Hilfswerk: Religionsfreiheit weltweit unter Druck

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Ngarannam im Bundesstaat Borno im Nordosten Nigerias, einer Hochburg der Terrororganisation Boko Haram. Foto IMAGO / photothek
Ngarannam im Bundesstaat Borno im Nordosten Nigerias, einer Hochburg der Terrororganisation Boko Haram. Foto IMAGO / photothek
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Das Hilfswerk “Kirche in Not” hat in vielen Ländern der Erde Einschränkungen der Religionsfreiheit beobachtet. Alle zwei Jahre berichtet die Organisation davon. Betroffen seien alle Religionen, nicht nur Christen.

von Michael Kinnen

Nach Informationen des internationalen katholischen Hilfswerks “Kirche in Not” ist die Religionsfreiheit in 61 Ländern der Erde in den vergangenen beiden Jahren verletzt worden. Fast 4,9 Milliarden Menschen und damit mehr als 62 Prozent der Weltbevölkerung lebten in Ländern mit ernster oder sehr ernster Verletzung der Religionsfreiheit, erklärte das Hilfswerk am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung des Berichts “Religionsfreiheit weltweit”.

Das bedeute nicht, dass alle Angehörigen einer Religionsgruppe in diesen Ländern verfolgt würden. In vielen dieser Länder seien religiöse Minderheiten aber am stärksten betroffen. Verantwortlich für Einschränkungen der Religionsfreiheit seien vor allem autoritäre Regierungen, aber auch islamistischer Extremismus und ethnoreligiöser Nationalismus.

Der seit 1996 alle zwei Jahre erscheinende Bericht umfasst Beobachtungen in 196 Ländern. In der “Kategorie rot” berichtet das Hilfswerk aus 28 Ländern von Verfolgung aufgrund des Glaubens. Dazu zählen Afghanistan, der Iran oder Nordkorea, aber auch afrikanische Länder wie Burkina Faso, Mali, Sudan oder Libyen. Erstmals erscheint auch Nicaragua in der “Kategorie rot”. Dort leide insbesondere die katholische Kirche unter Repression der Regierung Ortega. In 33 weiteren Ländern hat das Hilfswerk in der “Kategorie orange” Diskriminierung aufgrund der Religionszugehörigkeit beobachtet. Nur in neun Ländern habe sich die Lage seit 2021 leicht verbessert, darunter in Ägypten, Äthiopien und Jordanien. 

Der Geschäftsführer von “Kirche in Not” in Deutschland, Florian Ripka, bezeichnete die beobachteten Entwicklungen als Weckruf, “denn die schwierige Situation der Religionsfreiheit ist ein Indikator dafür, dass auch andere grundlegende Menschenrechte wie Meinungsfreiheit oder politische Mitbestimmung mit Füssen getreten werden”.

Ripka begrüsse die Einrichtung eines Beauftragten der Bundesregierung für Religionsfreiheit, wünschte sich aber einen verstärkten Einsatz. Es habe jenseits medialer Wirkung auch grossen Einfluss, wenn Vertreter der Regierung oder Parlamentarier bei Auslandsreisen die Situation der Menschenrechte und insbesondere der Religionsfreiheit ansprächen, erklärte Ripka.

In 40 Ländern der Erde seien seit 2021 Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt oder gar getötet worden. Alleine im afrikanischen Burkina Faso berichtet “Kirche in Not” von 3.600 Getöteten im Jahr 2022 – fast 10 pro Tag. Dem Bericht zufolge sind seit 2021 in 34 Ländern Gebetsstätten und religiöse Einrichtungen angegriffen oder beschädigt worden. Vermehrt würden auch Muslime verfolgt, etwa in Indien oder Myanmar; aber auch jüdische Gemeinschaften im Westen seien im beobachteten Zeitraum häufiger Ziele von Angriffen gewesen. Die Einschränkung der Religionsfreiheit betreffe alle Religionen.

“Kirche in Not” wurde 1947 als Solidaritätsaktion gegründet. Das Hilfswerk widmet sich nach eigenen Angaben durch Information, Gebet und Hilfe dem Dienst an Christen weltweit, wo immer diese verfolgt oder unterdrückt werden. Sitz der internationalen Zentrale “Aid to the Church in Need, ACN” ist Königstein im Taunus.

KNA/mik/cas

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