Israelische Expertin für Infektionskrankheiten: Green Pass „nicht mehr relevant“

Das Impfzertifikat ist seit Beginn der fünften Welle und insbesondere in den letzten Wochen ein Konfliktpunkt in Israel.

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Eine Frau zeigt ihren COVID-19 Green Pass, bevor sie ein Restaurant in der zentralisraelischen Stadt Modiin betritt, am 7. Oktober 2021. Foto IMAGO / Xinhua
Eine Frau zeigt ihren COVID-19 Green Pass, bevor sie ein Restaurant in der zentralisraelischen Stadt Modiin betritt, am 7. Oktober 2021. Foto IMAGO / Xinhua
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Das israelische System des „Grünen Passes“ (Impfzertifikat) ist angesichts der Ansteckungsgefahr durch die Omicron-Variante des COVID-19-Virus nicht mehr relevant, sagte eine hochrangige israelische Expertin für Infektionskrankheiten am Montag. Der „Grüne Pass“ dient als Nachweis dafür, dass sein Inhaber geimpft wurde, sich von COVID-19 erholt hat oder kürzlich negativ getestet wurde.

von Maayan Hoffman, JNS

„Heute hat der Grüne Pass keine Bedeutung mehr“, sagte Professorin Gili Regev-Yochay am Montag bei einem Briefing gegenüber der Nachrichtenagentur JNS. „Menschen mit einem Risiko [für eine schwere Krankheit] müssen besonders vorsichtig sein, wenn sie ausgehen, vor allem an Orten mit grossen Menschenansammlungen.“

Regev-Yochay, Leiterin der Abteilung für Infektionsprävention und -kontrolle am Sheba Medical Center in Tel Hashomer, äusserte sich während eines Briefings, bei dem sie die vorläufigen Ergebnisse einer von ihr geleiteten klinischen Studie über die Wirksamkeit einer vierten Impfstoffdosis zum Schutz vor Omicron vorstellte. Den Daten zufolge bietet der Impfstoff zwar weiterhin Schutz vor der Entwicklung einer schweren Krankheit, doch scheint die zusätzliche Dosis die Infektion nicht zu verhindern.

154 Beschäftigte des Sheba Medical Center erhielten vor zwei Wochen ihre vierte Impfung mit dem Pfizer-Impfstoff. Vor einer Woche erhielten 120 Beschäftigte des Gesundheitswesens eine Impfung mit dem Moderna-Impfstoff, nachdem sie drei Dosen des Pfizer-Impfstoffs erhalten hatten. Sie wurden mit einer Kontrollgruppe von rund 6.000 Beschäftigten des Gesundheitswesens verglichen, die seit Beginn der israelischen Impfkampagne im Dezember 2020 vom Krankenhaus beobachtet wurden.

Etwa derselbe Prozentsatz der Krankenhausmitarbeiter, die die vierte Dosis erhalten hatten, infizierte sich mit dem Virus wie diejenigen, die die vierte Auffrischung nicht erhalten hatten.

In Israel breitet sich die Omicron-Variante rasch aus. Mehr als 65.000 Menschen wurden am Montag mit dem Coronavirus infiziert, berichtete das Gesundheitsministerium am Dienstag. Von den Infizierten hatten etwa 45 % drei Impfungen erhalten.

Das Green-Pass-Programm ist seit Beginn der fünften Welle und insbesondere in den letzten Wochen ein Konfliktpunkt in Israel, da das Land rund 10 % der israelischen Schüler und Studenten in Quarantäne geschickt hat.

Die Mehrheit der israelischen Schulkinder ist nicht geimpft und muss mindestens fünf Tage in Quarantäne bleiben, wenn sie mit einer infizierten Person in Kontakt kommen. Kinder, die geimpft sind, können einen Antigentest zu Hause machen und die Schule wieder besuchen, sofern das Ergebnis negativ ist.

Darüber hinaus hat das Gesundheitsministerium am Montagabend eine neue Quarantäneregelung eingeführt, die es geimpften Israelis, die mit infizierten Personen in Kontakt waren, erlaubt, nicht isoliert zu werden und nur drei Tage nach dem Kontakt einen Heimtest zu machen, während ungeimpfte Personen fünf Tage lang isoliert werden müssen.

Der israelische Finanzminister Avigdor Liberman forderte am Dienstag die Abschaffung des Green Pass.“Es gibt keine medizinische oder epidemiologische Logik für den Green Pass, und viele Experten stimmen dem zu“, twitterte Liberman. „Was er tut, ist das tägliche Funktionieren der Wirtschaft direkt zu schädigen, und er trägt auch erheblich zur Panik in der Öffentlichkeit bei. Er sagte, dass er mit den zuständigen Stellen zusammenarbeitet, um die Verwendung dieses Systems zu unterbinden.