Hassan Nasrallah, Generalsekretär der Terrororganisation Hisbollah, drohte kürzlich damit, Israel „in die Steinzeit“ zurückzuwerfen, wenn das Land gegen den Libanon in den Krieg zieht – was so viel heisst wie, sich gegen einen iranisch-libanesischen Angriff zu verteidigen.
von Bassam Tawil
„Ich sage dem israelischen Feind: Auch ihr werdet in die Steinzeit zurückkehren. Die zivilen Flughäfen, die Militärflughäfen, die Luftwaffenstützpunkte, die Kraftwerke und das Stromverteilungsnetz, die Wasserwerke, die wichtigsten Kommunikationszentren, verschiedene Infrastrukturen – es ist nicht nötig, ins Detail zu gehen. Die Öl-, Benzin- und Ammoniumnitratanlagen. Man kann auch das Kraftwerk Dimona hinzufügen. All dies befindet sich auf einem kleinen Gebiet Israels. Wenn sich die Kämpfe auf die gesamte Widerstandsachse ausweiten, wird von Israel nichts mehr übrig sein.“
Nasrallahs Drohung, Israel zu vernichten, ist zwar nicht neu, aber er weiss sicherlich, wie man Länder in die Steinzeit zurückschickt. Seine vom Iran unterstützte Gruppe, die im Libanon als Staat im Staat fungiert, ist dafür verantwortlich, dass das arabische Land, das noch vor wenigen Jahren als „Schweiz des Nahen Ostens“ und seine Hauptstadt Beirut als „Paris des Nahen Ostens“ bekannt war, zu einem gescheiterten Staat, dem „Venezuela des Nahen Ostens„, geworden ist.
Die Nachrichtenagentur Associated Press berichtete im September 2021:
„Während der Libanon immer tiefer in die Armut versinkt, kritisieren viele Libanesen offener die vom Iran unterstützte Hisbollah. Sie machen die Gruppierung – zusammen mit der herrschenden Klasse – für die verheerenden, vielfältigen Krisen verantwortlich, die das Land heimsuchen, darunter ein dramatischer Währungsabsturz und schwere Engpässe bei Medikamenten und Treibstoff.“
Zwei Tage nach Nasrallahs jüngster Drohung gegen Israel kam es im Libanon zu grossflächigen Stromausfällen, so dass der Flughafen von Beirut mit Generatoren betrieben werden musste. Die libanesische Elektrizitätsbehörde gab bekannt, dass die Kraftwerke al-Zahrani und Deir Amman aufgrund der finanziellen Verschuldung der Betreibergesellschaft ihren Betrieb eingestellt haben. Die libanesische Zentralbank weigert sich, der Gesellschaft zusätzliche Kredite für den Betrieb der Kraftwerke zu gewähren, wenn dies nicht gesetzlich geregelt ist (die Bank weigert sich, die Verantwortung für die Angelegenheit zu übernehmen und möchte, dass das Parlament die Verantwortung übernimmt).
Viele Libanesen machen die Hisbollah direkt für die seit vier Jahren andauernde Krise verantwortlich.
„Der Libanon wurde von einer lähmenden neuen Welle der Hyperinflation, der Behinderung der Justiz bei den lokalen Ermittlungen im Zusammenhang mit der Explosion im Hafen von Beirut und einer europäischen Untersuchung der Zentralbank getroffen“, so Fadi Nassar, Assistenzprofessor für Politikwissenschaft und internationale Angelegenheiten an der Lebanese American University, und Saleh El Machnouk, Dozent für Politikwissenschaft an der Saint-Joseph-Universität in Beirut.
Die beiden libanesischen Autoren weisen darauf hin, dass der Gouverneur der libanesischen Zentralbank, Riad Salameh, als finanzieller Kopf der Mafia das Geld der Einleger von den Geschäftsbanken abzog, um das wachsende Klientelnetzwerk der Elite zu finanzieren, was zum Verlust der Ersparnisse von Hunderttausenden von Libanesen führte.
Dr. Ellie Abouaoun, Direktorin für Nordafrika-Programme am United States Institute of Peace, stellte fest, dass die vielschichtige Armut im Libanon von 53 % (vor 2019) auf 82 % im Jahr 2019 angestiegen ist, und zwar aufgrund dessen, was die Weltbank als vorsätzliche, von der libanesischen Elite orchestrierte Wirtschaftsdepression und einen der drei schwersten Wirtschaftseinbrüche weltweit seit den 1850er Jahren bezeichnet.
„Es ist nicht nur ungerecht, sondern im Grunde genommen absurd, die Staatengemeinschaft allein für das Chaos im Libanon verantwortlich zu machen“, argumentierte Abouaoun.
Baria Alamuddin, eine preisgekrönte libanesische Journalistin und Rundfunksprecherin, beschuldigte die Hisbollah, alles zu zerstören, was den Libanon gross gemacht hat. „Weiss jemand, wie viele libanesische Premierminister im vergangenen Jahr ernannt wurden?“, fragte sie in einem Artikel im September 2020.
Ein weiterer Beweis dafür, dass die Hisbollah den Libanon in die Steinzeit zurückversetzt hat, ist die Explosion im Hafen von Beirut am 4. August 2020, bei der mehr als 200 Menschen ums Leben kamen, Tausende weitere verletzt wurden und die Hälfte der Bewohner der libanesischen Hauptstadt vertrieben wurde.
Obwohl das Ammoniumnitrat, das die gewaltige Explosion verursachte, nicht direkt mit der Hisbollah in Verbindung gebracht wird, machen einige Leute die Terrorgruppe für die Tragödie verantwortlich und verweisen auf ihre frühere Verwendung des Sprengstoffs. Der Hisbollah wird vorgeworfen, die Entsorgung des Vorrats verhindert zu haben, nachdem das Ammoniumnitrat 2013 von libanesischen Behörden auf einem unter moldawischer Flagge fahrenden Schiff auf dem Weg von Georgien nach Mosambik beschlagnahmt worden war.
Der Name der Hisbollah ist in mehreren historischen Fällen mit Ammoniumnitrat in Verbindung gebracht worden. Im Jahr 2020 lieferte Israel Berichten zufolge Deutschland Informationen über die Aktivitäten der Hisbollah auf deutschem Boden, einschliesslich des Verstecks von Hunderten Kilogramm Ammoniumnitrat. Im Jahr 2015 erwischte der britische Geheimdienst aufgrund eines Hinweises eines ausländischen Nachrichtendienstes einen mutmasslichen Hisbollah-Terroristen, der im Nordwesten Londons mehr als drei Tonnen des Sprengstoffs in Tausenden von Einweg-Eispackungen lagerte. In einem ähnlichen Fall wurde 2015 in Zypern ein Hisbollah-Agent mit 8,2 Tonnen Ammoniumnitrat erwischt.
Seit der Explosion im Hafen von Beirut hat die Hisbollah versucht, die Untersuchung des Vorfalls durch die libanesischen Behörden zu behindern. „Alle Indizien, Zeichen und gesammelten Beweise für Waffen und Sprengstoff beweisen zweifelsfrei, dass die Hisbollah, unterstützt von den Mullahs im Iran, den Libanon in ein riesiges Waffen- und Sprengstofflager verwandelt hat“, sagte der saudische Politologe Mohammed al Shaikh.
Nasrallah und seine Drahtzieher im Iran scheren sich nicht um das Leid des libanesischen Volkes. Was sie interessiert, ist die Macht, die Ausbreitung ihrer Kontrolle auf andere arabische Länder und die Erfüllung ihres Ziels, das einzige erfolgreiche und demokratische Land im Nahen Osten zu zerstören: Israel. Neben dem Libanon haben Irans Terrorfiguren auch in Syrien, im Irak und im Jemen Verwüstung gestiftet. Welch eine Ironie, dass Nasrallah, der Terroranführer, der sein eigenes Land dezimiert hat, nun damit droht, einen anderen Staat in die Steinzeit zurückzuversetzen.
Bassam Tawil ist Muslim und lebt als Wissenschaftler und Journalist im Nahen Osten. Auf Englisch zuerst erschienen bei Gatestone Institute. Übersetzung der leicht gekürzten Fassung Audiatur-Online.