Daliat el-Carmel: Eine Kostprobe drusischer Kultur und Küche

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Eine drusische Flagge in Daliat el-Carmel. Foto: Harvey Sapir Photography via PikiWiki Israel
Lesezeit: 5 Minuten

Die Mischung aus Neuem und Altem verleiht dieser israelischen Drusenstadt ein „glokales“ Gefühl, welches Besucher verzückt.

von Diana Bletter

Der Duft von mit Kardamom angereichtertem Kaffee strömt aus einem Gewürzladen. Mädchen im Teenageralter laufen von der Schule nach Hause, einige in Jeans und Blundstone-Stiefeln, andere tragen traditionelle Schleier und Röcke.

Ein Handyladen steht neben einem Geschäft, das Holzformen für traditionelles Gebäck verkauft, und an der Graffiti-Wand prangen hippe Schriftzüge neben einem drusischen Mann in einer weissen Keffiyeh.

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Eine Graffiti-Mauer in Daliat el-Carmel. Foto: Diana Bletter

Die drusische Stadt Daliat el-Carmel (auch Daliyat al-Carmel genannt) ist, wie der stellvertretende Bürgermeister Nisim Abu Hamad sagt, „eine Mischung aus Modernität und drusischer Kultur und Tradition“.

An einem Ende der Stadt hängt eine grosse drusische Flagge mit dem Stern und den fünf Farben; am anderen Ende befindet sich ein Schild mit dem Hashtag #Daliyatelcarmel.

Die Mischung aus Neuem und Altem verleiht dieser drusischen Stadt in Israel ihr eigenes Markenzeichen.

Daliat el-Carmel begann als kleine Siedlung mit Häusern auf einem Hügel im Karmelwald. Auf der kurvenreichen Strasse durch den Wald stehen behelfsmäßige Kioske, die große, hauchdünne drusische Fladen, Olivenöl und andere drusische Spezialitäten verkaufen.

Das verleiht der Stadt einen ländlichen Charakter, aber, so Abu Hamad, „mit unseren 18.000 Einwohnern, die meisten davon Drusen, wird sie bald als Stadt registriert sein.“

Die künftige Stadt habe auch ein Erneuerungsprojekt in Angriff genommen, um die Lebensqualität zu verbessern, die Bildung, die Kultur, das Gesundheitswesen und die Infrastruktur der Stadt zu verbessern.

Jeden Samstag wimmelt es in Daliat el-Carmel von Besuchern auf dem Markt, der sich entlang der Hauptstraße erstreckt. Unter der Woche ist herrscht weniger Betrieb, die Stimmung ist aber nicht weniger reizvoll.

Die Menschen kommen, um Kunstgalerien und Geschäfte zu besuchen und die Küche zu geniessen. El Balad, im Herzen der Innenstadt, ist bekannt für sein Knafeh, ein Engelshaargebäck aus Akawi-Käse (ursprünglich nach der Stadt Akko oder Akkon benannt), das mit zerstossenen Pistazien und Rosenwasser bestreut wird. Es gibt auch hervorragende Hummus- und Schawarma-Restaurants.

Nasreen Halabi, Leiterin der Wirtschaftsförderung in Daliat el-Carmel, begleitete mich zusammen mit Rabie Husese, dem städtischen Direktor für strategische Planung, auf einem Rundgang.

Während unseres Spaziergangs erklärt Husese: „Wir versuchen, ‚glokal‘ zu sein. Das bedeutet, dass wir Menschen aus aller Welt anziehen und gleichzeitig den Menschen vor Ort helfen wollen.“

Die erfolgreichste drusische Gemeinschaft der Welt

Die Drusen zählen weltweit etwa eine Million Menschen und sind ein monotheistischer Ableger des Islam, betrachten sich aber nicht als Muslime.

In Israel gibt es etwa 143.000 Drusen. Majd Halabi, Stabschef im Rathaus, betont: „Die Drusen in Israel sind die erfolgreichste drusische Gemeinschaft der Welt“. Sie sind loyale israelische Bürger, die sich in der Regel für den Militärdienst entscheiden.

Die Stadtverwaltung arbeitet hart daran, so viele Besucher wie möglich nach Daliat el-Carmel zu locken. Im vergangenen März nahmen 1.500 Läuferinnen und Läufer an einem ersten Halbmarathon durch die Stadt teil.

Ab Januar, dann im Frühjahr und im Herbst finden Festivals mit Aufführungen, Musik und Kunstausstellungen statt.

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Der Gehweg vor dem Atelier von Sam Halabi in der Innenstadt von Daliat el-Carmel.

Besucher müssen nicht lange suchen, um das Atelier des einheimischen Künstlers Sam Halabi zu finden. Sie folgen einfach dem mit verschiedenfarbigen Quadraten verzierten Bürgersteig, um zum Schaufenster zu gelangen, das mit Halabis charakteristischen Farben bespritzt ist. Halabi hat eine globale Reichweite. Seine Kunst zieht Besucher an. Seine Geschichte zieht Zuhörer an.

„Ich wurde nach neun Mädchen geboren“, sagt Halabi gegenüber ISRAEL21c. „Meine Eltern hörten nicht auf, bis sie einen Sohn bekamen.“ Seit er fünf Jahre alt war, liebte er die Kunst.

„Als ich noch sehr klein war, schickte mich meine Mutter auf den örtlichen Markt, wo ich mir die Muster auf den traditionellen weissen drusischen Kopftüchern der Frauen ansah“, erzählt Halabi.

„Ich kam nach Hause und zeichnete die Muster, und dann nähte sie sie auf ihrer Singer-Nähmaschine. Er hat einige ihrer bestickten Schals aufbewahrt, um sie in einem seiner nächsten Kunstprojekte zu verwenden. „Wenn man ein Kind ist, sieht man alles in leuchtenden Farben“. Dies erklärt, warum seine Kunst so bunt ist.

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Sam Halabi am Küchentisch seines Elternhauses. Foto: Diana Bletter

In einem Teil des Ateliers zeigt Halabi den für ein Abendessen für vier Personen gedeckten Esszimmertisch aus dem Haus seiner Kindheit. Alles ist mit Farbe getränkt, so dass man sich an das Haus von Mrs. Havisham aus dem Roman „Great Expectations“ erinnert fühlt, aber statt Spinnweben gibt es leuchtende Farbkleckse.

Stolz auf ihr Erbe

In der Sheikh Amin Triff-Strasse, ebenfalls im Herzen der Stadt, befindet sich die Barawiz Gallery, in der man Gemälde von Manar Khalifeh findet.

„Ich male in Acryl und auch in Aquarell, und ich male Skizzen mit meiner linken Hand, obwohl ich keine Linkshänderin bin“, erzählt Khalifeh.

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Ein Gemälde von Manar Khalifeh. Foto: Manar Khalifeh

Sie erklärt, sie wolle „eine Verbindung zwischen mir und dem Betrachter herstellen, ohne dass ich anwesend bin“, und fügt hinzu, dass ihre Kunstwerke eine Möglichkeit seien, „meine Identität als drusische Frau auszudrücken“.

Andere Künstler mit Ateliers entlang der Strassen sind Fadi Hamoudi, der Fotos von Galaxien macht, und Ghadeer Malak, die Schwarz-Weiss-Zeichnungen anfertigt. Es gibt auch Geschäfte, die traditionelles drusisches Kunsthandwerk verkaufen.

„Wir wollen nicht die Zeit zurückdrehen“, sagte Majd Halabi im Rathaus. „Wir können nicht zurückgehen. Wir wollen vorwärts gehen.“

Jeder, den ich traf, war stolz auf sein Erbe – und auf seine Stadt.

„Ich liebe diese Stadt und unterstütze alles, was sie voranbringt“, betont Nasreen Halabi. „Und wir müssen auch der nächsten Generation helfen.“

Ich fragte Miyseh Halabi, die in Daliat el-Carmel Hochzeiten und Veranstaltungen ausrichtet, ob sie auch für Menschen in anderen Orten kochen würde. „Nein, ich bin hier zu beschäftigt. Hier ist immer etwas los“, antwortet sie.

Weitere Informationen über Daliyat al-Carmel gibt es hier.

Diana Bletter ist die Autorin von Büchern wie A Remarkable Kindness und The Invisible Thread: A Portrait of Jewish American Women, das für den National Jewish Book Award nominiert wurde. Sie hat an der Cornell University studiert und lebt seit 1991 in Israel. Ihre Arbeiten sind in der New York Times, dem Wall Street Journal, Commentary und vielen anderen Publikationen erschienen. Auf Englisch zuerst erschienen bei ISRAEL21cÜbersetzung und redaktionelle Anpassungen Audiatur-Online.

2 Kommentare

  1. Zum besseren Verständnis sämtlicher Ungereimtheiten :
    Manch einer glaubt nur uralten Offenbarungen,
    wodurch er leugnet die neueren Erfahrungen,
    welche – zum Beispiel – auf die Schnelle
    zum Himmel machen sogar die Hölle.
    Der Jude Jesus uns dies offenbarte,
    die Frommen seiner Zeit er damit narrte,
    weswegen sie ihn auch nicht erzeugen
    und folgerichtig erschlugen.

    Er aber ist wieder-auferstanden
    für alle, die ihn göttlich fanden.

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