Fassungslosigkeit über Worte von Farenholtz zur documenta

0
21. Juni 2022, Kassel, documenta fifteen. Banner des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi mit eindeutig antisemitischen Darstellungen wird abgehängt. Foto IMAGO / Hartenfelser
21. Juni 2022, Kassel, documenta fifteen. Banner des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi mit eindeutig antisemitischen Darstellungen wird abgehängt. Foto IMAGO / Hartenfelser
Lesezeit: 2 Minuten

In der Debatte über Antisemitismusvorwürfe bei der documenta hat sich ein Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Frankfurt „fassungslos“ über Äusserungen von Interimsgeschäftsführer Alexander Farenholtz gezeigt. Wer weiter davon spreche, dass die Stimmung auf der Kunstausstellung „sehr gut“ sei und man sich auf einem „hervorragenden Kurs“ befinde, habe sich mit den Vorfällen nicht beschäftigt oder leide unter Realitätsverlust“, sagte Benjamin Graumann der „Jüdischen Allgemeinen“ (Mittwoch, online).

„Der Wechsel an der Spitze der Geschäftsführung war also kein Befreiungsschlag, sondern definitiv ein Eigentor“, kritisierte Graumann. Es sei „bezeichnend“, dass das neue Expertengremium seine Arbeit mit deutlicher Kritik an der Geschäftsführung aufnehmen müsse. Die internationale Kunstausstellung stehe für einen „staatlich geförderten und tolerierten Antisemitismus, weshalb sie angesichts der permanenten Verweigerungshaltung der Verantwortlichen, etwas zu ändern, auch nicht mehr zu retten ist“.

Auf die Frage, wer die Hauptverantwortung trage, sagte Graumann, das beginne bei der Geschäftsführung, reiche über den Aufsichtsrat bis zu verantwortlichen Politikern. Er nannte die zurückgetretene Generaldirektorin Sabine Schormann, Farenholtz sowie Christian Geselle, Kassels Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der documenta, sowie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne).

Graumann skizzierte mögliche Folgen: „Wenn in so einer Öffentlichkeit judenfeindliche Exponate problemlos gezeigt werden können, dann senkt das die Hemmschwellen und man muss sich über die Zunahmen antisemitischer Straftaten dann auch nicht mehr wundern.“

Zuletzt diskutierte Bilder weisen judenfeindliche Stereotype in der Darstellung von israelischen Soldaten auf. Die Zeichnungen des syrischen Künstlers Burhan Karkoutly stammen aus der Broschüre „Presence des Femmes“ von 1988. Laut documenta handelt es sich bei den Zeichnungen nicht um ein ausgestelltes Kunstwerk, sondern um Archivmaterial, das präsentiert worden sei.

Zuvor hatte bereits die Präsentation des Banners „People’s Justice“ des indonesischen Künstlerkollektives Taring Padi mit antisemitischen Darstellungen für einen Skandal gesorgt. Es war zunächst verdeckt und dann ganz abgehängt worden.

KNA/lwi/cas