DNA-Test an Traubenkernen in Israel: 1.100 Jahre Kontinuität

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Weinberg mit Rebstöcken in Qumran, in der Judäischen Wüste. Foto IMAGO / robertharding
Weinberg mit Rebstöcken in Qumran, in der Judäischen Wüste. Foto IMAGO / robertharding
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1.100 Jahre Kontinuität: Der heutige Wein aus den Rebsorten Syriki und Be’er ist ähnlich dem, den Menschen in der südlichen Levante schon im 10. Jahrhundert getrunken haben. Bei einer DNA-Untersuchung konnten Forscher unter der Leitung des Museums für Naturgeschichte der Universität Tel Aviv (TAU) genetische Verbindungen zwischen Rebsorten aus byzantinischer Zeit und den beiden modernen Traubensorten nachweisen, wie die Universität mitteilte. Die Forschungsergebnisse wurden jüngst in der Fachzeitschrift „PNAS“ veröffentlicht.

Ausgangspunkt der Untersuchung war demnach der Fund eines grossen Horts an guterhaltenen Traubenkernen bei Ausgrabungen in der antiken Negev-Stadt Avdat. Mittels paläogenetischer Untersuchung sei es gelungen, DNA aus den Traubenkernen zu extrahieren. Ein Vergleich habe ergeben, dass ein Samen fast identisch mit der Sorte Syriki sei, die bis heute in Griechenland und im Libanon für hochwertigen Rotwein angebaut wird. Ein zweiter Traubenkern sei mit der weissen Sorte Be’er verwandt, die in Israel endemisch sei und heute noch in verlassenen Weinbergen in den Dünen von Palmachim an der zentralisraelischen Mittelmeerküste wachse. Beide Traubenkerne stammen laut Forschern aus der Zeit um 900 nach Christus.

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Alte lokale Weintraubensamen aus Shivta, Israel. Foto: Prof. Guy Bar-Oz, Universität Haifa

Ausgrabungen in der Negev-Wüste haben laut dem in Haifa lehrenden Archäologen Guy Bar-Oz „eine blühende Weinindustrie aus der byzantinischen und früharabischen Zeit ans Licht gebracht“. Zu den Funden gehören demnach grosse Weinpressen und Krüge zum Lagern des Weins, der nach Europa exportiert wurde. Im Zuge der muslimischen Eroberung im 7. Jahrhundert sei wegen des Alkoholverbots im Islam dieser Wirtschaftszweig allmählich zurückgegangen und erst nach der Gründung Israels wieder aufgenommen worden.

Die Funde sind nach Einschätzung der Forscher bedeutend für die moderne Weinindustrie Israels, die sich bislang hauptsächlich auf aus Europa importierte Rebsorten stütze. Die lokalen Bedingungen seien für die importierten Rebsorten nicht optimal. Entsprechend eröffne die Studie „neue Wege für die Wiederherstellung und Verbesserung alter lokaler Sorten, um Weintrauben zu erzeugen, die für schwierige klimatische Bedingungen wie hohe Temperaturen und geringe Niederschläge besser geeignet sind“.

KNA/akr/brg