Vereitelte Terroranschläge auf jüdische Einrichtungen in Griechenland: Spuren in den Iran

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Symbolbild. Polizei sichert einen Strassenzug im Athener Stadtteil Psyrri. Foto IMAGO / ANE Edition
Symbolbild. Polizei sichert einen Strassenzug im Athener Stadtteil Psyrri. Foto IMAGO / ANE Edition
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Zwei Pakistaner, die beschuldigt werden, Anschläge auf jüdische Ziele in Athen geplant zu haben, sind am vergangenen Freitagmorgen erstmals vor Gericht erschienen.

von Ioannis E. Kotoulas

Syed Irtaza Haider, 27, und Saqi Abid Hussein, 29, wurden festgenommen, weil sie einen Anschlag auf ein koscheres Restaurant in der Athener Innenstadt geplant hatten, in dem sich auch ein Chabad-Haus befindet. Nach Angaben der Polizei wurden sie von einem dritten Pakistaner, Syed Hakar, der vom Iran aus operierte, angeführt.

Die Terroristen hofften, Anfang April während des jüdischen Pessachfestes und des griechischen Osterfestes zuschlagen zu können. Die griechische Anti-Terror-Polizei und der griechische Geheimdienst hatten im August letzten Jahres die Operation Hyazinthe gestartet, nachdem der israelische Geheimdienst Mossad sie über den geplanten Anschlag informiert hatte.

Die seit den Verhaftungen bekannt gewordenen Informationen bestätigen die Verbindungen der Terrorzelle zu den Islamischen Revolutionsgarden Irans (IRGC), die von der US-Regierung als ausländische Terrororganisation eingestuft werden. Die Verhaftungen haben in den westlichen Medien jedoch nur wenig Aufmerksamkeit erregt. Dieser Bericht stützt sich auf griechische Medienberichte und Interviews.

Hakar ist Mitglied eines pakistanischen kriminellen Netzwerks, das mit den iranischen Revolutionsgarden in Verbindung steht. Er wird in Pakistan wegen vier Morden und Entführungen gesucht und ist in weiteren Fällen tatverdächtig. Er ist, laut griechischen Medienberichten, Teil eines mit den iranischen Revolutionsgarden verbundenen islamistischen Netzwerks, das Pakistaner, Aserbaidschaner und Kurden im Ausland rekrutiert, um Terroranschläge zu verüben.

Die griechische Polizei hat acht weitere Migranten zur Befragung festgenommen. Sie stammen alle aus Sargodha, einer pakistanischen Stadt in der Region Punjab. Mindestens zwei von ihnen gaben zu, mit den verhafteten Terroristen in Kontakt zu stehen, die sie anwerben wollten.

„Die Schwierigkeit bestand darin, sie ausfindig zu machen, da sie ihren Wohn- und Arbeitsort wechselten und mit vielen anderen Personen zusammenlebten“, so eine Quelle des griechischen Geheimdienstes gegenüber der griechischen Nachrichtenagentur iefimerida. „Deshalb haben wir menschliche Quellen genutzt, um sie zu verhaften“.

Illegale Einreise über die Türkei

Die beiden Hauptverdächtigen gaben zu, an dem Komplott beteiligt gewesen zu sein und mit dem in Iran ansässigen Drahtzieher kommuniziert zu haben. Sie benutzten WhatsApp, um verschlüsselte Nachrichten an den in Teheran ansässigen Drahtzieher zu senden, zusammen mit Fotos und Videos von den Zielen. Die im Dezember aufgenommenen Videos zeigten das koschere Restaurant Gostijo und Israelis, die es besuchten.

Die beiden Verdächtigen sind 2018 illegal aus der benachbarten Türkei nach Griechenland eingereist, so die Behörden. Haider war der Anführer und stand in ständigem Kontakt mit Hakar im Iran. Hakar gab Haider den Standort des Restaurants sowie eine Liste von Israelis, die für Attentatsversuche in Frage kommen. Er wies die Terroristen auch an, wie sie Fotos von den Zielen machen konnten, ohne Verdacht zu erregen.

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Die zwei Pakistaner, die beschuldigt werden, Anschläge auf jüdische Ziele in Athen geplant zu haben. Foto Screenshot iefimerida.gr

Den beiden wurden 18.000 Dollar für jede getötete Person versprochen. Das gesamte Vorhaben, von den Zielen bis zur Planung und Finanzierung, wurde vom Iran aus geplant.

„Die Anwerbung dieser Gruppe erfolgte über Whatsapp, das von Terroristen in Asien und im Nahen Osten häufig genutzt wird“, erklärte der griechische Sicherheitsanalyst Alexandros Niklan von Geopolitics and Daily News gegenüber dem Investigative Project on Terrorism (IPT). „Sie versuchten, Leute aus der organisierten kriminellen Unterwelt Griechenlands zu rekrutieren, um ihnen Waffen zu beschaffen. Sie versuchten tatsächlich, ein erweitertes Netzwerk von Terroristen für weitere zukünftige Operationen aufzubauen. Sollte der Angriff auf das jüdische Restaurant gelingen, würde es bei dem Anschlag, der an den tödlichen Bataclan-Anschlag in Paris erinnerte, viele Opfer geben. Sie hatten bereits ein zweites Ziel ausgewählt, da der in Teheran ansässige Anführer darauf bestand, einen israelischen ‚Geschäftsmann mit Bart‘ ausfindig zu machen.“

Die Zelle koordinierte mit Hakar auch einen Fluchtplan. Nach dem Anschlag auf das jüdische Restaurant sollten sie über Schmugglernetze aus Griechenland in den Iran fliehen, wo sie zusätzliche finanzielle Unterstützung erhalten würden.

Hakar versicherte, dass er nach dem Anschlag Geld auf ein pakistanisches Bankkonto einzahlen würde. Die Terroristen könnten das Geld verwenden, um nach Pakistan zurückzukehren und Häuser zu kaufen.

Die griechischen Behörden untersuchen nun, ob die beiden Verdächtigen tatsächlich schon Geld erhalten haben, obwohl dies wahrscheinlich über ein schwer rückverfolgbares informelles Hawala-Transfersystem erfolgt ist. Die Ermittler haben bereits Überweisungen kleinerer Beträge an zwei Verwandte der beiden Verdächtigen festgestellt.

Teil eines grösseren islamistischen Netzwerks

Als diese Woche Einzelheiten bekannt wurden, dementierte der Iran eilig die Anschuldigungen. In einer Erklärung wies die iranische Botschaft in Griechenland „die von zionistischen Quellen verbreiteten Gerüchte und die unbegründeten Anschuldigungen entschieden zurück. Es ist offensichtlich, dass diese erfundenen Anschuldigungen darauf abzielen, die Aufmerksamkeit von der internen Krise [Israels] abzulenken“.

Die vereitelte Operation in Athen sollte jedoch im Zusammenhang mit anderen terroristischen Aktivitäten unter iranischer Führung in Ländern wie Zypern und der Türkei gesehen werden.

In allen Fällen ging es um Versuche, Israelis und Juden zu töten, als Teil der verdeckten Anti-Israel-Operationen und des islamistischen Terrornetzes des Iran im Ausland. Zehn iranische und türkische Personen wurden im vergangenen Juni in Istanbul festgenommen, weil sie die Ermordung israelischer Touristen geplant hatten. Ähnlich wie bei dem Anschlag in Griechenland hatte der Iran für jeden toten Israeli eine beträchtliche Summe versprochen.

Es waren die Verhaftungen auf Zypern, die den griechischen Geheimdienst erstmals auf die mögliche Existenz ähnlicher Netzwerke in Griechenland aufmerksam machten. Sie stellten pakistanische Migranten mit mutmasslich radikalen Verbindungen unter ständige Überwachung. Diese Ermittlungen führten zusammen mit denen des israelischen Geheimdienstes zur endgültigen Zerschlagung der Terrorzelle.

In all diesen Fällen sind die Operationsmuster eindeutig auf eine iranische Beteiligung zurückzuführen. Das theokratische Regime setzt Nicht-Iraner wie Pakistaner und Aserbaidschaner ein, um terroristische Operationen gegen israelische Ziele im Ausland auszuführen. Mit dieser Taktik hofft das Regime, der Entdeckung durch die Geheimdienste der Zielländer zu entgehen. Die Angeworbenen werden mit einer Mischung aus islamistischen Parolen, anti-israelischen Gefühlen und finanziellen Belohnungen geködert.

Unbekannt bleibt in diesem jüngsten Fall, wer die Belohnung – in Höhe von Hunderttausenden von US-Dollar – für einen erfolgreichen Anschlag zur Verfügung gestellt hätte. Wer lieferte die Namen der israelischen Bürger, die Zielscheibe sein würden?

Es ist möglich, dass die Behörden dies bereits wissen.

Durch die Zusammenarbeit zwischen griechischen und israelischen Geheimdiensten konnte ein wichtiger Sieg im Kampf gegen den internationalen islamistischen Terrorismus errungen werden, was die Bedeutung einer engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Nationen unterstreicht, die mit gemeinsamen Gefahren konfrontiert sind.

Ioannis E. Kotoulas ist Lehrbeauftragter für Geopolitik an der Universität von Athen und leitender Mitarbeiter am Investigative Project on Terrorism (IPT). Sein neuestes Buch ist “Geopolitics of the War in Ukraine”. Übersetzung Audiatur-Online.