Jurist und NS-Ankläger Benjamin Ferencz ist tot

0
Benjamin Ferencz. Foto IMAGO / USA TODAY Network
Benjamin Ferencz. Foto IMAGO / USA TODAY Network
Lesezeit: 2 Minuten

Benjamin Berell Ferencz ist tot. Der letzte Chefankläger bei den Nürnberger Prozessen starb laut US-Medienberichten bereits am Karfreitag im Alter von 103 Jahren. Ferencz kämpfte sein ganzes Leben lang für Gerechtigkeit“, twitterte der World Jewish Congress. UN-Menschenrechtshochkommissar Volker Türk zollte Ferencz via Twitter höchste Anerkennung. Sein Vermächtnis müsse „eine anhaltende Inspiration für Gerechtigkeit und Frieden sein“.

Ferencz wurde am 11. März 1920 in im damals noch ungarischen Nagysomkut (heute Somcuta Mare in Rumänien). Bald darauf wanderte seine Familie in die USA aus. Ab Herbst 1947 trat Ferencz als leitender Ankläger im sogenannten Einsatzgruppenprozess auf, dem neunten der „Nürnberger Nachfolgeprozesse“.

Der Jurist selbst bezeichnete den Prozess als den grössten Mordprozess aller Zeiten. Tatsächlich wurden den 24 Angeklagten Taten vorgeworfen, die Hunderttausende Leben gekostet hatten; der Grossteil der Opfer waren Juden. Es waren die sogenannten Einsatzgruppen, aus Polizeieinheiten gebildete Todesschwadrone, die den Holocaust ausserhalb der Vernichtungslager betrieben.

Als junger Jurist bewegte sich Ferencz damals auf kompliziertem völkerstrafrechtlichem Terrain. Dennoch gelang es ihm und seinem Team, für jeden der Angeklagten eine Strafe zu erwirken. Der US-Amerikaner blieb auch nach seiner Tätigkeit am Militärgerichtshof weiter in Deutschland und setzte sich für zivilrechtliche Wiedergutmachung von nationalsozialistischem Unrecht ein.

Später arbeitete Ferencz als Anwalt und in der Lehre des Völkerrechts. Zudem verhandelte er mit über das Statut des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag. Dort übernahm Ferencz auch das erste Anklageplädoyer vor Gericht. 

Bis ins hohe Alter beteiligte er sich an Menschenrechtsdebatten. So drang er im September 2021 in einem Gespräch mit dem Portal t-online auf eine international abgestimmte Abrüstungsstrategie. „Wir geben zu viel Geld aus, um andere Leute zu töten“, sagte Ferencz damals. „Es sollte besser dafür verwendet werden, allen Leuten ein besseres Leben zu ermöglichen.“

Der Jurist verwies auf das globale Zerstörungspotenzial: „Wir haben nicht mehr viel Zeit, denn der nächste grosse Krieg könnte uns alle umbringen.“ Zugleich forderte er, „Menschenrechten überall auf der Welt Geltung zu verschaffen“. Zuletzt lebte Ferencz im US-Bundesstaat Florida.

KNA/joh/brg