In einem aktuellen Leitartikel der Jerusalem Post heisst es, dass das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge (UNRWA) keine zusätzlichen Mittel verdient, wenn es nicht drastische Reformen durchführt. Diese Reformen sind insbesondere im Hinblick auf die Bildungseinrichtungen von UNRWA dringend erforderlich.
von Marcus Sheff
Mit einem Budget von 1,6 Milliarden Dollar, von denen fast 60 % in den Bildungsbereich fliessen, und 30.000 Mitarbeitern ist die UN-Agentur vielleicht das am stärksten finanzierte Bildungsunternehmen in der Geschichte der internationalen Hilfe. Und doch hat UNRWA seine Fürsorgepflicht gegenüber den Kindern, die seine Schulen besuchen, immer wieder verletzt.
In diesem Sommer hat das Institut zur Überwachung von Frieden und kultureller Toleranz in der schulischen Bildung (IMPACT-se) erneut UNRWA-Lehrmaterialien entdeckt, die das Hilfswerk nicht auf seiner Website zur Überprüfung veröffentlicht. Dieses Material ist voller Hetze. Den Schülern wird ein Gedicht beigebracht, das sie dazu auffordert, als Märtyrer zu sterben, indem sie Israelis töten, was als „Hobby“ bezeichnet wird.
Juden werden als von Natur aus verräterisch dargestellt. Kinder werden ermutigt, Dschihad-Krieger zu werden, und ihnen wird beigebracht, dass die Palästinenser ihr Blut opfern müssen, um Jerusalem zu befreien. Weibliche Figuren im frühen Islam werden dafür verherrlicht, dass sie sich und ihre Kinder opfern.
Während UNRWA den Lehrplan der radikalen Palästinensischen Autonomiebehörde unterrichtet, beteuert es, dass es als UN-Einrichtung zur Neutralität verpflichtet ist. Trotzdem stellen die Lehrpläne der Organisation das Selbstbestimmungsrecht des jüdischen Volkes als „grosses rassistisches Unglück“ dar, löschen die Existenz Israels, eines UN-Mitgliedstaates, und bezeichnen das gesamte Gebiet als Palästina.
Bart-Simpson-Moment
UNRWA reagierte auf den IMPACT-se-Bericht mit einer Reaktion, die man am besten als Bart-Simpson-Moment beschreiben kann: Das Hilfswerk warf die Hände hoch und verkündete: „Ich habe es nicht getan, niemand hat mich dabei gesehen, ihr könnt mir nichts beweisen!“ Bart wäre beeindruckt, der Rest von uns nicht so sehr.
Dieses Vorgehen zeigt sich darin, dass UNRWA den Überbringer der Nachricht angreift und die Verbreitung dieses Materials auf eine nicht genehmigte kommerzielle Website schiebt. Die kommerzielle Website gibt es nicht. Was es gibt, ist Material unter dem Label UNRWA, das 590 Seiten in 30 Dokumenten auf mindestens sechs frei zugänglichen Open-Source-Plattformen in sechs verschiedenen Klassen umfasst, die das UNRWA-Logo und dessen Namen in arabischer Sprache tragen.
In den Unterlagen sind UNRWA-Mitarbeiter, darunter sechs Aufsichtspersonen und Inspektoren, sowie 49 Lehrer aus über 30 UNRWA-Schulen in drei verifizierten UNRWA-Schulbezirken aufgeführt, die bei der Erstellung der Unterlagen mitgewirkt und diese überwacht haben.
Angesichts dieser riesigen Menge an Material versuchte UNRWA, seine Mitarbeiter davon zu entlasten, indem es ihnen unterstellte, ihre Namen seien in betrügerischer Absicht auf dem Material platziert worden. Obwohl dies nicht in den üblichen Rahmen unserer Untersuchung fällt, zeigt eine flüchtige Inspektion der Social-Media-Konten von UNRWA-Schulen, dass die Materialien weit verbreitet sind und routinemässig als Teil des Bildungsprogramms in UNRWA-Schulen verwendet und von mehreren UNRWA-Verwaltungsangestellten und Lehrern verteilt werden.
Nur ein Beispiel ist das Vorhandensein des Materials in einer Facebook-Gruppe der Al-Zaytun Mittelschule für Jungen B, das von dem UNRWA-Lehrer Abdulrahim Abu Hamza Al-Ooran erstellt wurde, dessen Name als Urheber des Materials erscheint.
UNRWA versprach schon letztes Jahr, dass alles von ihr produzierte hasserfüllte Material entfernt worden sei, nicht mehr in Umlauf gebracht werde und dass jeder gemeldete Verstoss streng geahndet werde. Dies geschah im Anschluss an das frühere Eingeständnis des Hilfswerks, dass seine Lehrkräfte „irrtümlich“ „unangemessenes Material“ produziert und verteilt hatten, als Reaktion auf die Berichte von IMPACT-se über vom UNRWA während der Pandemie produziertes Studienmaterial.
Doch anstatt die Feindseligkeit gegenüber Juden und Israel aus seiner Bildungsinfrastruktur zu tilgen, hat sich UNRWA stattdessen für eine Strategie der aggressiven Kontaktaufnahme mit jüdischen Organisationen in der ganzen Welt entschieden, bei der die UNRWA-Sprecher bei Treffen nicht in der Lage waren, grundlegende Fragen über ihre Lehrmechanismen zu beantworten.
Eine weitere Neuerung der UNRWA war die Ankündigung, dass nur das Material auf ihrer Online-Plattform offiziell genehmigt ist. Auf diese Weise kann sich das Hilfswerk bequem von seinen eigenen langjährigen Unterrichtspraktiken im Gazastreifen distanzieren, wo seine Bildungsbezirke und Angestellten routinemässig viele UNRWA-gekennzeichnete Inhalte produziert und gelehrt haben, die nicht mit den UN-Werten übereinstimmen. Und das Material auf der Plattform ist nicht einmal das, was die Schüler im Klassenzimmer lernen.
Im Mai dieses Jahres traf sich IMPACT-se mit UNRWA- Generaldirektor Philippe Lazzarini und seinem Team und äusserte Bedenken über die selbst produzierten Materialien von UNRWA und wies darauf hin, dass nur sehr wenig tatsächliches Lehrmaterial auf ihrer Plattform zu finden ist. Das Hilfswerk hatte mehr als genug Zeit, sich mit diesen Fragen zu befassen. Umso bedauerlicher sind die persönlichen Angriffe auf IMPACT-se.
Tatsache ist, dass in den UNRWA-Schulen seit Jahren routinemässig hetzerisches Material verwendet wird, das viele Tausend Kinder erreicht. Die Geberländer – einschliesslich der beiden grössten USA und EU, mit denen wir in Kontakt stehen – sind über diese Problematik gut informiert, und Vertreter dieser Regierungen sind hoch motiviert, hetzerisches Material aus dem UNRWA-Unterricht zu verbannen.
Letztlich stellt sich jedoch die Frage, inwieweit die Auszahlung von 1,6 Mrd. Dollar jährlicher Hilfe für die Geberländer ausreicht, um der Radikalisierung der palästinensischen Schüler endlich Einhalt zu gebieten. Oder wird UNRWA seinen derzeitigen selbstzerstörerischen Kurs fortsetzen, abgeschirmt durch internationale Apathie? Wenn die grösste UN-Bildungsinfrastruktur der Welt nicht zur Konfliktlösung und zur Förderung des Friedens beiträgt, wie viel ist sie dann wirklich wert?
Marcus Sheff ist Geschäftsführer des Instituts zur Überwachung von Frieden und kultureller Toleranz in der schulischen Bildung (IMPACT-se). Auf Englisch zuerst erschienen bei The Jerusalem Post. Übersetzung Audiatur-Online.