Drusen in Israel fordern nach Vierfachmord mehr Schutz

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Israelisch-arabische Demonstranten bei einem Protest gegen die steigende Kriminalitätsrate in der israelisch-arabischen Gesellschaft. Foto IMAGO / ZUMA Wire
Israelisch-arabische Demonstranten bei einem Protest gegen die steigende Kriminalitätsrate in der israelisch-arabischen Gesellschaft. Foto IMAGO / ZUMA Wire
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Vertreter der Religionsgemeinschaft der Drusen haben Israel nach der Ermordung von vier Glaubensbrüdern in der nordisraelischen Stadt Abu Snan am Dienstagabend Untätigkeit und mangelnden Schutz vorgeworfen. Der geistliche Führer der Drusen in Israel, Scheich Mowafak Tarif, rief für Mittwoch zu einem Streik als “Akt des Protests gegen die Versäumnisse der Polizei und der Regierung bei der Durchsetzung des Gesetzes und der persönlichen Sicherheit” auf, wie israelische Medien berichteten. Tarif bezeichnete die Morde als “Massaker und terroristischen Akt”, der alle Grenzen überschreite. Er forderte ein entschiedenes Vorgehen der Behörden, um das Blutvergiessen zu beenden.

Die vier Männer, alle Mitglieder der drusischen Gemeinde, die rund 30 Prozent der Bevölkerung Abu Snans stellt, wurden laut Berichten auf einem schwer zugänglichen Feld ausserhalb des Dorfes erschossen. Unter ihnen war Ghazi Saab, ein führender Kandidat für das Amt des Bürgermeisters. Saab war demnach ein ehemaliger Offizier der israelischen Armee sowie Grenzpolizist.

Der israelische Polizeichef Kobi Schabtai erklärte den Berichten zufolge, die Morde stünden nicht in Zusammenhang mit den bevorstehenden Kommunalwahlen, sondern seien “das Ergebnis eines Konflikts zwischen kriminellen Organisationen”.

Wie israelische Medien weiter berichteten, soll der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet an den Ermittlungen beteiligt werden. Israels Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, forderte unterdessen ein hartes Vorgehen gegen die Verantwortlichen, einschliesslich der umstrittenen Verwaltungshaft, bei der Personen ohne Anklage auf unbestimmte Zeit festgehalten werden können.

“Einige der Getöteten sind Leute, die selbst losgezogen sind, um zu morden. Vor zwei Tagen gab es einen Bericht über einen Mann, dessen Leiche mit den Handschuhen und der Waffe, die er besaß, bei uns ankam; er wurde auf dem Weg zu einem Mord von einem Auto überfahren”, sagte Ben Gvir in einem Interview mit Channel 12 News.

Bedrohung für Israel

Zur Zunahme der Morde in der arabischen Gesellschaft erklärte er, die arabische Strasse verfüge über “ganze Milizen, tausende von Waffen – und das geschah nicht plötzlich, als ich das Amt übernahm. Wir sprechen hier von vielen Jahren der Vernachlässigung”.

Minister Ben-Gvir wies darauf hin, dass “die Kriminalität im arabischen Sektor wahrscheinlich auf den jüdischen Sektor und ganz Israel übergreifen wird. Wir haben keine Zeit, dies wird sich von einem Kriminalitätsproblem zu einer existenziellen Bedrohung für Israel entwickeln.”

Der Inlandsgeheimdienst verweist auf 15 bis 20 arabische Gemeinden, in denen es Drohungen von Verbrecherfamilien gegen Kandidaten, Wähler und gewählte Amtsträger gibt, berichtete Kan News am Mittwoch.

Dem Bericht zufolge sind die Sicherheitsbehörden besorgt darüber, dass in diesen Orten die Wahlfreiheit während der für Oktober angesetzten Kommunalwahlen beeinträchtigt werden könnte, und dass ein besonderer Sicherheitseinsatz über die Polizei hinaus erforderlich ist.

Die Schiesserei war das zweite Attentat auf einen arabischen Lokalpolitiker innerhalb weniger Tage. Am Montagabend war in der zentralisraelischen arabischen Stadt Tira der Generaldirektor der Stadtverwaltung, Abed Rahman Kaschua, erschossen worden. Seit Jahresbeginn starben nach unterschiedlichen Angaben zwischen 156 und 159 arabische Israelis durch Waffengewalt. Im Vergleich dazu lag die Zahl der Todesopfer im Vorjahr bei 116.

Die Drusen sind eine arabischsprachige Religionsgemeinschaft im Nahen Osten. Sie entstand im 11. Jahrhundert aus dem schiitischen Islam.

KNA/akr/cdt/api/Aud

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