Eine neue mobile Synagoge geht auf Deutschlandtour

2
Foto Jüdisches Bildungszentrum Chabad Berlin / Facebook
Foto Jüdisches Bildungszentrum Chabad Berlin / Facebook
Lesezeit: 3 Minuten

Es ist die erste fahrende Synagoge bundesweit, sagen die Initiatoren. Das “Mizwa Mobil” soll Menschen über das Judentum informieren – und auch Raum für Gottesdienste und Gebete sein. Schon bald geht es los.

von Leticia Witte

Sie hat Bücher an Bord, eine Thorarolle und eine große Portion Offenheit und Toleranz – so beschreibt der Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal die neue mobile Synagoge von Chabad Lubawitsch. Sie ist den Angaben zufolge die erste bundesweit und wird am Sonntag im Hof der Jüdischen Gemeinde Chabad in Berlin eingeweiht. Das “Mizwa Mobil” rollt danach auch gleich los, wie Teichtal ankündigt. Denn das Fahrzeug soll auf Deutschlandtour gehen: “Die Synagoge kommt zu den Menschen.” Zu Jüdinnen und Juden, aber auch zu allen Interessierten, die etwas über das Judentum erfahren wollen.

Die mobile Synagoge ist nicht die erste Aufsehen erregende Aktion von Chabad. So ist es Rabbiner Teichtal, der zu Beginn des jüdischen Lichterfestes Chanukka gemeinsam mit politischer Prominenz das erste Licht an einem etwa zehn Meter hohen Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet.

Die Idee, mit einem fahrbaren Betraum zu den Menschen zu kommen, ist auch im Christentum bekannt. Eine mobile Kirche gibt es etwa im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Gera, und in Frankfurt wurde Ende vergangenen Jahres ebenfalls ein kleines, fahrendes Gotteshaus angekündigt. Dies ist ein Projekt von katholischer und evangelischer Kirche. Die Kirchen sind als Begegnungsorte gedacht, und auch Gottesdienste und Andachten sind möglich. Die mobilen Einheiten können in Gegenden unterwegs sein, in denen keine Kirchen stehen.

Nun sind Synagogen in Deutschland deutlich rarer. Und auch das “Mizwa Mobil” soll nach den Worten Teichtals unter anderem dort Station machen, wo es keine jüdische Gemeinde gibt. “Wir von Chabad sind traditionell. Aber die Gottesdienste sind so basic, dass sich alle dort wohl fühlen können”, sagt der Rabbiner auf die Frage, ob mit dem Mobil Angehörige jeder jüdischen Strömung Gottesdienst feiern und beten können. Auch seien etwa Bar und Bat Mizwa Feiern möglich, mit denen Jungen und Mädchen im Alter von 13 beziehungsweise 12 Jahren ihre religiöse Mündigkeit erlangen: “Chabad ist offen für alle.”

Unter diesem Motto geht das “Mizwa Mobil” auf Tour. Mizwa bedeutet Gebot und Handlung nach dem jüdischen Religionsgesetz Halacha. “Wir wollen Vorurteile abbauen und die Toleranz stärken. Und wir wollen zeigen, dass jüdisches Leben nicht ausschließlich mit Antisemitismus in Verbindung zu bringen ist”, sagt Teichtal. Die mobile Synagoge solle Nichtjüdinnen und Nichtjuden Kultur, Feiertage und auch jüdische Grundsätze näherbringen.

“Die Mehrheit der Gesellschaft ist tolerant, aber oft fehlt das Wissen”, zeigt sich Teichtal überzeugt. Außerdem trauten sich viele Menschen nicht, eine aus Sicherheitsgründen gut bewachte Synagoge zu besuchen. Auch wenn es für das “Mizwa Mobil” gewisse Vorkehrungen gebe, solle es ein interaktiver Ort werden, an dem Menschen miteinander sprechen und lernen könnten. Kinder sollten erfahren, dass es positiv besetzt sei, jüdisch zu sein.

Es gebe bereits Anfragen aus mehreren Städten, erklärt Teichtal. Zunächst kämen sie von jüdischen Gemeinden. Das Ziel sei aber auch, dass sich Stadtverwaltungen meldeten, wenn sie auf ihren Plätzen die mobile Synagoge stehen haben wollten. Das positive Sichtbarmachen jüdischen Lebens nennt Teichtal das. Im Ausland gebe es bereits mobile Synagogen. Die erste in Deutschland ist Teichtal zufolge von der Größe eines Transporters und bestückt mit Thoraschrein, Tischen, Bänken und einem Bücherregal.

“Licht ist stärker als die Dunkelheit. Wir müssen positive Energie zusammenbinden”, beschreibt Teichtal mit anderen Worten das Ansinnen, das hinter dem “Mizwa Mobil” steckt. Es wird einen Tag vor Beginn des Festes Purim eingeweiht; Purim beginnt am Montagabend. Man könnte sagen, in gewisser Weise geht es dabei auch um den Aspekt des Lichts, denn Purim ist ein freudiges Fest und vermittelt die Hoffnung, dass sich in einer schwierigen Lage alles zum Guten wenden möge.

KNA/lwi/pko/jps

2 Kommentare

  1. @ Jürgen Friedrich
    ihre Aussage zu den reformierten Juden mag für die ersten Christengemeiden noch halbwegs zutreffen, obwohl es auch unter ihnen schon viele Heiden/Griechen gab.
    Heute haben sich viele von denen, die sich als Christen sehen weit von der biblischen Lehre entfernt.

  2. Die Rückwärtsgewandtheit des jüdischen Denkens ist einerseits Garant für eine “stabile Basis”, andererseits ist sie aber Prellbock für jede Vorwärts-Entwicklung.

    SEIN und WERDEN sind in ihrem Wesen einander Feind.

    Warum kriegen “die Juden nicht die Kurve mit”, dass sämtliche Christen “nichts weiter sind” als reformierte Juden ?

Kommentarfunktion ist geschlossen.