Eine hochrangige Funktionärin der Vereinten Nationen hat laut israelischen Medienberichten ihren Posten verloren, nachdem sie den Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) wegen des «willkürlichen Raketenbeschusses» auf Israel im Zuge des jüngsten Aufflammens der Auseinandersetzungen zwischen Israel und der im Gazastreifen ansässigen Terrororganisation verurteilt hatte.
Sarah Muscroft war Leiterin des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten in den besetzten palästinensischen Gebieten (OCHA), bevor sie ihren Posten verlor.
Muscroft hatte in ihrer öffentlichen Rüge des PIJ-Raketenbeschusses darauf hingewiesen, dass die Sicherheit aller Zivilisten „an erster Stelle“ stehe.
„Erleichtert über die Einigung auf einen Waffenstillstand, der die Feindseligkeiten beendet, die sowohl Palästinenser als auch israelische Zivilisten betreffen. Der wahllose Raketenbeschuss des Islamischen Dschihad, der israelische Vergeltungsmassnahmen provoziert, ist zu verurteilen. Die Sicherheit aller Zivilisten steht an erster Stelle – der Waffenstillstand muss eingehalten werden“, twitterte Muscroft.
Muscrofts Verurteilung stiess bei pro-palästinensischen Aktivisten in den sozialen Medien auf heftige Gegenreaktionen.
Dr. Yara Hawari, eine selbsternannte „palästinensische Akademikerin, Schriftstellerin und leitende Politikanalystin“, bezeichnete Muscrofts Kommentar als «ekelhafte Verzerrung der Realität durch die Leiterin des OCHA in Palästina. Das israelische Regime gibt zu, so genannte Präventivangriffe durchzuführen, die mit dem Abschuss einer Rakete auf ein Wohnhaus begannen. Gut gemacht, Sarah, du hast es geschafft, israelischer zu sein als die Israelis».
Nach den heftigen Reaktionen entschuldigte sich Muscroft.
«Einer meiner früheren Tweets war nicht richtig und ich habe ihn gelöscht. Ich entschuldige mich aufrichtig für mein schlechtes Urteilsvermögen. Alle Zivilisten – überall – müssen in Frieden leben können», twitterte sie.
Trotz ihrer Entschuldigung und der Löschung ihres früheren Tweets wurde Muscroft ihres Amtes enthoben und ihr Twitter-Konto geschlossen. Auf E-Mails an die leitende UN-Mitarbeiterin wurde am Freitag automatisch geantwortet, dass Muscroft „im Jahresurlaub“ sei.
Am Samstag erklärte ein OCHA-Sprecher in Genf gegenüber der Times of Israel, dass Muscroft „eine neue Aufgabe zugewiesen wird“. Es war nicht klar, ob sie in Ostjerusalem bleiben würde.
Hillel Neuer, Leiter von UN Watch, einer Menschenrechts-NGO, die über die Absurditäten der internationalen Organisation berichtet, stellte fest, dass nichts den wütenden Twitter-Mob beruhige.
Muscrofts «unterwürfige [sic] Entschuldigung – dafür, dass sie die Terrororganisation Islamischer Dschihad zu Recht verurteilt hat, die 1.100 Raketen auf israelische Bürger abgefeuert hat, von denen 200 fehlgeleitet wurden und im Gazastreifen ihre eigenen Leute töteten – konnte den wütenden Mob nicht besänftigen. Das tun sie nie. Jetzt hat sie ihr Konto gelöscht», twitterte Neuer.
Neuer wies darauf hin, dass es im vergangenen Jahr einen ähnlichen Vorfall gegeben habe, als ein Funktionär des UNRWA, des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten, einen sachlichen Hinweis auf die Präzisionsschläge der israelischen Streitkräfte gegen die Terrororganisation Hamas gegeben habe.
«Im letzten Jahr sagte Matthias Schmale von UNRWA, dass die Angriffe der IDF auf die Hamas präzise seien. Die Hamas protestierte, woraufhin das UNRWA ihn entliess. Die stellvertretende UNRWA-Chefin Leni Stenseth traf sich mit dem Hamas-Führer Yahya Sinwar, ‚bekräftigte ihre Solidarität‘ [und] nannte Schmales Worte ‚unentschuldbar’», so Neuer auf Twitter.
«Die Politik der Vereinten Nationen ist kristallklar: Jeder Funktionär, der es wagt, sich öffentlich gegen das falsche Narrativ der Hamas und des Islamischen Dschihad zu stellen, wird entfernt», twitterte Neuer.
Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen Gilad Erdan schrieb auf Twitter: «Die Entscheidung der UNO, die UN-Gesandte Sarah Muscroft von ihrem Posten zu entfernen, ist eine Schande! Dies ist eine vollständige Kapitulation vor den Drohungen der Terroristen & ein Standard, den Israel nicht akzeptieren wird. Ich habe einen Brief an Antonio Guterres geschrieben und ihn gebeten, diese voreingenommene Entscheidung rückgängig zu machen.»