Der israelische Judaist Israel Jacob Yuval ist am Sonntag mit dem „Mount Zion Award“ 2021/2022 ausgezeichnet worden. Bei einer Feierstunde in Jerusalem wurde zugleich der israelische Künstler und Schoah-Überlebende Jehuda Bacon für sein Lebenswerk gewürdigt. Mit dem Preis ehren das Institut für Jüdisch-Christliche Forschung der Universität Luzern und die Dormitio-Abtei der Benediktiner das Engagement für den Dialog zwischen Juden, Christen und Muslimen.
Bacon konnte wegen seines Alters und seiner Gebrechlichkeit nicht persönlich an der Zeremonie teilnehmen. Der Preis wird ihm am Montag in seine Wohnung überbracht
Yuval ist emeritierter Professor für Jüdische Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem. Er wurde 1949 im von jüdischen Flüchtlingen aus Deutschland gegründeten Kibutz Eliyahu bei Beth Shean geboren. An der Jerusalem University leitete er den Lehrstuhl für kulturelle Studien. Zudem war er Gründungsdirektor des interdisziplinären Forschungszentrums für Jüdische Studien „Scholion“. In seiner Forschung beschäftigt er sich schwerpunktmässig mit der gegenseitigen Wahrnehmung von Juden und Christen in Spätantike, Mittelalter und der Neuzeit. Trotz der Konflikte zwischen Juden und Christen spricht er von „Schwesterreligionen“. Zwischen 1998 und 2008 war er verantwortlich für das Germania-Judaica-Forschungsprojekt.
Yuval war viele Jahre in der israelisch-deutschen Aussöhnung aktiv und pflegte Kontakte zu etlichen Universitäten in Deutschland. Dafür wurde er 2016 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnete. Aber er setzt sich auch für die israelisch-palästinensische Verständigung ein und gründete ein „Gutes-Nachbarschafts“-Programm“ zur Förderung palästinensischer Jugendlicher.
Der Künstler Jehuda Bacon wurde für sein Lebenswerk und insbesondere für seine Verdienste um die deutsch-israelische Versöhnung und den jüdisch-christlichen Dialog geehrt. Die vom Stiftungskuratorium beschlossene aussergewöhnliche Ehrung ist mit 10.000 Euro dotiert. Bacon wurde 1929 im mährischen Ostrava geboren, 1942 nach Theresienstadt deportiert, ein Jahr später nach Auschwitz verlegt und 1945 auf den Todesmarsch nach Mauthausen geschickt. Er überlebte, verlor aber seine Schwester und Eltern. In Prozessen gegen NS-Verbrecher wurden seine Zeichnungen, die er kurz nach der Befreiung angefertigt hatte, sowie seine Zeugenaussagen verwendet.
1946 wanderte Bacon nach Palästina aus und studierte an der Jerusalemer Bezalel-Kunstakademie. 1959 wurde er Professor für Grafik und Zeichnen. Seine frühen Zeichnungen sind nur mit seiner Häftlingsnummer signiert; seine Werke sind heute unter anderem in Jerusalem, Washington, London und Würzburg zu sehen.
Mit dem „Mount Zion Award“ wird seit 1987 alle zwei Jahre ein herausragendes Engagement für den Dialog der Religionen und Kulturen im Heiligen Land gewürdigt. Stifter ist der 1996 gestorbene Essener Priester Wilhelm Salberg, der sein Erbe der in Luzern ansässigen „Mount Zion Foundation“ vermachte. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis erinnert an die Konzilserklärung „Nostra Aetate“ von 1965, die ein neues Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen und vor allem zum Judentum eröffnete.
Zu den früheren Preisträgern gehörten der Autor Amos Oz, Rabbiner David Rosen sowie posthum der 24 Jahre alte Muslim Omri Dschadah, der bei der Rettung eines jüdischen Jungen vor dem Ertrinken selbst ums Leben kam. Ort der Verleihung ist üblicherweise die Dormitio-Abtei auf dem Jerusalemer Zionsberg. Wegen Renovierungsarbeiten fand die Feier diesmal im German Hospice St. Charles der Borromäerinnen statt.
KNA/mit/cdt