieren.'”

Die eigentliche Quelle ist angeblich die Biografie von Haim Ramon, der seit 2009 nicht mehr in der Regierung war und schon gar nicht im Likud tätig.

Ramon, ein linker Politiker, war wegen sexueller Belästigung verurteilt worden, was seine politische Karriere teilweise beendete. Er war mit Sicherheit kein Mitglied des Likud und nahm auch nicht an entsprechenden Treffen teil, was ernsthafte Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Zitats aufkommen lässt.

Auszahlung von Gehältern, überwiesen vom Emir von Katar, in einem Postamt in Rafah. Foto IMAGO / ZUMA Wire

Der Katar-Deal war jedoch in der konservativen Likud-Partei sicherlich unpopulär, und es ist nicht ausgeschlossen, dass Netanjahu versucht haben könnte, ihn gegenüber Mitgliedern des rechten Flügels mit diesen Worten zu rechtfertigen.

Das ist jedoch nicht der Grund für den Abschluss des Abkommens. Es wurde geschlossen, um die Angriffe der Hamas auf einige der Kommunen zu stoppen, die jetzt attackiert wurden.

Erkaufen von Ruhe bei der Hamas hat das Gegenteil bewirkt

Der führende Redakteur für Verteidigungsfragen von Haaretz, Amos Harel, verteidigte den Deal in einem Artikel mit dem Titel “Bilder von Katar-Geld, das in den Gazastreifen fliesst, mögen Netanjahu in Verlegenheit bringen – aber die Alternative ist Krieg”. Er argumentierte:

“Anhaltender Druck auf den Gazastreifen wird zu einer Explosion führen, die wiederum zu einer israelischen Bodenoperation im Gazastreifen, zu schweren Opfern und zu verzweifelten Verhandlungen darüber führen wird, wer die Verantwortung für die Bevölkerung des Gazastreifens übernimmt – oder mit anderen Worten, zu einer Rückkehr zum Anfang. Und wenn Israel durch eine Invasion in Gaza nichts zu gewinnen hat, sollte es jede andere mögliche Lösung ausprobieren, bevor es in den Krieg zieht…

“Der Geldtransfer vom Donnerstag führte zu einem relativ ruhigen Wochenende, dem zweiten in Folge. Am Freitagmorgen war die Hamas damit beschäftigt, das Geld an 27.000 Staatsbedienstete und etwa 50.000 als bedürftig eingestufte Familien zu verteilen. Am Nachmittag verhinderten die Sicherheitskräfte im Allgemeinen, dass sich eine grosse Anzahl von Menschen während der wöchentlichen Demonstrationen dem Grenzzaun näherte…

“Im Sommer, als die Brandbombenabwürfe ihren Höhepunkt erreichten – eine Bedrohung, die von den Medien und den sozialen Medien aufgegriffen wurde – wäre Netanjahu beinahe in einen Krieg hineingezogen worden, den er nicht wollte und von dem das Militär nachdrücklich abriet. Die Schritte, die demnächst beschlossen werden, um die Notlage des Gazastreifens zu lindern, hätten schon viel früher unternommen werden können, um den Schaden auf allen Seiten zu verringern.”

Der Haaretz-Artikel über Netanjahu ist scheinheilig, weil die Zeitung die Politik unterstützt hat.

Die Politik war schrecklich. Ich habe gegen sie argumentiert. Das Problem dabei war nicht, dass Netanjahu ein Falke war, sondern dass er zu liberal war und dazu neigte, dem Druck nachzugeben. Das Erkaufen von Ruhe bei der Hamas hat das Gegenteil bewirkt. Die von Obama vorangetriebenen Waffenstillstände hatten dies jedoch zum Standardplan gemacht.

Israel finanzierte jedoch nicht die Hamas. Es erlaubte Katar, Geld zu transferieren. So ungeheuerlich das auch war, es war Teil desselben Systems, in dessen Rahmen Israel den Gazastreifen mit Wasser und Strom versorgte. Und das gesamte Abkommen, in dessen Rahmen Israel der Palästinensischen Autonomiebehörde, die nicht besser ist als die Hamas, regelmässig Geld überweist und Dienstleistungen erbringt.

Die Osloer Verträge waren im Wesentlichen ein Abkommen, bei dem Israel den Terroristen im Gegenzug für den Frieden Gebiete und Geld zur Verfügung stellte. Dieses Abkommen ist, wie alle folgenden, gescheitert.

Und das werden sie immer.

Dies war die Politik der Clinton-Regierung, die die Osloer Abkommen vorantrieb. Seitdem hat fast jede Regierung Israel dazu gedrängt, im Gegenzug für den Frieden Zugeständnisse zu machen. Der Besuch von Präsident Joe Biden in Israel gipfelte darin, dass Israel gezwungen wurde, erneut Dienstleistungen für das Hamas-Gebiet zu erbringen.

Das ist der Kontext.

Die Hamas ist kein Monster, das Israel erschaffen hat, sondern ein Monster, das aus dem Islam hervorgegangen ist und von muslimischen Ländern aus den gleichen Gründen finanziert wurde wie Al-Qaida und andere islamische Terrororganisationen.

Israel hat ein Problem mit islamischen Terroristen. Wie die meisten Länder wechselt es leider zwischen dem Kampf gegen sie und dem Versuch, sie zu beschwichtigen.

Aber Beschwichtigung funktioniert nie. Es folgt immer ein Krieg. Die einzige Möglichkeit, mit Terroristen umzugehen, besteht darin, sie zu vernichten. Alles andere ist Beschwichtigungspolitik, die zu Kompromissen wie diesen führt, die einen Krieg vermeiden sollen, aber trotzdem einen Krieg auslösen.

Daniel Greenfield ist ein Shillman Journalism Fellow am Freedom Center und ein investigativer Journalist und Autor mit Spezialgebiet radikale Linke und islamistischer Terrorismus. Auf Englisch zuerst erschienen bei Jewish News Syndicate (JNS). Übersetzung Audiatur-Online.

1 Kommentar

  1. Hassan al banna war Mitglied der nsdap, Mitglied der ss genau wie der Mufti von Jerusalem, al husseini. Die Muslimbruderschaft war Bestandteil der SS. Die waren also nicht irgendwie verbunden sondern wachechte Nazis und Teil der Strategie im nahen Osten. Das Erbe der Nazis ist in der arabischen Welt viel präsenter als in Deutschland und hat in den Moslembrüderschaften ein klare Nachfolge gefunden. Sie sind hochgradig gefährlich.
    Genau wie BDS.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.