Der Auschwitz-Überlebende Raphael Esrail ist tot. Wie das Internationalen Auschwitz Komitee am Sonntagabend mitteilte, starb Esrail im französischen Lannion im Alter von 96 Jahren. Raphael Esrail schloss sich als Jugendlicher der Resistance an. In Lyon fälschte er Pässe und Personaldokumente und sicherte so vielen bedrohten und verfolgten Menschen das Überleben. 1944, mit 19 Jahren wurde er in Lyon von den Deutschen als Jude und Angehöriger der Resistance verhaftet und über Drancy nach Auschwitz deportiert. Nach der Teilnahme am Todesmarsch von Auschwitz nach Dachau befreiten ihn US-Soldaten im Mai 1945.
Esrail war Träger hoher staatlicher Auszeichnungen Frankreichs und Deutschlands. Lange habe er nicht über seine Erinnerungen gesprochen, erklärte Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees. Erst spät habe Esrail Worte für das gefunden, was er in Auschwitz gesehen hatte und was ihm und den anderen Häftlingen angetan worden war.
Gemeinsam mit seiner 2020 verstorbenen Frau Liliane, ebenfalls eine Auschwitz-Überlebende, sei Esrail in seinen letzten Lebensjahrzehnten ein umso beredterer Zeitzeuge gewesen, “der besonders junge Menschen in Frankreich und Deutschland mit der Klarheit und Eindringlichkeit seiner Worte tief berührte”, so Heubner weiter. “Darüber hinaus war Raphael Esrail ein inspirierender und weitsichtiger Europäer, dem immer bewusst war, dass die Menschen in Europa angesichts der immer wieder aufbrodelnden Gefahren durch antisemitischen und rechtsextremen Hass die Erinnerungen und Erfahrungen der Resistance auch über die Lebenszeit der Überlebenden hinaus brauchen würden.”
KNA/joh
