Israel: Raketenbeschuss aus Gaza nach Einsatz in Dschenin

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Israels Iron-Dome-System fängt 2 Raketen ab, die aus dem nördlichen Gazastreifen auf Israel abgefeuert wurden. 27. Januar 2023. Foto Kobi Richter/TPS
Israels Iron-Dome-System fängt 2 Raketen ab, die aus dem nördlichen Gazastreifen auf Israel abgefeuert wurden. 27. Januar 2023. Foto Kobi Richter/TPS
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Neun Palästinenser starben bei Zusammenstössen zwischen israelischen Truppen und palästinensischen Terroristen während einer dreistündigen IDF-Operation im Zentrum von Dschenin am Donnerstagmorgen.

Als Reaktion darauf hat die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) die Sicherheitszusammenarbeit mit Israel ausgesetzt. Im sogenannten Westjordanland (Judäa und Samaria) wurde ein palästinensischer Generalstreik angekündigt.

In der Nacht wurden mindestens sechs Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert – vier wurden von “Iron Dome” abgefangen, eine explodierte auf offenem Gelände und eine ging innerhalb des Gazastreifens nieder. Die israelische Luftwaffe traf laut Armeemeldungen Raketenstellungen im Maghazi-Flüchtlingslager im Zentrum des Gazastreifens und “eine der wichtigsten” Hamas-Stellungen im nördlichen Gazastreifen.

Nach Angaben der israelischen Verteidigungskräfte (IDF) wurde die Razzia in Dschenin eingeleitet, nachdem der Geheimdienst Shin Bet aufgedeckt hatte, dass der örtliche Flügel des Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) einen bevorstehenden Angriff auf das Zentrum Israels mit Schusswaffen und Sprengstoff plante.

Ein Sprecher der israelischen Verteidigungskräfte merkte an, dass die meisten Sicherheitsoperationen in Judäa und Samaria nachts stattfinden, um das zu minimieren, was das Militär als “Friktionen” bezeichnet, d. h. die Wahrscheinlichkeit von Schiessereien und Zusammenstössen mit Bewaffneten und Anwohnern zu verringern.

Fünf der Toten wurden als Mitglieder der Zelle des Palästinensischen Islamischen Dschihad bestätigt. “Diese Einheit war eine tickende Zeitbombe. Wenn wir nicht gehandelt hätten, hätten sie es getan”, so eine Quelle innerhalb der IDF.

Bei dem Versuch, die gesuchten Männer aus ihrem Versteck zu vertreiben, setzten die israelischen Truppen Schulterraketen und Sprengstoffe ein. Die Einsatzkräfte gerieten daraufhin unter Beschuss und erwiderten den Beschuss in gleicher Weise.

Nach Angaben der IDF handelte es sich bei acht der neun Todesopfer um palästinensische Terroristen, aber auch eine 60-jährige Zivilistin, Magda Obaid, wurde getötet, wobei unklar ist, ob durch die IDF oder palästinensische Bewaffnete.

Bei einem weiteren der getöteten Palästinenser handelt es sich um Izzidin Yassin Salahat, der von palästinensischen Medien nicht als Mitglied des Islamischen Dschihad, sondern der Al-Aqsa-Märtyrerbrigaden, einer Organisation mit Verbindungen zur Fatah, der Regierungspartei der Palästinensischen Autonomiebehörde, identifiziert wurde. Salahat soll auch Mitglied der Sicherheitskräfte der PA sein, die bei der Aufrechterhaltung der Sicherheit im Westjordanland mit Israel zusammenarbeiten.

In Dschenin gab es keine israelischen Opfer. IDF-Fahrzeuge wurden durch Sprengstoff des Islamischen Dschihad beschädigt und mussten vom Ort des Geschehens abgeschleppt werden, und in Medienberichten ist zu sehen, wie eine IDF-Überwachungsdrohne abgeschossen wurde.

Im Rahmen der laufenden “Operation Wellenbrecher”, bei der im vergangenen Jahr über 3.000 Personen festgenommen und über 500 Anschläge vereitelt wurden, hat Israel auch in diesem Jahr Razzien im Westjordanland durchgeführt.

Mit den jüngsten Ereignissen steigt die Zahl der im Jahr 2023 getöteten Palästinenser auf 29, von denen die meisten durch die israelischen Behörden als Kombattanten oder Terroristen eingestuft werden.

Zur Entscheidung Ramallahs, die Zusammenarbeit mit Israel einzustellen, sagte der stellvertretende Ministerpräsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Nabil Abu Rudeineh, in einer Erklärung: “Die Sicherheitskoordination mit der Besatzungsregierung besteht ab sofort nicht mehr”.

In Gaza bekannte sich niemand zu dem Raketenbeschuss, obwohl die Izz ad-Din al-Qassam-Brigaden, der militärische Flügel der Terrororganisation Hamas, zugaben, Flugabwehrwaffen und Boden-Luft-Raketen auf israelische Flugzeuge abgefeuert zu haben.

Ungeachtet ägyptischer Vermittlungsbemühungen macht das Ausmass des Einsatzes in Dschenin weitere Racheangriffe wahrscheinlich. Weitere Raketenabschüsse sind laut Sicherheitskreisen möglich, und der Tempelberg ist jeweils am Freitag ein weiterer potenzieller Krisenherd.

Das Büro von Premierminister Netanjahu gab eine Erklärung ab, in der es hiess: “Netanjahu machte deutlich, dass Israel nicht auf eine Eskalation aus ist, sondern wies die Sicherheitskräfte an, sich auf jedes Szenario in den verschiedenen Arenen vorzubereiten, um die Sicherheit der israelischen Bürger zu gewährleisten.”

Die IDF hat die Bereitschaft des Militärs erhöht, und es wird über eine Verstärkung der israelischen Raketenabwehr Iron Dome diskutiert.

Es bleibt unklar, wie die Ankündigung der Palästinensischen Autonomiebehörde in der Praxis umgesetzt werden soll. Die PA hat in den letzten Jahren mehrfach das Ende der Sicherheitskoordinierung angekündigt, ohne die Ankündigung wirklich in die Tat umzusetzen, bevor sie auf Druck der USA und Israels die Zusammenarbeit offiziell wieder aufnahm.