Eine Forscherin hat Studien zu Antisemitismus unter Muslimen und Menschen mit Migrationshintergrund ausgewertet. Das Ergebnis: Ja, es gibt Zustimmung zu judenfeindlichen Aussagen. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.
von Leticia Witte
Musliminnen und Muslime in Deutschland stimmen laut einer Untersuchung häufiger klassisch antisemitischen Aussagen zu als Menschen anderer Religionszugehörigkeit. Das trifft auch auf israelbezogene Judenfeindschaft zu, wie aus der Ausarbeitung des Mediendienstes Integration hervorgeht, die am Mittwoch online vorgestellt wurde. Sie beleuchtet nicht nur Antisemitismus unter Menschen muslimischen Glaubens, sondern auch mit Migrationshintergrund.
Auch bei diesen ist demnach Antisemitismus in Bezug zum Staat Israel weiter verbreitet als bei Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte. So sei in einigen Herkunftsländern vor allem des Nahen Ostens Antisemitismus weiter verbreitet als in Deutschland oder sogar Teil „staatlicher Propaganda“. Ein nicht eindeutiges Bild ergebe sich beim klassischen Antisemitismus: Dort fänden Studien aus den vergangenen Jahren mal höhere, mal niedrigere Zustimmungswerte.
Die Leugnung des Holocaust oder eine Täter-Opfer-Umkehr, der „sekundäre Antisemitismus“, sei dagegen unter Menschen mit Migrationshintergrund weniger weit verbreitet als bei denen ohne Zuwanderungsgeschichte. Zwischen Musliminnen und Muslimen und Angehörigen anderer Religionen gebe es kaum Unterschiede. Da es auch um eine Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte und der deutschen Identität gehe, sei dies weniger relevant für Deutsche mit Migrationshintergrund – „und für Menschen ohne deutschen Pass umso weniger“.
Die Untersuchung betont jedoch zugleich, dass Antisemitismus unter Musliminnen und Muslimen oft eher eine Folge konservativ-autoritärer Einstellungen sei als der Religion an sich. Das gehe etwa aus dem „Berlin-Monitor“ von 2019 hervor, der Zustimmungswerte unter Musliminnen und Muslimen mit denen von AfD-Wählern vergleiche.
Auch gebe es Hinweise, dass regionale beziehungsweise nationale Diskurse – im Fall von Migrantinnen und Migranten etwa im Herkunftsland – einen stärkeren Einfluss auf negative Einstellungen gegenüber Jüdinnen und Juden hätten als religiöse Zugehörigkeit. Hinzu kämen unterschiedliche Einstellungen innerhalb der Glaubensrichtungen des Islams. Und es gebe auch Menschen christlichen Glaubens, die Ressentiments zeigten.
Einschränkungen gebe es bei der Kategorie „Migrationshintergrund“, die nur bedingt aussagekräftig sei: „Wichtige Faktoren für antisemitische Einstellungen sind, wie lange die jeweiligen Personen bereits in Deutschland leben, ob sie eingebürgert wurden und aus welchem Herkunftsland sie kommen“, heisst es. So schwinde etwa eine höhere Zustimmung zu antisemitischen Aussagen, je länger Migrantinnen und Migranten in Deutschland lebten.
Das Bundeskriminalamt hatte für 2021 einen Höchststand von bundesweit 3.027 antisemitisch motivierten Straftaten verzeichnet. Die Mehrheit wurde dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet.
Die neue Untersuchung hält fest: „In der gesamten Gesellschaft ist Antisemitismus weit verbreitet.“ Dafür wurden Studien von 2017 bis 2022 ausgewertet. Autorin ist Sina Arnold vom Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin. Der Mediendienst Integration versteht sich als ein Informationsservice für Journalistinnen und Journalisten zu den Themen Flucht, Migration und Diskriminierung.
KNA/lwi/joh
Im Koran ist Judenfeindlichkeit ganz normal. Juden werden als Abkommen von Affen und Schweinen bezeichnet und er ruft zum Töten von Juden auf.
In diesem Artikel wird wieder einmal schön ignoriert, daß der islamische Antisemitismus sich aus dem Koran speist, und eben — primär — nichts mit Israel zu tun hat. Deshalb ist ein Islam ohne Antisemitismus auch nicht denkbar.
Lesenswert dazu sogar die Broschüre vom Bundesverfassungsschutz(!):
einfach „Antisemitismus Islamismus Bundesamt für Verfassungsschutz“ in die Suchmaske eingeben.
(In der Broschüre selbst ist dann von Islam die Rede).
P.S. @Jürgen Friedrich: ja, der Begriff „Antisemitismus“ ist eigentlich falsch, aber historisch so gewachsen und deshalb heißt das nunmal so.
Die Verwendung des Wortes „Antisemitismus“ (anstelle von Juden-Hass oder Israel-Feindlichkeit) ist ein ebenso weit verbreiteter Unfug wie die Rede von „10“ Geboten unter Genesis 20. Abhilfe verspricht Erinnerung daran, dass es neben den Juden eine ganze Reihe anderer semitischer Stämme gab – als schlichte Folge der biblischen Tatsache, dass Abraham insgesamt acht Söhne zeugte.
Zur Ausmerzung der Lüge von „10“ hilft selber zählen.
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