Experten: documenta-Akteure haben nicht angemessen gehandelt

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21. Juni 2022, Kassel, documenta fifteen. Banner des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi mit eindeutig antisemitischen Darstellungen wird abgehängt. Foto IMAGO / Hartenfelser
21. Juni 2022, Kassel, documenta fifteen. Banner des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi mit eindeutig antisemitischen Darstellungen wird abgehängt. Foto IMAGO / Hartenfelser
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Massive Kritik an den Verantwortlichen der Kunstschau documenta hat eine Expertengruppe geübt. Künstlerische Leitung und Geschäftsführung hätten nach Antisemitismus-Vorfällen nicht angemessen reagiert und die Situation sogar verschärft, heisst es in einem am Montag auf der Internetseite der documenta veröffentlichten Bericht von Wissenschaftlern. Die künstlerische Leitung habe sich abwehrend verhalten, die Geschäftsführung passiv. Das sei für Juden verstörend gewesen.

Die 15. Ausgabe der alle fünf Jahre stattfindenden Weltkunstausstellung stand 2022 wegen antisemitischer Darstellungen in der Kritik. Die Gesellschafter der Schau – die Stadt Kassel und das Land Hessen – beauftragten in der Folge sieben Wissenschaftler unter der Leitung der Frankfurter Politikwissenschaftlerin Nicole Deitelhoff, die fraglichen Werke auf antisemitische Botschaften zu prüfen, den Umgang der Verantwortlichen zu analysieren und Empfehlungen auszusprechen.

Die Experten empfehlen nun strukturelle Änderungen. So müssten etwa Verfahren zur Bearbeitung von Beschwerden eingeführt werden, die “eine frühzeitige und professionelle Bearbeitung von Konflikten erlauben”. Die Schau solle sich zudem auf Definitionen für Antisemitismus und andere Formen von Diskriminierung verständigen, “die sich nicht in den Vorgaben des Strafrechts erschöpfen” und Standards für den Umgang damit festlegen. Auch solle die Geschäftsführung gestärkt und die Aufgabenteilung zur künstlerischen Leitung geklärt werden.

In dem Bericht gehen die Experten auf vier Werke ein. Sie enthalten demnach Codes oder Aussagen, die judenfeindlich sind oder so gelesen werden müssen. Eindeutig antisemitisch seien Aussagen im Werk “People’s Justice” des Künstler-Kollektivs Taring Padi und in einer Zeichnung von Naji al-Ali in der Arbeit des Kollektivs “Archive der Frauenkämpfe in Algerien”. Die Werke “Tokyo Reels”, “Guernica Gaza” und weitere Zeichnungen und Landkarten könnten als israelbezogener Antisemitismus gelesen werden.

Der Aufsichtsrat teilte mit, dass die Erkenntnisse des Berichts mit weiteren Studien “Grundlage für den laufenden Prozess der inhaltlichen Aufarbeitung der documenta fifteen” sein sollen.

KNA/afr/jac/joh

1 Kommentar

  1. Die documenta war und bleibt ein angekündigter Skandal. Allein die Beauftragung von ruangrupa liess keinen anderen Schluss zu; einige der Werke, die offen Judenhass verbreiten, hingen zum Teil schon jahrelang in anderen Regionen aus. Daher müssen viele ihren Hut nehmen angefangen bei Claudia Roth.
    Im übrigen wirkt der Skandal auch auf progressive Zionisten verstörend.

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