Studierendenvorsitzende: Bei “Jude”-Debatte fehlt jüdische Sicht

0
Symbolbild. Foto IMAGO / Steinach
Symbolbild. Foto IMAGO / Steinach
Lesezeit: 2 Minuten

In der Diskussion um einen Hinweis des Duden für das Wort “Jude” hat die Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion, Anna Staroselski, eine fehlende Betroffenenperspektive bemängelt. Die Debatte zeige, “dass nicht mit den Juden, sondern über sie geredet wird”, sagte Staroselski dem “Spiegel” (Freitag). Sie kenne keinen Juden, “der sich unwohl dabei fühlt, das Wort in den Mund zu nehmen. Nichtjüdische Menschen tun sich viel schwerer damit.”

Hintergrund ist ein “besonderer Hinweis” auf der Internetseite des Duden zu “Jude”, der für anhaltende Kritik sorgt. Darin heisst es: “Gelegentlich wird die Bezeichnung Jude, Jüdin wegen der Erinnerung an den nationalsozialistischen Sprachgebrauch als diskriminierend empfunden. In diesen Fällen werden dann meist Formulierungen wie jüdische Menschen, jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger oder Menschen jüdischen Glaubens gewählt.”

Nach Ansicht von Staroselski werden Juden in Deutschland durch diese Begriffe jedoch “exotisiert”, als ausserhalb der Gesellschaft stehend. Menschen, die “Jude” als Schimpfwort nutzten, wollten hingegen damit nur ihre eigenen Vorurteile reproduzieren. “Statt das Wort zu problematisieren, müssten diese Vorurteile bekämpft werden.”

Gerade in der Corona-Pandemie erlebe sie eine Zunahme des Antisemitismus, so Staroselski. “Wenn sich die Gesellschaft in einer Ohnmachtssituation befindet, neigen die Menschen dazu, sich Sündenböcke zu suchen. Das Ausmass davon ist beängstigend.” Vor allem aus dem rechts- und linksextremen Lager und auch aus der “Querdenker”-Szene gingen reale Bedrohungen aus. “Aber Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem – und Juden können nicht die Einzigen sein, die dagegen kämpfen”, betonte Staroselski.

KNA/jps/lwi/Aud