Neues Projekt erforscht und dokumentiert jüdische Friedhöfe

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Jüdischer Friedhof in Erfurt. Foto IMAGO / Jacob Schröter
Jüdischer Friedhof in Erfurt. Foto IMAGO / Jacob Schröter
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35 jüdische Friedhöfe, 33.600 Grabmale und mehr als 19.000 Inschriften aus ganz Deutschland: Forschende aus Bayern und Nordrhein-Westfalen wollen sie untersuchen und dokumentieren. Das Projekt ist über 24 Jahre angelegt, wie die Bayerische Akademie der Wissenschaften in München ankündigte. Die Ergebnisse sollen eine Forschungslücke schließen und als digitale Text- und Bildsammlung veröffentlicht werden. Zugleich sei es eine Möglichkeit, dem Verfall zuvorzukommen, hieß es.

In Deutschland haben sich den Angaben zufolge vom 11. Jahrhundert an etwa 2.400 jüdische Friedhöfe erhalten. “Kein anderes europäisches Land besitzt – trotz großer Verluste – eine vergleichbar alte, reiche und vielschichtige Überlieferung. Die Friedhöfe zählen zu den ältesten Zeugnissen der Sepulkralkultur in Deutschland.”

Ihre Erhaltung, Dokumentation, Erschließung und Vermittlung sei eine Aufgabe von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung, so die Akademie. Dennoch hätten sie bislang nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die ihnen als “religiös-kulturellen Orten der Erinnerung, als Ausdruck individueller und korporativer jüdischer Identität sowie als historischen, literarischen und materiellen Quellen” zukomme.

Das Vorhaben mit ausgewählten jüdischen Friedhöfen trägt den Titel “Steinerne Zeugen digital – Deutsch-jüdische Sepulkralkultur zwischen Mittelalter und Moderne – Raum, Form, Inschrift”. Abgedeckt werde ein Untersuchungszeitraum von der Frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert, hieß es. Neben den Inschriften sollen geografische Gegebenheiten der Anlage, bauliche Merkmale wie das Material, die Formensprache, der Erhaltungszustand und die Anordnung der Grabmale erfasst werden.

An dem Projekt nehmen Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Disziplinen teil, wie Judaistik und Bauforschung. Dies ermögliche neue Forschungsfragen und Perspektiven auf das jüdische Leben jenseits großer Zentren. Das Projekt wird an zwei Arbeitsstellen am Steinheim-Institut der Universität Duisburg-Essen und an der Universität Bamberg gemeinsam durchgeführt. Projektträger sind die Bayerische Akademie der Wissenschaften und die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste.

KNA/lwi/jps

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