Mehr antisemitische Straftaten in Sachsen-Anhalt seit Anschlag von Halle

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Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle - Prozess gegen rechtsextremen Attentäter in Magdeburg, 22. Juli 2020. Foto IMAGO / Panthermedia
Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle - Prozess gegen rechtsextremen Attentäter in Magdeburg, 22. Juli 2020. Foto IMAGO / Panthermedia
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Eine Zunahme judenfeindlicher Straftaten beobachten die Sicherheitsbehörden in Sachsen-Anhalt. Das berichtet die “Mitteldeutsche Zeitung” (Samstag) zum Jahrestag des Anschlags auf die Synagoge in Halle. Habe Sachsen-Anhalts Polizei im Jahr 2019 noch 70 judenfeindliche Straftaten registriert, stiegen die Deliktzahlen laut Landesinnenministerium in den Folgejahren erst auf 87, dann auf 111. Im laufenden Jahr zeichne sich erneut ein leichter Anstieg ab, so das Ministerium.

Überwiegend handele es sich demnach um Volksverhetzung, Sachbeschädigung und Beleidigung. “Die Vorfälle werden von den Betroffenen offener, aggressiver erlebt”, sagte der Ansprechpartner der Landesregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Wolfgang Schneiß. Zugleich beschrieben Betroffene die Vorfälle als “alltägliche Phänomene”. Die Proteste gegen die Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie hätten als “Beschleuniger” gewirkt.

Am 9. Oktober 2019 hatte ein Rechtsextremist versucht, in die Synagoge einzudringen, um ein Massaker anzurichten. Zu der Zeit waren mehr als 50 Menschen dort versammelt, um den jüdischen Feiertag Jom Kippur zu begehen. Als dem Täter das nicht gelang, erschoss er eine Passantin und in einem nahe gelegenen Döner-Imbiss einen Mann. Der Täter ist inzwischen unter anderem wegen Mordes verurteilt.

Der Anschlag “fordert uns alle zu erhöhter Wachsamkeit heraus”, mahnte Schmeiß. Er erlebe seither ein höheres Problembewusstsein. “Es hat viele starke Zeichen gerade aus der Zivilgesellschaft gegeben. Die brauchen wir weiterhin.”

Am Sonntag erinnerte die Stadt Halle und ihre jüdische Gemeinde gemeinsam an den Anschlag.

KNA/pko/Aud