Grossbritannien: Rückgang des Christentums betrifft auch Juden

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Menschen verlassen ein Wahllokal in der St Andrews Parish Church in Earlsfied im Südwesten Londons am 06. Mai 2021. Foto IMAGO / NurPhoto
Menschen verlassen ein Wahllokal in der St Andrews Parish Church in Earlsfied im Südwesten Londons am 06. Mai 2021. Foto IMAGO / NurPhoto
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Ein Rückgang des Christentums in Grossbritannien sollte nach Ansicht von Jonathan Boyd, Geschäftsführer des Institute for Jewish Policy Research, für Juden ein Grund zur Sorge sein und habe “enorme Auswirkungen auf das Land als Ganzes”.

In einem Kommentar für den Jewish Chronicle ging Boyd auf die prognostizierten Zahlen der Volkszählung ein, die voraussichtlich einen Rückgang des Christentums in Grossbritannien zeigen werden. Er schreibt, dass neue Herausforderungen auf das britische und jüdische Leben zukommen, die durch einen sich entwickelnden nationalen Kontext und eine abnehmende christliche Bevölkerung hervorgerufen werden, und erklärt, warum die jüdische Gemeinschaft besorgt sein sollte.

“Ein Grossbritannien, in dem die Christen gegenüber den Nichtchristen in der Minderheit sind, wird gezwungen sein, sich zahlreiche Fragen über sein Wesen und seine Identität zu stellen. Die im Christentum begründeten britischen Traditionen könnten durchaus in Frage gestellt werden. Der Druck zur Verringerung des christlichen Einflusses im öffentlichen Leben könnte noch zunehmen. Forderungen nach einer Kürzung der Mittel für christliche Einrichtungen könnten folgen. Und wenn dies geschieht, könnten sich Christen zunehmend im Widerspruch zu ihrem Land fühlen – unwohl, ja sogar unwillkommen in ihrem eigenen Haus.” schreibt Boyd im Jewish Chronicle.

“Wo Christen verschwinden, verschwinden auch Juden. Die Forderungen nach einer Entchristianisierung des britischen Lebens werden sich nicht nur auf andere religiöse Ausdrucksformen auswirken, beispielsweise auf konfessionelle Schulen, sondern auch auf die jüdische Bevölkerung (und damit meine ich die, welche nicht streng orthodox sind), die der christlichen Bevölkerung demographisch sehr ähnlich ist. Auch sie verliert an Boden, weil mehr Menschen, die als Juden geboren wurden, angeben, “keine Religion” zu haben; ausserdem gibt es mehr Sterbefälle als Geburten, so dass auch sie sowohl zahlenmässig als auch proportional zurückgeht.” schreibt Boyd.

Gesellschaftlicher Wandel ist laut Boyd unvermeidlich und sei nicht unbedingt etwas Schlechtes. Aber es kämen neue Herausforderungen auf das britische und jüdische Leben zu, die durch einen sich verändernden nationalen Kontext und eine abnehmende christliche Bevölkerung hervorgerufen werden. “Wenn die Volkszählung 2021 einen Anteil von unter 50 Prozent Christen ergibt, könnte das in der Tat sehr beunruhigend werden.” so Boyd.