Mit der Nano-Bibel ins All

Erstmals sind drei Touristen an Bord der Internationalen Raumstation ISS. Unter den drei zahlungskräftigen Gästen ist ein israelischer Unternehmer und die kleinste Bibel der Welt.

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Eine SpaceX Falcon 9-Rakete mit dem Raumfahrzeug Crew Dragon an Bord startet am Freitag, den 8. April 2022, im Kennedy Space Center der NASA in Florida zur Axiom Mission 1 (Ax-1) zur ISS mit dem Kommandanten Michael Lopez-Alegria aus Spanien und den USA, dem Piloten Larry Connor aus den USA und den Missionsspezialisten Eytan Stibbe aus Israel und Mark Pathy aus Kanada an Bord. Foto IMAGO / Cover-Images
Eine SpaceX Falcon 9-Rakete mit dem Raumfahrzeug Crew Dragon an Bord startet am Freitag, den 8. April 2022, im Kennedy Space Center der NASA in Florida zur Axiom Mission 1 (Ax-1) zur ISS mit dem Kommandanten Michael Lopez-Alegria aus Spanien und den USA, dem Piloten Larry Connor aus den USA und den Missionsspezialisten Eytan Stibbe aus Israel und Mark Pathy aus Kanada an Bord. Foto IMAGO / Cover-Images
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Der erste kommerzielle Flug zur ISS startete am Freitag vom Kennedy Space Center in Florida. Um 17:17 Uhr Mitteleuropäische Sommerzeit hob die Falcon 9-Rakete des amerikanischen Raumfahrtunternehmens SpaceX ab. An Bord sind drei gut betuchte „Touristen“. Geleitet wird die Mission von Michael López-Alegría, einem 63-Jährigen, in Spanien geborenen, ehemaligen Astronauten der NASA. Er war Kapitän der U.S. Navy und dann viele Jahre bei der NASA. Insgesamt war bereits vier Mal im All.

Den kommerziellen Weltraum-Flug hatte die in Houston (Texas) ansässige Firma „Axiom Space“ organisiert. Die Dauer der Mission, die den Namen „Ax-1“ trägt, ist auf 10 oder 11 Tage angelegt. Die drei privaten Crew-Mitglieder, die ihr 55 Millionen Dollar teures Flugticket aus eigener Tasche bezahlten, sind drei Unternehmer: Larry Connor, ein 72-Jähriger Amerikaner aus dem US-Bundesstaat Ohio, der Immobilienmakler und erfahrender Flugzeugpilot ist, sowie Mark Pathy, ein 52-jähriger Investor und Philanthrop aus Kanada.

Ausserdem gehört der Israeli Eytan Stibbe zur Crew, ein 64 Jahre alter Unternehmer und ehemaliger F-16-Pilot der Israelischen Luftwaffe. Er habe schon als Kind davon geträumt, wie Superman fliegen zu können, sagt er in einer Grussbotschaft. Er war 43 Jahre Pilot der israelischen Luftwaffe.

„Auch wenn Israel ein Hochtechnologie-Land ist, steht der Weltraum für etwas, das fast wie unerreichbar wirkt, das aber auch die Neugier weckt“, sagte Stibbe in der Videobotschaft. Er wolle daher mit seiner Mission auch dafür sorgen, dass die Raumfahrt in Israel wieder einen Schritt nach vorne macht. „Ich möchte Kinder ermutigen, in den Himmel zu sehen und sich Dinge vorzustellen, die unmöglich sind und wie man sie doch erreichen kann.“ Stibbe fügte hinzu: „Es gibt ein afrikanisches Sprichwort, das besagt: Wenn du schnell gehen willst, geh allein. Wenn Du weit gehen willst, geh gemeinsam. Ich freue mich, dass so viele israelische Organisationen und Personen an diesem Unterfangen teilhaben können.“

Die vier Astronauten erreichten in der Raumkapsel „Dragon“ am Samstag die ISS und dockten erfolgreich an die Raumstation an. Die drei Touristen sollen auch ein bisschen Forschung betreiben und das eine oder andere Experiment durchführen. Sie haben, je nach zugewiesener Aufgabe, zwischen 750 und 1.000 Stunden Training absolvieren müssen.  Und natürlich steht der eine oder andere Besuch in der „Cupola“ auf dem Programm, dem Zimmer der ISS, von dem man durch mehrere kleine Fenster einen atemberaubenden Blick auf die Erde hat. Bislang waren insgesamt rund 600 Menschen überhaupt erst im All.

Während der Amerikaner Connor mit Universitäten und einem Klinikum zusammenarbeitet und unter anderem Experimente zur Gesundheit von Herzen und Gehirn durchführt, forscht der Kanadier im Auftrag des Montreal Children’s Hospital und kanadischen Universitäten zum Schlafverhalten sowie zu chronischen Schmerzen. Stibbe arbeitet mit der israelischen Raumfahrtorganisation, dem Ministerium für Wissenschaft und Technologie sowie der Ramon-Stiftung zusammen, welche Kindern und Jugendlichen die Raumfahrt näherbringt. Die Stiftung erinnert an den ersten israelischen Astronauten Ilan Ramon, der im Jahr 2003 beim Unglück des Space Shuttle Columbia ums Leben kam. Stibbe hat beim Besuch auf der ISS unter anderem Fragmente des Tagebuches von Ramon bei sich, die den tödlichen Wiedereintritt in die Atmosphäre damals überstanden hatten.

Stibbe wird ausserdem eine Nano-Bibel mit ins All nehmen, die vom israelischen Technion produziert wurde und dem Israel Museum in Jerusalem geschenkt worden war. Es ist die kleinste Bibel der Welt, sie enthält die 1,2 Millionen Buchstaben der hebräischen Bibel, der Silizium-Chip ist aber kaum grösser als ein Salzkorn.

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Die Nano-Bibel des Technion. Foto Technion

Am Sonntag sprach Stibbe per Video-Schaltung mit dem israelischen Staatspräsidenten Jitzchak Herzog. Stibbe freute sich: „Zum ersten Mal ist die israelische Flagge in der internationalen Raumstation.“ In der Video-Konferenz zeigte Stibbe Herzog die Kopie eines Gebetes für den Staat Israel, das ihm der israelische Präsident zuvor auf der Erde gegeben hatte. Der Astronaut sagte: „Dieses Gebet, geschrieben vom Grossvater des Präsidenten, dem Obersten Rabbiner Israels, Isaak Halevi Herzog, hat mir Herzig eigenhändig, eingelassen in einem Glas-Kubus, überreicht.“

Herzog sagte: „In diesen schweren Zeiten auf der Erde ist dieses aufregende Projekt, das ganz Israel mit verfolgt, ein Lichtstrahl im Himmel. Wir schauen in den Himmel und wissen: Dort oben ist jetzt ein Repräsentant des Staates Israel, ein Repräsentant der Menschlichkeit, und auch ein Repräsentant unseres Volkes, des jüdischen Volkes. Er wird dort oben hebräische Gedichte lesen und Dutzende faszinierender Experimente durchführen.“

Am 21. April sollen die drei ersten ISS-Touristen zurück zur Erde fliegen.

potrait quadratisch Jörn Schumacher

Über Jörn Schumacher

Jörn Schumacher arbeitet als freier Journalist und lebt in der Nähe von Münster. Er hat Linguistik, Philosophie und Informationswissenschaft studiert und war viele Jahre Redakteur beim deutschen Webportal Israelnetz und beim Christlichen Medienmagazin pro.

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