Palästinensische Terroristen haben am Mittwochnachmittag Hunderte von Raketen auf den Süden und das Zentrum Israels aus dem Gazastreifen abgefeuert. Die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) haben nach eigenen Angaben Raketenabschussrampen des palästinensischen Islamischen Dschihad im Gazastreifen bombardiert.
Mindestens drei Raketen wurden gegen 14.20 Uhr auf Tel Aviv und Umgebung abgefeuert, die jedoch keine Verletzten oder sonstigen Schäden verursachten.
Die israelischen Verteidigungsstreitkräfte teilten am Mittwoch mit, dass sie einen Drohnenangriff auf Mitglieder des Islamischen Dschihad in einem Fahrzeug durchgeführt haben, die auf dem Weg zu einer Raketenabschussbasis in der Nähe von Khan Younis im südlichen Gaza-Streifen waren.
Kurz darauf griff die israelische Luftwaffe weitere Raketenabschussanlagen des Islamischen Dschihad im gesamten Gazastreifen an, wie das Militär mitteilte.
Militärsprecher Admiral Daniel Hagari erklärte gegenüber den Medien, dass die IDF vor den Angriffen Mitglieder des Islamischen Dschihad identifiziert hätten, die den Abschuss von Raketen vorbereiteten.
„Jetzt, wo wir mit Luftangriffen gegen unterirdische Abschussrampen begonnen haben, sollten wir in den nächsten Stunden mit Raketenbeschuss rechnen“, sagte Hagari.
Weniger als eine Stunde später wurden mehrere Raketensalven auf die südlichen Städte Sderot und Aschkelon, auf nahe gelegene Städte sowie weiter nördlich auf die Küstenstadt Aschdod und Tel Aviv abgefeuert.
Israel ist bereit, die Operation „Schild und Pfeil“ auszuweiten, um den Gazastreifen noch härter anzugreifen, sagte Premierminister Benjamin Netanjahu am Mittwoch.
Netanjahu äusserte sich in einem Telefongespräch mit Bürgermeistern von Städten im Süden Israels, während Terrorgruppen Hunderte von Raketen aus dem Gazastreifen auf israelische Zivilgebiete, vor allem im Süden, abfeuerten.
„Wir sind auf die Möglichkeit einer Ausweitung der Kampagne und auf sehr schwere Schläge vorbereitet, jetzt und auch später“, sagte der Premierminister.
Ein Haus in der Stadt Sderot im Süden des Landes erlitt einen direkten Treffer. Laut israelischen Medienberichten befand sich niemand darin, aber es entstand Sachschaden.
Im Kibbuz Nirim wurde ein Kindergarten getroffen. Es wurden keine Verletzten gemeldet.
Das Barzilai Medical Center in Aschkelon teilte mit, dass die Ärzte zwei Israelis behandelten, die verletzt wurden, als sie in die Bunker flüchteten. Mehrere Personen wurden wegen akuter Angstzustände behandelt.
Flüge, die auf dem Ben-Gurion-Flughafen ankommen sollten, wurden laut dem Internetportal Ynet kurzzeitig verzögert, als eine Raketensalve auf die Zentralregion abgefeuert wurde. Die Maschinen kreisten mehrere Minuten lang ausserhalb des Flughafens, bevor sie sicher landeten.
Tausende Israelis evakuiert
Quellen aus dem Umfeld der Hamas erklärten am Mittwoch gegenüber der libanesischen, Hisbollah-nahen Zeitung Al-Akhbar, dass „die Antwort durch den militärischen Zusammenschluss der Widerstandsgruppen einheitlich ausfallen und der Besatzung [Israel] eine grosse Lektion erteilen wird, und dass die Antworten nicht auf eine bestimmte Gruppe oder eine bestimmte Front beschränkt sein werden, sondern alle Fronten zur Teilnahme an der Antwort aufgefordert sind“.
Ein hochrangiger israelischer Beamter erklärte jedoch gegenüber Walla, dass die Hamas sich nicht dem Islamischen Dschihad angeschlossen hat, um Raketen auf den jüdischen Staat abzuschießen.
„Die Hamas hat kein Interesse, sich zu beteiligen. Sie ist nicht aktiv und wird es auch nicht sein, obwohl sie Stellungnahmen abgibt“, fügte die Quelle hinzu.
Tausende von Israelis, die in der Nähe der Grenze zum Gazastreifen leben, wurden nach den gezielten Tötungen vom Dienstag evakuiert. Verteidigungsminister Yoav Gallant hatte die Maßnahme in Erwartung von Raketenbeschuss genehmigt.
Die Evakuierten wurden mit Bussen in Hotels, Herbergen und Gästehäuser in ganz Israel gebracht, wo sie drei Tage bleiben können, wobei die Möglichkeit einer Verlängerung je nach Sicherheitslage besteht.
Viele andere Bewohner der Region um den Gazastreifen sind auf eigene Initiative vorübergehend in andere Teile des Landes umgezogen.
Nach palästinensischen Angaben wurden 25 Menschen im Gazastreifen getötet, darunter vier hochrangige Kommandeure des Islamischen Dschihad und mindestens sechs weitere bewaffnete Mitglieder des Islamischen Dschihad. Bei vier weiteren handelte es sich um bewaffnete Mitglieder der Volksfront zur Befreiung Palästinas PFLP, die am Abschuss von Raketen beteiligt waren.
Laut der israelischen Armee hat der Islamische Dschihad, mindestens vier palästinensische Zivilisten im Gazastreifen bei fehlgeschlagenen Raketenabschüssen getötet.