Ukraine droht Israel mit Grenzschliessung zu Wallfahrtsfest

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Ukrainische Sicherheitskräfte in der Nähe des Grabes von Rabbi Nachman in Uman, 25.09.2022. Foto IMAGO / NurPhoto
Ukrainische Sicherheitskräfte in der Nähe des Grabes von Rabbi Nachman in Uman, 25.09.2022. Foto IMAGO / NurPhoto
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Die traditionelle Wallfahrt religiöser Juden ins ukrainische Uman ist offenbar erneut gefährdet. Wie israelische Medien berichteten, drohte der ukrainische Botschafter in Israel, Jewgen Kornijtschuk, am Sonntagabend, die Ukraine werde vor den hohen jüdischen Feiertagen ihre Grenzen für Israelis schliessen, wenn die Abschiebung von Ukrainern aus Israel nicht aufhöre. Traditionell pilgern jeweils zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana, das in diesem Jahr am Abend des 15. September beginnt, Zehntausende gläubige Juden ins ukrainische Uman zum Grab des Rabbiners Nachman (1772-1810), eines des Begründers der jüdischen Strömung des Chassidismus.

Die Ukraine werde die Demütigungen ihrer Bürger bei der Einreise nach Israel nicht dulden und ihre Politik der Visafreiheit mit Israel beenden, so Kornijtschuk laut den Medienberichten. Er zitierte demnach aus einer Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj von Freitag zum harten Vorgehen gegen ukrainische Flüchtlinge. Diese sei gegen Israel gerichtet gewesen. Hintergrund sind verschiedene Massnahmen Israels gegen Flüchtlinge aus der Ukraine, darunter Berichte über Pläne zur Einstellung der Gesundheitsversorgung, die jedoch fallengelassen wurden.

Das israelische Aussenministerium widersprach laut Medienberichten den Aussagen des Botschafters. Hochrangige Vertreter der ukrainischen Regierung hätten Israel eine andere Botschaft übermittelt.

In der jüngsten Zeit war es laut Medienberichten zu wiederholten diplomatischen Zwischenfällen zwischen den beiden Ländern gekommen, darunter war auch die Einbestellung Kornijtschuks ins israelische Aussenministerium.

Angespannte Beziehungen

Im Juli hatte der Botschafter gewarnt, die Ukraine könnte die traditionelle Wallfahrt aus Angst vor russischen Anschlägen einschränken. Uman und seine Vororte seien mehrfach beschossen worden, es gelte “die Gefahr und damit auch die zu erwartende Besucherzahl” zu verringern.

2022 hatte Israel vor den hohen jüdischen Feiertagen aufgrund des russisch-ukrainischen Kriegs eine Reisewarnung für die Ukraine ausgesprochen und vor Pilgerfahrten nach Uman gewarnt. In den Jahren 2020 und 2021 war es aufgrund der Covid-19-Pandemie zu Einschränkungen und zu teils gewaltsamen Zwischenfällen bei der Uman-Wallfahrt gekommen.

Mit dem Neujahrsfest beginnt der jüdische Festmonat Tischri, in den auch der höchste jüdische Feiertag, der Versöhnungstag Jom Kippur (Vorabend des 24. September), sowie das 8-tägige Laubhüttenfest (Sukkot) und das Fest der Thora-Freude (Simchat Tora) fallen.

Anfang dieses Monats erwog die Ukraine Berichten zufolge die Aufhebung des Abkommens über die Visafreiheit mit Israel aufgrund der “unfreundlichen Handlungen gegenüber der Ukraine und der pro-russischen Position in der internationalen Arena”, aber Jerusalem hielt die ukrainischen Medienberichte zu diesem Zeitpunkt nicht für ernsthaft.

Israel hat sich aufgrund des aktiven militärischen Eingreifens Russlands im benachbarten Syrien mit direkter Militärhilfe für die Ukraine zurückgehalten, hat aber humanitäre Hilfe geleistet, darunter Medikamente und das erste Feldlazarett, das nach Ausbruch des Krieges auf ukrainischem Gebiet eingerichtet wurde.

Etwa 14.000 ukrainische Flüchtlinge leben derzeit in Israel, während über 4.000 die Staatsbürgerschaft nach dem Rückkehrgesetz erhalten haben.

KNA/akr/gbo/Aud

1 Kommentar

  1. Selenski sollte sich mässigen, unterstützt die Ukraine doch 90% der antiisraelischen UNO-Resolutionen…

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