Masafer Yatta: Fakten und Fiktionen

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Foto IMAGO / ZUMA Wire
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Lesezeit: 4 Minuten

Der Fall Masafer Yatta zeigt, wie linke Propaganda die Gutherzigkeit und die guten Absichten von Menschen in Israel und auf der ganzen Welt manipuliert. Es ist eine unglaubliche Geschichte, die es israelfeindlichen Organisationen, ausländischen Regierungen und der Palästinensischen Autonomiebehörde ermöglicht hat, aus einem gewöhnlichen illegalen Bauvorhaben ein grosses internationales Problem an die Wand zu malen.

von Naomi Linder Kahn

Es zeigt aber auch, dass ” lieber spät als nie” in manchen Situationen funktioniert, in anderen aber, wenn man das Schiff verpasst, das Schiff weiterfährt und man allein gegen den Strom schwimmen und mit den Haien kämpfen muss.

Bei dem als Masafer Yatta bezeichneten Gebiet handelt es sich um staatliches Land, das in den frühen 1980er Jahren zu einem militärischen Übungsgelände erklärt wurde. Wie bei allen staatlichen Flächen, die für militärische Zwecke reserviert sind, gab es dort seit über 100 Jahren keinerlei Besiedlung mehr – kein Privateigentum, keine historischen Dörfer, nichts. Es handelt sich um ein Wüstengebiet, ein sehr schwieriges Terrain, ohne Wasser und nicht bebaubar.

Während der Osmanischen Epoche wurde es als mawat – “tot” – eingestuft und gehörte dem Sultan (d. h. dem Staat); diese Einstufung galt auch während der Mandatszeit und der jordanischen Besetzung. Die Karten aus der Mandatszeit (unten, 1935) zeigen einige archäologische Ruinen in dem Gebiet, aber keine Besiedlung irgendeiner Art. Im Vergleich dazu zeigt die Karte Yatta und Hebron, Bani Naim und andere Dörfer, die im selben Zeitraum tatsächlich besiedelt waren. “Masafer Yatta” war menschenleer.

Eine Karte aus der britischen Mandatszeit (1935) zeigt das verlassene Gebiet Masafer Yatta. Bildnachweis: GOVMAP Israel

Luftaufnahmen aus dem Jahr 1997 belegen dies unmissverständlich – aber sie sind nicht wirklich notwendig: Die “Beweise”, die dem Obersten Gerichtshof von den arabischen Klägern im Fall Masafer Yatta vorgelegt wurden, widerlegen eigentlich ihre Behauptungen. Die kürzlich ergangene Entscheidung des Obersten Gerichtshofs listet einige der ungeheuerlichsten Beispiele auf, die eindeutig beweisen, dass die Bewohner der illegalen “Dörfer” von Masafer Yatta erst nach der Absperrung des Gebiets durch die Israelische Verteidigungsstreitkräfte (IDF) für militärische Zwecke kamen. Es beweist auch, dass diese Bewohner fast ausnahmslos einen festen Wohnsitz in der nahe gelegenen Stadt Yatta haben.

Wie sind diese “Dörfer” entstanden? Die Hirten von Yatta schliefen in Höhlen in nahegelegenen Weidegebieten, anstatt jede Nacht zurück ins Dorf zu wandern. Nachdem die IDF das Gebiet abgeriegelt hatten, durften die Hirten ihre Herden weiterhin dort weiden lassen; die IDF warnten sie einige Tage vor Schiessübungen, um sicherzustellen, dass niemand verletzt wurde. Die Palästinensische Autonomiebehörde nutzte die Gelegenheit und begann mit der Finanzierung des Baus dauerhafter Strukturen in diesem Gebiet.

Mutmassliche Höhlenbewohner in Masafer Yatta. Foto B’Tselem, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=113286755

Ausländische Akteure sprangen sofort ein und finanzierten Infrastrukturprojekte zur Unterstützung der “einheimischen Bauern” – sie legten Wasser- und Stromleitungen, die es immer mehr Menschen ermöglichten, auf dem “freien” Land Siedlungen zu errichten. Dieses Muster, das sich in der gesamten Region wiederholt, wurde vor dem Obersten Gerichtshof aufgedeckt – von den Klägern selbst!

Die ersten Petitionen zu Masafer Yatta wurden vor über 20 Jahren von linken Organisationen eingereicht, die versuchten, dem Staat die Kontrolle über das Gebiet zu entreissen. Vorläufige Verfügungen wurden nicht nur ignoriert, sondern mit Füssen getreten. Doch anstatt die wenigen Bauten, die in der Schusszone entstanden waren, sofort abzureissen, zog sich die IDF immer weiter zurück und schränkte das Übungsgebiet ein, um die Besetzer nicht zu gefährden.

Zwei Jahrzehnte bis zum Gerichtsurteil

Was mit einigen wenigen Bauten in drei bestimmten Gebieten begann, entwickelte sich zu Hunderten von Bauten, einigen Hundert Bewohnern und einer brandneuen internationalen humanitären Krise, die durch Fake-News ausgelöst wurde. Es vergingen volle zwei Jahrzehnte, bis der Oberste Gerichtshof endlich feststellte, was von Anfang an klar war: Die arabischen Ansprüche auf dieses Land sind unbegründet, und die Behauptung, Israel enteigne die einheimische Bevölkerung, ist eine Lüge.

Die Illusion des Staates Israel, er könne arabische und internationale Zustimmung erhalten, indem er seine nationalen Interessen kompromittiert, hat auf lokaler und internationaler Ebene grossen Schaden angerichtet. Jetzt muss sich der Staat vor Ort mit einer völlig anderen Realität auseinandersetzen als zu der Zeit, als er es versäumt hat, die Flut illegaler Bauten im Keim zu ersticken. Hoffen wir, dass die Lektion gelernt wurde und die nächste israelische Regierung eine Politik der sofortigen und entschlossenen Durchsetzung gegen illegale Bauten einleitet.

Naomi Linder Kahn ist Direktorin der internationalen Abteilung von Regavim, einer öffentlichen israelischen Bewegung, die sich für den Schutz der Landressourcen Israels einsetzt. Übersetzung Audiatur-Online.