Israel soll vernichtet werden

1
Der ranghohe Hamas-Vertreter Mushir al Masri, der 2012 vom ehemaligen Grünen Nationalrat Geri Müller im Bundeshaus empfangen wurde, während eines sog.
Der ranghohe Hamas-Vertreter Mushir al Masri, der 2012 vom ehemaligen Grünen Nationalrat Geri Müller im Bundeshaus empfangen wurde, während eines sog. "Rückkehrmarsche" in Gaza an der Grenze zu Israel im April 2018. Foto Facebook / Al Masri
Lesezeit: 3 Minuten

Auch wenn anlässlich des Angriffs der Hamas auf Israel im Moment viele den Aggressor verurteilen, bedeutet das nicht, dass im westeuropäischen Medienmainstream der Antiisraelismus abnimmt. In der Regel wird weiterhin so getan, als stünden auf der einen Seite des Nahostkonfliktes radikale Palästinenser, die einen Befreiungskrieg führen, und auf der anderen Seite eine völkerrechtswidrige, jüdische Besatzungsmacht. Man stellt den demokratischen Rechtsstaat Israel moralisch auf die gleiche Stufe wie die Terrororganisation Hamas, die Israel tot sehen will.

Die Terrororganisation Hamas stellt im Gazastreifen die Regierung. Es geht nicht um einzelne «Extremisten», sondern um eine offizielle Regierungsdoktrin (festgelegt in der Gründungscharta, Artikel 11). Israel soll vernichtet werden, kein Frieden. Im Vergleich dazu strebt Israel eine friedliche Koexistenz an. Eine Mehrheit in Israel ist für die „Zwei-Staaten-Lösung“. In den letzten Jahrzehnten wurde den Palästinensern fünf Mal ein eigener Staat angeboten. Sie haben ihn stets abgelehnt, denn sie akzeptieren keinen jüdischen Staat, unter welchen Bedingungen auch immer.

Im linksgrünen Milieu wird das verschwiegen. Man verharmlost den im Islam angelegten Antisemitismus und dämonisiert Israel. Verschwiegen wird auch die Tatsache, dass es auf dem heutigen Gebiet Israels in den letzten 3‘000 Jahren nur zwei unabhängige Staaten gab: beide waren jüdisch, und beide wurden von Invasoren zerstört. Es gab dort zu keiner Zeit einen arabischen oder muslimischen Staat. Es ist also falsch, den Eindruck zu erwecken, palästinensische Aggressoren seien Befreiungskämpfer, die „ihr Land“ zurückwollen.

Trotzdem ist in Westeuropa die „Israel-Kritik“ weit mehr in Mode als die Kritik am muslimischen Antisemitismus. Der einzige jüdischen Staat auf der Welt wird so negativ beurteilt wie keinen anderer. Oft hört man, Israel sei nicht legitim wegen seiner ungerechten, blutigen Entstehungsgeschichte. Ganz so, als sei die Geschichte der anderen, knapp 200 anerkannten Staaten auf der Welt gerecht und unblutig.

Bedenklich in diesem Zusammenhang ist die Rolle der Uno, die jedes Jahr mehr Resolutionen gegen Isreal als gegen alle anderen Länder veröffentlicht. Rechnet man alle Resolutionen gegen China, Nordkorea, Syrien, Russland, Iran, Saudi Arabien und die Hamas zusammen, kommt Israel immer noch schlechter weg. Man misst offensichtlich mit zweierlei Mass, um eine allgemeine Stimmung gegen Israel zu erzeugen. Hier spielen viele westeuropäische Politiker und Medien eine traurige Rolle.

Wer ein klares Zeichen gegen den zunehmenden Judenhass und Israelhass setzen will, der sollte seine Stimme erheben und klarstellen: wer Israel für Dinge kritisiert, die er bei anderen Staaten akzeptiert, ist ein Antisemit. Wer Verschwörungstheorien verbreitet, in denen jüdische Superreiche die Welt unterjochen und Böses über die Menschen bringen, ist ein Antisemit. Wer die arabische Welt als Opfer des jüdischen Weltkapitalismus skizziert, ist ein Antisemit. Wer behauptet, die Fehler der israelischen Regierung seien verantwortlich für den Judenhass, ist ein Antisemit. Wer behauptet, der Reichtum gewisser Juden sei die Ursache von Judenverfolgung, ist ein Antisemit.

So lässt sich vielleicht verhindern, dass der Judenhass in Europa, verkleidet als Israelkritik, wieder ganz salonfähig wird.

Über Giuseppe Gracia

Giuseppe Gracia (54) ist Schriftsteller und Kommunikationsberater und Mitglied im Stiftungsrat der Audiatur-Stiftung. Sein neuer Roman «Auschlöschung» (Fontis Verlag, 2024) handelt von Islamisten, die einen Kulturanlass in Berlin stürmen und den Terror live ins Internet streamen.

Alle Artikel

1 Kommentar

  1. Lieber Signore Garcia, die von Ihnen erwähnten – nichtjüdischen – Gläubigen sind leider nur zu gern Antisemiten, weil es zum wesentlichen Element ihres Vergnügens gehört, wie Frau Garrard 2013 schrieb. Schon ein paar Jahrzehnte lang geht es keineswegs darum, wer Antisemit sei, wer einer ist oder nicht, auch wenn in deutschsprachigen Milieus dieser Eindruck entstanden ist. Vielmehr geht es nur noch um die Frage des Überlebens der Jüdinnen und Juden sowie um den Bestand Israels. Nichtjüdische Gläubige sind, ob sie’s aussprechen oder “spüren”, fixiert auf das Motto: “Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn” – das schon sehr lange kultiviert war, bevor es mit den moderneren Mitteln verbreitet – und vor, bei sowie nach der Shoah Anwendung fand. Der Iran, die Hizbollah, die Hamas, der palästinesische Jihad usw. folgen partout dieser Devise und erhalten von der Christenheit, kirchlich oder säkular, volle Deckung. Wie im NS-Regime fürchten die Kirchen um ihre staatliche Dominanz, die im Islam nirgends in Frage steht, und paktieren mit Islamisten, um “verschont” zu bleiben. Dass dies ein Trugschluss sein könnte (wie in NS-Zeiten), weil die Erlösungsidee des Islam nicht nur die Beseitigung der Juden, sondern auch der Christenheit aus der Welt erforderlich macht, wird von christlich geprägten Menschen verständlichersweise vergessen, von Muslimen fraglos geglaubt.
    So verrückt es klingen mag, im Jubel über wie im “Verständnis” für die Hamas-Massaker gegen Israelis steckt das, was ein Mahmoud Al-Zahar nicht zum ersten Mal beiläufig verkündete: “cleanse the world of Zionism and treacherous Christianity”. Sich hiervon loszusagen, ist kein Vergnügen und gegen den Vorwurf, Antisemit zu sein, hilft jederzeit die von Kindheit an eingeübte Notwehr-Parole. Daher die Majorität derer, die sich durch den Antisemitismus entlastet fühlen.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.