Jüdisches Bad und christliche Öllampe in Jerusalem gefunden

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Foto: Assaf Peretz/Israel Antiquities Authority
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Archäologen der Hebräischen Universität Jerusalem haben in der Nähe des Tempelbergs ein rituelles Bad (Mikwe) aus der Zeit des Zweiten Tempels (1. Jahrhundert) freigelegt.

Neben der Mikwe wurden weitere Artefakte aus der Zeit des Zweiten Tempels, der römisch-byzantinischen und der osmanischen Periode gefunden, darunter ein Fragment einer spätbyzantinischen Öllampe mit der griechischen Inschrift “Das Licht Christi leuchtet für alle”, wie die HU am Mittwoch mitteilte.

Dieser Satz hat nach Einschätzung der Forscher seinen Ursprung möglicherweise in der Zeremonie des Heiligen Feuers, die Teil der orthodoxen Osterfeierlichkeiten in der Grabeskirche ist. Bei der Lampe handelt es sich demnach möglicherweise um ein traditionelles Souvenir christlicher Pilger im 6. und 7. Jahrhundert.

Die im Februar 2021 begonnenen Ausgrabungen standen im Zusammenhang mit dem Ausbau eines behindertengerechten Zugangs zur Altstadt unter der Klagemauer, wie die Universität mitteilte. Die Mikwe gehörte demnach zu einer privaten, in den Felsen gehauenen Villa in einem Bereich Jerusalems, in dem in dieser Zeit laut dem jüdischen Schriftsteller Flavius Josephus die Elite der Stadt wohnte. Das rituelle Bad soll laut Mitteilung erhalten und in den neuen Komplex des Klagemaueraufzugs integriert werden.

Nahe der Villa legten die Forscher zudem eine verputzte Zisterne frei. Sie wurde laut Mitteilung bis zur Zerstörung des Tempels durch die Römer im Jahr 70 benutzt und enthielt Überreste von knapp 40, teils intakten Kochtöpfen. Unter den Funden befand sich ferner ein Abschnitt des “Unteren Aquädukts” aus osmanischer Zeit, ein Wasserbecken sowie Überreste eines römischen Ofens, die beide von Soldaten der Zehnten römischen Legion gebaut wurden. Der Boden enthält eine Schicht von Ziegelsteinen, von denen einer mit den Buchstaben “LXF” gestempelt wurde, eine Abkürzung für den römischen Namen der Legion, “Legio X Fretensis”.

Die vielen Wasserkanäle, Zisternen und Teiche, die in dem Gebiet entdeckt wurden, spiegeln laut Ko-Grabungsleiter Oren Gutfeld “die zentrale Rolle wider, die die Wasserversorgung Jerusalems im Laufe der Jahrhunderte gespielt” habe.

KNA/akr/sky