Zwei Menschen wurden getötet, als ein tunesischer Marineoffizier am Dienstagabend das Feuer auf eine Synagoge auf der Insel Djerba eröffnete, wo Hunderte von Juden ihre jährliche Pilgerreise abhielten, berichteten tunesische Sicherheitsbehörden. Die Besucher der Synagoge hatten sich zum jüdischen Feiertag Lag Ba’Omer versammelt.
Bei den Opfern unter den Betenden handelte es sich um Adiel Hadad, einen 30-jährigen tunesisch-israelischen Doppelbürger, der in Netivot (Israel) lebt, und seinen Cousin Benjamin Haddad, einen in Frankreich lebenden jüdischen Geschäftsmann, erklärte die Vorsitzende des Weltverbandes des tunesischen Judentums in Israel, Dr. Miryam Gez-Avigal, gegenüber der Zeitung The Times of Israel.
Bei dem hinterhältigen Anschlag auf die gut gesicherte El-Ghriba-Synagoge wurde auch ein Wachmann getötet, neun weitere Personen, darunter vier Zivilisten, wurden verletzt, wie das tunesische Innenministerium am frühen Mittwoch mitteilte.
Der Europäische Jüdische Kongress (EJC) zeigt sich bestürzt und empört über den tödlichen Terroranschlag auf eine Synagoge im tunesischen Djerba. Weltweit richteten sich weiter unzählige Terroranschläge gegen Juden, „selbst wenn sie im Gebet versammelt sind“, erklärte EJC-Präsident Ariel Muzicant (Mittwoch) in Brüssel. Alle Länder hätten die grosse Verantwortung, nicht nur die Terrororganisationen, sondern auch jene Terrorstaaten zu isolieren, die sie unterstützen“.
Der Europäische Jüdische Kongress erklärte: „Wir sprechen den Familien der Opfer unser tief empfundenes Beileid aus und danken für das schnelle Eingreifen der tunesischen Polizei. Das hat zweifellos einen geplanten Massenmord in der Synagoge verhindert.“
Vor dem Hintergrund des Anschlags auf die Synagoge in Tunesien, beobachten die israelische Regierung und die Jewish Agency seit einigen Monaten eine ernsthafte Bedrohung der jüdischen Gemeinde in Djerba, wie The Jerusalem Post berichtet.
Ein hochrangiger israelischer Regierungsvertreter habe vor zwei Monaten in einer nichtöffentlichen Besprechung mit jüdischen Vertretern erklärt, dass „in einer kleinen jüdischen Gemeinde in Tunesien Juden von den Medien und der örtlichen Polizei schikaniert werden, wobei von der örtlichen Regierung Antisemitismus zu spüren ist“.
Weiter sagte er: „Wir arbeiten zusammen mit der Jewish Agency und dem Ministerium für Alija und Integration daran, die Situation zu analysieren und zu versuchen, die Juden nach Israel zu bringen.“
Im April 2002 waren bei einem islamistischen Anschlag auf die Synagoge rund 20 Menschen ums Leben gekommen, die meisten davon deutsche Touristen. Damals war ein Tanklaster mit 5.000 Litern Flüssiggas gegen das Gotteshaus gesteuert worden und explodierte. Weitere rund 30 Personen wurden teils schwer verletzt.
Heutzutage leben in Djerba noch etwa 1.500 Juden. Die jüdische Gemeinde zählte früher über 100.000 Angehörige, von denen die meisten in den 1950er Jahren ausgewandert sind.
KNA/brg/Aud