Zionismus, Normalisierung und Integration

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US-Präsident Donald Trump, der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu, der Minister für auswärtige Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Abdullah bin Zayed Al Nahyan, und der Aussenminister von Bahrain, Dr. Abdullatif bin Rashid Al Zayani, bei einem gemeinsamen Spaziergang vor der Unterzeichnung des Abraham-Abkommens, in dem die Länder Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate Israel anerkennen, am 15. September 2020 im Weissen Haus in Washington, DC. Foto IMAGO / UPI Photo
US-Präsident Donald Trump, der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu, der Minister für auswärtige Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Abdullah bin Zayed Al Nahyan, und der Aussenminister von Bahrain, Dr. Abdullatif bin Rashid Al Zayani, bei einem gemeinsamen Spaziergang vor der Unterzeichnung des Abraham-Abkommens, in dem die Länder Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate Israel anerkennen, am 15. September 2020 im Weissen Haus in Washington, DC. Foto IMAGO / UPI Photo
Lesezeit: 4 Minuten

Als Israel die Abraham-Abkommen unterzeichnete, schrieb der Haaretz-Reporter Anshel Pfeffer: “Zionismus ist ein archaischer und irreführender Begriff in unserer Zeit.” Pfeffer war nicht der erste, der behauptete, dass der Zionismus zwar eine Bewegung war, die die jüdische Geschichte für immer verändert hat, seine Ziele jedoch am 14. Mai 1948 mit der Gründung des Staates Israel erfüllt worden seien. Seiner Meinung nach war der Zionismus eine Bewegung mit einem einzigen Ziel: der Gründung eines jüdischen Staates. Sobald dies geschehen war, sei der Zionismus irrelevant geworden.

von Rabbi Uri Pilichowski

Pfeffer liegt völlig falsch. Seine Position spiegelt ein Missverständnis über das Wesen des Zionismus wider. Beim Zionismus geht es nicht nur um die Errichtung eines jüdischen Staates. Es geht auch um die Entwicklung und das Wachstum des jüdischen Volkes in seinem Heimatland.

Dies wirft jedoch die Frage auf: Was sind die nächsten Ziele des Zionismus?

In der israelischen Unabhängigkeitserklärung heisst es, dass eines der Ziele des jüdischen Staates der Frieden mit seinen arabischen Nachbarn ist: “Wir reichen allen Nachbarstaaten und ihren Völkern die Hand in einem Angebot des Friedens und der guten Nachbarschaft und appellieren an sie, mit dem souveränen jüdischen Volk, das sich in seinem eigenen Land niedergelassen hat, Beziehungen der Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe aufzubauen. Der Staat Israel ist bereit, seinen Beitrag zu einer gemeinsamen Anstrengung für den Fortschritt des gesamten Nahen Ostens zu leisten.”

Offensichtlich war Israel nicht daran interessiert, ein Pariastaat zu sein. Israel sollte eine integrale Rolle in der Region spielen.

Die drei Nein

Israels Träume von Frieden und Integration in die arabische Welt wurden durch das arabische Ziel der Zerstörung Israels in Frage gestellt. In der Resolution von Khartum, die 1967 zum Abschluss eines Gipfeltreffens der Arabischen Liga nach dem Sechs-Tage-Krieg verabschiedet wurde, heisst es: “Die arabischen Staatschefs sind übereingekommen, ihre politischen Bemühungen auf internationaler und diplomatischer Ebene zu vereinen, um die Auswirkungen der Aggression zu beseitigen und den Rückzug der aggressiven israelischen Streitkräfte aus den arabischen Gebieten sicherzustellen, die seit der Aggression vom 5. Juni besetzt sind. Dies wird im Rahmen der wichtigsten Grundsätze geschehen, an denen die arabischen Staaten festhalten, nämlich kein Frieden mit Israel, keine Anerkennung Israels, keine Verhandlungen mit ihm und Beharren auf den Rechten des palästinensischen Volkes in seinem eigenen Land.”

Der letzte Satz wurde als die “drei Nein” bezeichnet. Sie dauerten fast ein halbes Jahrhundert.

Die erste Abkehr von den “drei Neins” war die Entscheidung Ägyptens, 1979 ein Friedensabkommen mit Israel auszuhandeln und zu unterzeichnen. Damals wandte sich der israelische Premierminister Menachem Begin an das ägyptische Volk und sagte: “Wir wollen keine Auseinandersetzungen mit euch. Lasst uns zueinander sagen, und lasst es einen stillen Schwur beider Völker, Ägyptens und Israels, sein: Keine Kriege mehr, kein Blutvergiessen und keine Drohungen mehr. Lassen Sie uns nicht nur Frieden schliessen, lassen Sie uns auch den Weg der Freundschaft, der aufrichtigen und produktiven Zusammenarbeit einschlagen. Wir können uns gegenseitig helfen. Wir können das Leben unserer Völker besser, einfacher und glücklicher machen.”

Die eigentliche Beseitigung der “drei Neins” war das Abraham-Abkommen von 2020. Damals erklärte der israelische Premierminister Benajmin Netanjahu: “Trotz der vielen Herausforderungen und Schwierigkeiten, denen wir alle gegenüberstehen, sollten wir einen Moment innehalten und diesen bemerkenswerten Tag würdigen. Lasst uns über alle politischen Gräben hinwegsehen. Lassen wir allen Zynismus beiseite. Lasst uns an diesem Tag den Puls der Geschichte spüren. Denn lange nachdem die [Covid-]Pandemie vorüber ist, wird der Frieden, den wir heute schliessen, Bestand haben.”

Dieser Erfolg war eigentlich kontraintuitiv. Jahrzehntelang war ein Friedensabkommen mit den Palästinensern als nächste Grenze des Zionismus angesehen worden. Man ging davon aus, dass im Falle eines solchen Abkommens der Frieden mit der gesamten arabischen Welt schnell folgen würde. Das ursprüngliche Ziel des Zionismus, eine normale Nation im Nahen Osten zu werden, könnte endlich verwirklicht werden.

Doch die zweite Intifada und die anhaltende palästinensische Unnachgiebigkeit haben die meisten Israelis davon überzeugt, dass die Palästinenser den Frieden ohne Israel und nicht mit Israel wollen. Solange der Judenhass in der palästinensischen Gesellschaft und insbesondere im palästinensischen Bildungssystem vorherrscht, scheint es tatsächlich so zu sein, dass der Hass über den Frieden siegen wird. Nichtsdestotrotz sind die Abraham-Abkommen ein hoffnungsvolles Zeichen. Sie haben gezeigt, dass ein Frieden mit einem Grossteil der arabischen Welt möglich ist, obwohl die Palästinenser traditionell ein “Veto” gegen solche Abkommen einlegen. Das nächste Ziel des Zionismus sollte die vollständige Integration in den Nahen Osten sein. Während dies vor einigen Jahren noch wie ein Hirngespinst erschienen sein mag, scheint es heute eine sehr reale Möglichkeit zu sein.

Rabbiner Uri Pilichowski ist in zahlreichen Bildungseinrichtungen als Dozent tätig. Er ist Autor von drei Büchern und unterrichtet weltweit Tora, Zionismus und Israelkunde. Auf Englisch zuerst erschienen bei Jewish News Syndicate. Übersetzung Audiatur-Online.

1 Kommentar

  1. Präsident Trump hat im Nahen Osten vieles positiv bewegt und ISRAEL gestärkt. Es entstanden dadurch echte Beziehungen zu einigen arabischen Staaten.
    Trump wird von Links-Liberalen deswegen gehasst. Diese Kräfte wollen nun alles wieder zurückdrehen.
    In Deutschland sind es nicht nur die links-grünen Kräfte, die trotz aller Lippenbekenntnisse zu ISRAEL, ebenfalls alles rückgängig machen wollen. Das fing schon unter Merkel (CDU) an, die nicht nur den früheren deutschen Botschafter bei den UN, Heusgen, anwies, bei den vielen Resolutionen gegen ISRAEL zu stimmen.
    Merkel war es auch, die die von Trump eingestellten Zahlungen an die PA-Gebiete in Höhe von 350 Mio. USD übernahm und ohne Parlamentsbeschluss (!) an die PLO seit dem überwies. Dabei gab es und gibt es keine Kontrolle über die Verwendung dieser vom Steuerzahler aufgebrachten Summe. Auch die von dem Terroristen Arafat auf seine privaten Konten in der Schweiz abgezweigten 900 Mio. (Recherche des IWF 2004) wurden nicht zurückgefordert.
    Das gutsherrliche Auftreten des deutschen Bundespräsidenten wird noch immer geduldet. Regelmäßig bedauert er die Ermordung von sechs Millionen Juden. Trotzdem ehrte er ausgerechnet am 8. Mai 2017 den Judenhasser Arafat in Ramallah mit einer Kranzniederlegung „im Namen seiner Landsleute“ und mit militärischer Ehrenformation. Das war kein politischer „Ausrutscher“! Frank-Walter Steinmeier (SPD) sandte auch dem iranischen Mullah-Regime, das ISRAEL vernichten will, seine „herzlichen Glückwünsche“ zum Jahrestag der „Islamischen Revolution“ von 1979, als die Menschenrechte dort beseitigt und die Shari´a stattdessen eingesetzt wurde.
    Ist der deutsche Bundespräsident etwa ein Antisemit? Bis jetzt hat ihm sein politisches Fehlverhalten nicht geschadet. Das wird auch deutlich, wenn er zu den jährlichen martialischen Aufmärschen von „Palästinensern“ und LINKEN am sogenannten „Jerusalem-Tag“ vor seiner Haustür schweigt. Dort werden dann auch schon mal – unter Polizeibegleitung! – Transparente gezeigt, die eindeutig strafbar sind: „Juden ins Gas!“ oder „Destroy ISRAEL!“ etc.
    Allein in Berlin leben ca. 50.000 „Palästinenser“ gut und gerne – auch ohne Arbeit! Im Zweifelsfall eine fünfte Kolonne, wenn es mal krachen sollte.

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