Die Abraham-Abkommen – ein Erfolg auf vielen Ebenen

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US-Präsident Donald J. Trump, der Aussenminister von Bahrain, Dr. Abdullatif bin Rashid Al-Zayani, der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu und der Aussenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Abdullah bin Zayed Al Nahyan, bei der Unterzeichnung der Abraham-Abkommen am Dienstag, 15. September 2020, im Weissen Haus. Foto The White House - https://www.flickr.com/photos/whitehouse/50346837712/, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=94140104
US-Präsident Donald J. Trump, der Aussenminister von Bahrain, Dr. Abdullatif bin Rashid Al-Zayani, der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu und der Aussenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Abdullah bin Zayed Al Nahyan, bei der Unterzeichnung der Abraham-Abkommen am Dienstag, 15. September 2020, im Weissen Haus. Foto The White House - https://www.flickr.com/photos/whitehouse/50346837712/, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=94140104
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Während die Drähte zwischen Washington, Riyad und Jerusalem heiß laufen, ob Saudia-Arabien mit Israel im Gespräch bleibt, vergessen viele Beteiligte die Fakten der Abraham Accords – drei Jahre nach der Unterzeichnung der Verträge – beim Namen zu nennen: es ist ein Erfolg auf vielen Ebenen.

Der aktuelle Auftrieb der Staatschefs in New York mit den damit verbundenen Scheinaktivitäten mag Riyad dazu veranlasst haben, eine politische Distanz zu Israel zu propagieren. Eine für Israel wichtige Entscheidung ist unberührt geblieben. EL AL kann nach wie vor den saudischen Luftraum für die wöchentlich dutzendfachen Flüge von Tel Aviv nach Asien und umgekehrt nutzen. Das verkürzt die Flugzeiten für Passagiere und Frachten maßgeblich, ist damit auch umweltfreundlich und spart viel Geld.

Im Umfeld der UN-Generalversammlung wird lautstark versucht, das leidige Palästina-Problem mit abgestandenem Vokabular zu beflügeln, aber so gut wie niemand beachtet die Zahlen, die allein Tourismus und Handel zwischen Israel und den vier arabischen Vertragspartnern Vereinigte Arabische Emirate (VAE), Bahrein, Marokko und Sudan zum Blühen gebracht haben.

Zwar beruht das Flugaufkommen zwischen Tel Aviv und Abu Dhabi bzw. Dubai in der Menge noch nicht auf Gegenseitigkeit. Aber in den letzten drei Jahren haben fast eine halbe Million reiselustige Israeli den ölreichen Staat, der zweieinhalb Flugstunden entfernt liegt, besucht. Es gehört inzwischen zum gewohnten Bild auf dem Ben-Gurion-Flughafen, dass arabische Familien mit Kindern am ETIHAD-Schalter einchecken. Der Tourismus mit Marokko boomt ähnlich, beflügelt durch die 700 000 Israeli, die ihre Wurzeln im heutigen Königreich rund um Rabat und Casablanca haben.

Fast 45 Jahre ist es inzwischen her, seitdem Israel mit Ägypten diplomatische Beziehungen aufgenommen hat, mit Jordanien werden es im nächsten Jahr 30 Jahre sein. Wie schaut der Wirtschaftsaustausch 2022 aus? Gut 300 Millionen US-Dollar mit Kairo und 535 Millionen mit Amman. Das ist ein Bruchteil des Außenhandels mit den VAE, der 2,56 Milliarden US-Dollar beträgt. Der gesamte Außenhandel mit den vier Abraham-Accords-Staaten liegt 2022 bei fast 3,5 Milliarden US-Dollar.

Israelisches Know-How bei der Trinkwasser-Gewinnung

Die Nebengeräusche, die die Abraham Accords machen, haben den Nahen Osten grundlegend verändert. Im Mai dieses Jahres wurde ein Freihandels-Abkommen zwischen Jerusalem und Abu Dhabi unterzeichnet, das 98 Prozent des Warenaustausches zollfrei machen wird. USA, VAE und Israel haben außerdem einen drei-Milliarden-Fond aufgelegt, der die Beziehungen weiter vertiefen soll.

In absehbarer Zeit wird das notorisch trinkwasser-arme Amman und seine Landwirtschaft mit Hilfe Israels, VAE-finanziert und unterstützt durch die USA den lebenswichtigen Rohstoff aus den Meerwasser-Entsalzungsanlagen am Mittelmeer erhalten. Die Energie zum Pumpen des Wassers auf das 800-Meter höher gelegene Amman-Plateau wird von einer Photo-Voltaic-Anlage übernommen. Israelisches Know-How bei der Trinkwasser-Gewinnung aus dem Mittelmeer und beim Bau der Sonnen-Energie-Anlage wird hier zum Einsatz kommen. Israel hat die Umkehrosmose, bei der das Meerwasser durch eine Membran gepresst und so Salz und andere Stoffe herausgefiltert werden, nicht erfunden. Aber es hat die Anwendung derart perfektioniert, dass 80 Prozent des Trinkwassers im Fast-Zehn-Millionen-Staat auf diese Weise gewonnen wird. So viel wie kein anderes Land weltweit.

Politisch möglich wurde das alles durch einen Vertrag, den alle Beteiligten 2021 in Dubai unterzeichnet haben. Im November 2022 wurde die Absicht bei der Welt-Klima-Konferenz in Ägypten bestärkt. Konkret geht es auch darum den biblischen Jordan-Fluss zu retten.

Noch vor wenigen Jahren prophezeiten Politiker Buchautoren hellseherisch, dass es beim nächsten Krieg im Nahen Osten um Wasser gehen werde. Diese Gefahr ist Dank der Wasser-Technologie Israels abgewendet. Jerusalem hat früher bis zu 500 Millionen Kubikmeter Wasser aus dem größten Wasser-Reservoir der Region, dem See Genezareth, entnommen. Heute sind es nur noch 20 Prozent davon, weil ein ausgeklügeltes System Trinkwasser aus sechs Meerwasser-Entsalzungsanlagen gewinnt und es über ein Röhrensystem sinnvoll für Israel, das Westjordanland und Jordanien verteilt. Wenn das Projekt in wenigen Jahren voll ausgebaut ist, wird Jordanien Strom aus Sonnenenergie nach Israel liefern und dafür ausreichend Trinkwasser erhalten.

Entscheidend dafür ist der politische Wille, der im Rahmen der Abraham Accords durch gezielte Taten und gemeinsame Anstrengungen schon jetzt sichtbar zum Ausdruck kommt. Das Reden überlassen sie gerne den in Kohortenstärke angereisten Welt-Politikern am East-River in New York.

Über Godel Rosenberg

Journalist, Autor, High­techunternehmer. Godel Rosenberg war Pressesprecher der CSU und von Franz Josef Strauß, Fernsehjournalist, TV­-Moderator und Repräsen­tant des Daimler­-Konzerns in Israel. Von 2009 bis 2018 war Godel Rosenberg der Repräsentant Bayerns in Israel.

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