Seltener Papyrus in Geheimaktion nach Israel gebracht

1
Der "Ismael-Papyrus", ein seltenes Dokument aus der Zeit des Ersten Tempels. Foto Shai Halevi, Israelische Altertumsbehörde.
Lesezeit: 3 Minuten

In einer geheimen Aktion ist es Israel gelungen, ein seltenes Manuskript aus der Zeit des ersten Tempels zurück ins Land zu bringen. Der ins späte siebte oder frühe sechste Jahrhundert vor Christus datierte Papyrus ist in althebräischer Schrift geschrieben und wurde wahrscheinlich in den Höhlen der Judäischen Wüste gefunden, wie die israelische Antikenbehörde (Mittwoch) mitteilte. Am 15. September soll das Dokument an einer Konferenz im Jerusalemer “Bible Lands Museum” erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Auf dem Papyrus ist demnach ein unvollständiger Satz zu lesen, der mit den Worten “An Ischmael sende” beginnt. Dies deutet laut Behörde darauf hin, dass es sich um einen Brief mit Anweisungen an den Empfänger handele. Mit der angenommenen Datierung würde es sich um einen von bisher drei bekannten Papyri aus dieser Zeit in den Sammlungen des Landes handeln.

Zur Auffindung des seltenen Papyrus führte im Juni 2018 ein Foto im Nachlass einer Expertin für althebräische Schrift. Es zeigte das bis dahin unbekannte Fundstück zusammen mit einer vorläufigen Entzifferung. Das Originaldokument fanden die Abteilung für Diebstahlprävention der Antikenbehörde in Zusammenarbeit mit dem Bibelwissenschaftler Schmuel Ahituv und den israelischen Ministerien für Kultur sowie für Jerusalem und Kulturerbe demnach in einem Privathaushalt im US-Staat Montana.

Die bisherige Besitzerfamilie habe das Manuskript 1965 bei einem Besuch in Jerusalem vom damaligen Kurator des Rockefeller Museum sowie einem bekannten Antiquitätenhändler aus Bethlehem geschenkt bekommen, hiess es. Nach Einwilligung des Besitzers sei der Papyrus an die Antikenbehörde übergeben worden, die das Schriftstück auf Echtheit überprüft sowie weitere Untersuchungen und Konservierungsmassnahmen durchgeführt habe.

Das Dokument wurde von Prof. Ahituv erforscht, und die Ergebnisse werden auf der ersten Judäischen Wüstenkonferenz der Israelischen Altertumsbehörde im Bible Lands Museum in Jerusalem vorgestellt.

Professor Shmuel Ahituv erklärt: “Der Name Ishmael, der in dem Dokument erwähnt wird, war in der biblischen Zeit ein gebräuchlicher Name und bedeutet ‘Gott wird hören’. Er taucht in der Bibel erstmals als Name des Sohnes von Abraham und Hagar auf und ist später der Personenname mehrerer Personen in der Bibel, darunter Jischmael ben Netanjahu, der den Statthalter Gedalja ben Ahikam ermordete. Er erscheint auch als Name von Beamten auf paläographischen Funden wie Bulle (Stempelsiegel aus Ton), die zur Versiegelung von königlichen Dokumenten in der Verwaltung des Königreichs Juda verwendet wurden, z. B. auf der Bulle mit der Aufschrift “An Jischmael, Sohn des Königs”. Das vorliegende Dokument bescheinigt wahrscheinlich eine Sendung an oder von Jischmael.”

Die Rückgabe des Dokuments sei Teil der Bemühungen der Antikenbehörde, “das kulturelle Erbe des Staates Israel zu schützen und zu bewahren”, so der Vize-Direktor der Diebstahlpräventionsabteilung der Behörde, Eitan Klein. Der “rechtmässige und würdige Platz” für dieses Artefakt sei in der Abteilung für Schriftrollen vom Toten Meer der Antikenbehörde, die sich dafür einsetze, weitere fragmentarische Schriftrollen aus dem Ausland zu bergen und nach Israel zu bringen.

KNA/akr/brg/Aud

1 Kommentar

  1. Die extrem wertschätzende Würdigung “alter jüdischer Dokumente” ist noch weit davon entfernt, dem schöpferischen Urwort. ES WERDE LICHT die Anerkennung zukommen zu lassen, die es verdient. Üblich ist nur, zu glauben, dass damit das LICHT erschien. Doch schon im ES steckt das Sein und im WERDE steckt die Zeit

Kommentarfunktion ist geschlossen.