Experten: Ältere messen Schoah mehr Bedeutung bei als Jüngere

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Das Mahnmals der Shoah in Paris am 18. April 2023. Foto IMAGO / ABACAPRESS
Das Mahnmals der Shoah in Paris am 18. April 2023. Foto IMAGO / ABACAPRESS
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Ältere Menschen messen der Schoah einer Befragung in Rheinland-Pfalz zufolge eine größere Bedeutung für die eigene Familie und die eigene Zukunft bei als jüngere. Etwa 60 Prozent der 60- bis 84-Jährigen gaben an, das Thema sei “wichtig” oder “sehr wichtig”, wie aus einer Online-Befragung der Universität und der Hochschule Koblenz hervorgeht. In der Gruppe der 36- bis 59-Jährigen stimmten dem 37 Prozent der Befragten zu, bei den 10- bis 35-Jährigen waren es 31 Prozent. Die Wissenschaftler teilten Zwischenergebnisse eines Forschungsprojekts in Rheinland-Pfalz zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in Familien mit.

Projektleiterin Inka Engel von der Universität Koblenz sagte am Mittwoch auf Anfrage der KNA, gerade Jüngere hätten in der Schule viel zum Thema gelernt und oft auch eine Gedenkstätte oder ein ehemaliges Konzentrationslager besucht. Ihnen fehle jedoch oftmals “der Blick dafür, dass die Schoah nicht ein Verbrechen von Einzeltätern war, sondern ein systematischer Völkermord, der erst durch die Vielzahl der Mitläufer so ermöglicht wurde”. Ein solches Bewusstsein sei wichtig, um Anzeichen für antisemitische, rassistische und faschistische Entwicklungen in der heutigen Gesellschaft zu erkennen.

Die Befragung habe darüber hinaus gezeigt, dass zum Holocaust als historischem Ereignis zwar viel Wissen bestehe. Weniger stark ausgeprägt sei aber die Kenntnis über die konkrete Ideologie des NS-Systems, die Haltung der Deutschen damals zum Nationalsozialismus, über den Alltag zwischen 1933 und 1945 und zur Aufarbeitung der Verbrechen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Für die Zwischenergebnisse werteten Wissenschaftler den Angaben zufolge Online-Fragebögen von 446 Menschen in Rheinland-Pfalz aus. Projektleiterin Engel zufolge sind Altersstruktur, Geschlechterverhältnis, Religionszugehörigkeit und Wohnort der Befragten gemischt. Der rheinland-pfälzische Landtag beauftragte das Projekt. Es läuft seit Januar. Ende des Jahres sollen weitere Ergebnisse mitgeteilt werden.

KNA/afr/dmu/joh

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