Aleppos Juden

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Die Synagoge von Aleppo im Jahre 2011. Foto Govorkov / Flickr, CC BY 2.0.
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Die jüdische Gemeinde Aleppos, einer der ältesten kontinuierlich bewohnten Städte der Welt, gehört zu den ältesten jüdischen Gemeinden und galt bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts als wichtiges Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit.

Die Tradition der Gemeinde führt ihren Beginn auf die Zeit König Davids (1000 vor Christus) zurück. Davids General Joab besetzte nach biblischer Schilderung “Aram Tsoba”, das in späterer Tradition mit Aleppo identifiziert wird. Als die Stadt 637 an einen muslimischen Führer fiel, erhielten ihre Juden den Status von “Dhimmis”, zahlungspflichtigen Schutzbefohlenen. Die einheimischen Juden wurden als “Mustarabim” bezeichnet, als “unter Arabern lebend”, ihre Sprache war Arabisch ebenso wie ihre Kultur.

Mit der Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahr 1492 kam eine zweite jüdische Gruppe nach Aleppo, die sogenannten “Sepharden”. Um ihre Tradition zu bewahren, veröffentlichten Aleppos Mustarabim mit dem “Machzor Aram Tsoba” ein eigenes Gebetbuch, das die liturgischen Eigenarten der Gemeinde festhielt. Zu weiteren Veränderungen in der Aleppoer Gemeinde kam es im 17. Jahrhundert mit der Ankunft der sogenannten “Frankos”, jüdischen Kaufleute aus Italien, die sich der Gemeinde anschlossen. Im Laufe der Jahrhunderte vermischten sich die verschiedenen Parallelgemeinden zu einer homogenen arabischsprachigen Gemeinde, die zu osmanischen Zeiten bis zu 13.000 Mitglieder zählte.

Mit dem Fall des osmanischen Reiches kam in der Region ein stark antizionistischer arabischer Nationalismus auf. Die syrische Unabhängigkeit (1946) und antijüdischen Unruhen im Zusammenhang mit der Staatsgründung Israels brachten fast alle verbleibenden Juden dazu, Aleppo zu verlassen. Die Verbliebenen litten unter neuen diskriminierenden Gesetzen wie dem Verbot des Verkaufs jüdischen Eigentums (1948), dem Einfrieren jüdischer Bankkonten (1953) und schliesslich einem Reise- und Auswanderungsverbot für Juden (1964), das erst unter Präsident Hafez Al-Assad im April 1992 wieder aufgehoben werden sollte. Die letzte jüdische Familie soll Aleppo laut Berichten 2015 verlassen haben.

KNA/akr/cdt