Archäologen haben in Russland eine Synagoge aus der Zeit des Zweiten Tempels ausgegraben. Das Bauwerk war Teil der antiken griechischen Stadt Phanagoria, die in der Nähe des Schwarzen Meeres liegt.
Forscher der Russischen Akademie der Wissenschaften sind aufgrund von Marmortafeln mit den Inschriften „Gebetshaus“ und „Synagoge“ zu dem Schluss gekommen, dass die Synagoge mindestens seit dem frühen ersten Jahrhundert nach Christus in Betrieb war. Es wird geschätzt, dass sie 500 Jahre lang bis zum sechsten Jahrhundert stand, als die Stadt von verschiedenen Barbarenstämmen geplündert wurde.
Die Volnoe Delo-Stiftung des russischen Milliardärs Oleg Deripaska unterstützt die seit 2004 laufenden Ausgrabungsarbeiten finanziell.
„Die Grundstruktur der Synagoge und die Umrisse der Wände, die im Laufe der Zeit sorgfältig erhalten geblieben sind, wurden auf der malerischen Taman-Halbinsel am Schwarzen Meer ausgegraben“, erklärte Ruben Bunyatyan von der Stiftung gegenüber Neos Kosmos, einer Zeitung der griechischen Gemeinde in Melbourne, Australien.
Die Archäologen berichteten, dass die Synagoge rechteckige Abmessungen von 21 mal 6 Metern hatte. Sie war in zwei Bereiche unterteilt, die jeweils mehr als 60 Quadratmeter gross waren.
Zu den weiteren Funden gehören Menorahs aus Marmor und ein Liturgietisch sowie eine Stele aus dem fünften Jahrhundert nach Christus, auf der das griechische Wort „Synagoge“ steht.
Phanagoria wurde 356 v. Chr. von griechischen Kolonisten aus Teos an der Westküste Anatoliens gegründet, die nach ihrem Konflikt mit dem persischen König Kyros dem Grossen aus Kleinasien flohen. Die Stadt diente als Hauptstadt des Bosporanischen Königreichs und war ein wichtiger Handelsknotenpunkt, der den südlichen Kaukasus mit den mäotischen Sümpfen verband.
Der Zweite Tempel wurde auf den Ruinen des Ersten Tempels errichtet und stand von 516 v. Chr. bis zu seiner Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 n. Chr. in Jerusalem.
„Alle religiösen Zeremonien wurden um den Tempel herum abgehalten, so dass Synagogen eine Seltenheit waren. Während die frühesten Synagogen aus dem dritten Jahrhundert [v. Chr.] stammen, wurde ihr Bau im dritten Jahrhundert [n. Chr.] deutlich ausgeweitet. Die Synagoge von Phanagoria ist ein bahnbrechendes Beispiel für diese frühen Gotteshäuser und wirft ein Licht auf eine Epoche der jüdischen Geschichte, die nur selten in den Blick genommen wird“, so Bunyatyan.