Israel und die Achse Russland-Iran

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Der russische Präsident Wladimir Putin und der iranische Präsident Ebrahim Raisi während einem Treffen in Teheran, Iran am 19/07/2022. Foto IMAGO / SNA
Der russische Präsident Wladimir Putin und der iranische Präsident Ebrahim Raisi während einem Treffen in Teheran, Iran am 19/07/2022. Foto IMAGO / SNA
Lesezeit: 4 Minuten

Die in den Medien verbreitete Behauptung, die Terroranschläge vom vergangenen Wochenende in Jerusalem seien ein Akt der Rache für den Tod von neun Mitgliedern des Islamischen Dschihad bei einer IDF-Razzia in Dschenin gewesen, ist falsch. Die Anschläge waren das Ergebnis einer hasserfüllten Ideologie und antisemitischer Aufwiegelung.

von Fiamma Nirenstein 

Dies zeigt sich an der Art und Weise, wie die palästinensische Gesellschaft den Anschlag feierte. In Ramallah, Nablus, Dschenin und im Osten Jerusalems wurden freudig Süssigkeiten verteilt, während Hamas, Islamischer Dschihad und sogar die angeblich „gemässigte“ Fatah die Mörder lobten.

Die Anschläge waren kein spezieller Racheakt, sondern Teil einer langen Tradition palästinensischer Ablehnung der Anwesenheit von Juden im Land Israel, die allein im letzten Jahr zu 2.200 Anschlägen und 29 Todesopfern geführt hat. Darüber hinaus erfolgte dieser Anstieg des Terrors nach jahrzehntelangem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen durch die Hamas und den Islamischen Dschihad sowie nach Selbstmordattentaten, Messerattacken, Beschuss und Anschlägen, die mit Autos verübt wurden. All dies wurde von den Palästinensern mit Jubel und dem Ausruf „Tod den Juden“ begrüsst.

Die Welt scheint jedoch endlich von einer derartigen menschenverachtenden Haltung Abstand zu nehmen. Mehrere sunnitische arabische Länder, darunter Ägypten, Jordanien und die Vereinigten Arabischen Emirate, verurteilten die Anschläge vom vergangenen Wochenende, was Teil eines grösseren regionalen Trends ist, der sich von der Verweigerung der Palästinenser abwendet. Auch in den USA und auf internationaler Ebene wurden die Anschläge ungewöhnlich deutlich verurteilt.

Einer der Gründe für diesen Trend ist der Iran. Seit mehreren Jahren versucht der Iran, in die palästinensische Arena einzudringen, indem er palästinensischen Terrororganisationen Geld und mitunter auch Waffen zur Verfügung stellt.

Eines der ersten Anzeichen dafür sah ich während der zweiten Intifada, als ich in Bethlehem einen Terroristen interviewte, der gerade vom sunnitischen zum schiitischen Islam konvertiert war. Ich erzählte die Geschichte meinem Freund David Wurmser, der sie für wichtig genug hielt, um den damaligen Vizepräsidenten Dick Cheney zu informieren, für den Wurmser ein Berater war.

Wurmser hatte Recht, denn seitdem hat der Iran seinen Einfluss auf und seine Grosszügigkeit gegenüber allen völkermordenden Feinden Israels und des jüdischen Volkes als Ganzes massiv ausgebaut. Der Terrorist von Bethlehem war einer der ersten Palästinenser, die den teuflischen Plänen der Iraner auf den Leim gingen.

Heute fliesst iranisches Geld in die Kassen der Hamas und des Islamischen Dschihad, und viele Beobachter gehen davon aus, dass der Iran nun auch die Palästinensische Autonomiebehörde zu beeinflussen beginnt.

Aber es geschieht noch etwas anderes, das Israel zugute kommen könnte, und in der Tat auch allen, die auf der ganzen Welt gegen den Terrorismus und das iranische Regime, das ihn unterstützt, sind: Die Iraner haben einen möglicherweise fatalen Fehler begangen. Sie haben sich offen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in seinem Krieg gegen die Ukraine verbündet und ihn mit militärischer Ausrüstung wie Drohnen versorgt.

Damit befindet sich der Iran auf direktem Kollisionskurs mit den USA und der westlichen Welt im Allgemeinen, die sich entschieden gegen die russische Aggression wehrt und den Ukrainern in ihrem Kampf gegen die Invasoren hilft. Es gibt jetzt eine klare russisch-iranische Achse, und wenn die Palästinenser weiterhin um iranische Unterstützung werben, könnten sie sich mit einem Westen konfrontiert sehen, der nicht mehr daran interessiert ist, sie zu unterstützen.

Der Westen sieht den Iran jetzt auf eine neue Weise. Er sieht ihn nicht als ein Problem, das gelöst werden muss, sondern als einen ausgesprochenen Feind des Westens, der dazu beiträgt, den ersten Landkrieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg zu verlängern. Der Westen sieht auch die massiven Menschenrechtsverletzungen, die die Ayatollahs gegen die mutigen Demonstranten gegen das theokratische Regime begehen – die Ermordung von Hunderten von Frauen und Kindern, die Hinrichtungen junger Demonstranten und mehr.

Wenn der Westen also den kürzlichen ungewöhnlichen Angriff auf Anlagen in Isfahan sieht, in denen wahrscheinlich Drohnen hergestellt wurden – ein Angriff, der allgemein Israel zugeschrieben wird – dann verstehen sie, dass diese Drohnen nicht nur gegen Israel, sondern auch gegen die Ukraine eingesetzt werden sollten. Sie verstehen, dass Israel, wenn es diese Einrichtungen tatsächlich getroffen hat, nicht nur sich selbst geholfen hat, sondern auch dem Westen als Ganzem.

Jahrelang hat der Westen die regelmässigen Aufrufe des Iran zur Zerstörung Israels ignoriert. Doch jetzt weiss er, dass der Iran nicht nur Israel, sondern auch die Ukraine und schliesslich den Westen selbst vernichten will. Vielleicht sind sie nun bereit, Israel endlich mit anderen Augen zu sehen.

Die Journalistin Fiamma Nirenstein war Mitglied des italienischen Parlaments (2008-2013), wo sie als Vizepräsidentin des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten in der Abgeordnetenkammer und im Europarat in Strassburg tätig war und den Ausschuss zur Untersuchung des Antisemitismus gründete und leitete. Sie ist Fellow am Jerusalem Center for Public Affairs (JCPA). Auf Englisch zuerst erschienen bei Jewish News Syndicate. Übersetzung Audiatur-Online.

3 Kommentare

  1. Dass das faschistoide Russland schlichtweg mit Drohungen Israel zum Stillhalten zwingt, scheint den beiden Putin-Sympathisanten weiter unten völlig egal zu sein.

    Aber andererseits darf im www jeder seinen politischen und moralischen Offenbarungseid posten und darauf stolz sein.

  2. Susanna – Ihr Kommentar spricht mir aus dem Herzen! Russland und Israel arbeiten seit vielen Jahren vertrauensvoll in Syrien zusammen. Es war und ist für Israel wichtig, wenn es dort eingreift, um den Iran zu bremsen, dass Russland die IDF unbehelligt lässt.

  3. Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Und ich glaube das auch nicht. Denn beide Länder, Russland und den Iran verbindet eigentlich nur eines: die westliche Sanktionspolitik. Russland ist seit Jahrzehnten im geoplitischen Fokus der EU und der USA. Kanadische und US-amerikanische Historiker haben darauf hingewiesen, dass der Krieg Ukraine-Russland die Folge des Putsches von 2014 in der Ukraine ist. Dieser Krieg wird enden, sobald der Westen bereit ist zu akzeptieren, dass die Krim und der Donbass nicht ukrainisch sondern autonom sein wollen.
    Dann braucht Russland den Iran nicht mehr und es sieht aktuell weder so aus, dass die Kurden ihren Bürgerkrieg im Iran gewinnen können, noch die Ukraine gegen Russland. Damit wird der Terrorstaat Iran bleiben und mit ihm seine Politik, Israel zu vernichten und Vasallenstaaten im Libanon, Jemen, Katar, West- und Zentralafrika und Samaria zu errichten.
    Ich halte es für realistischer, einen Frieden zwischen Russland und der Ukraine zu vereinbaren und Russland aus der Verbindung mit Iran zu lösen. Dann könnte Russland den Iran zu einem Rückzug aus Syrien und dem Libanon veranlassen. Und auch dann müsste die EU und die Bundesrepublik endlich konsequent die Autonomiebehörde und die Hamas sowie sämtliche Terrororganisationen ächten und ihnen das Geld entziehen. In Anbetracht des massiven Israelbezogenen Antisemitismus in Deutschland habe ich allerdings Zweifel.

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