Die Arbeit von Dr. Michael Blume, des Antisemitismusbeauftragten von Baden-Württemberg, ist in den vergangenen Tagen durch die Veröffentlichung der jüngsten Antisemitismus-Liste des renommierten Simon Wiesenthal Centers in den Fokus gerückt. Schrieben doch die Antisemitismusjäger aus Los Angeles rund um den Zentrumsleiter Rabbiner Marvin Hier und seinen Stellvertreter Rabbi Abraham Cooper dem von der grün geführten baden-württembergischen Landesregierung eingesetzten Blume zu, sich „an antisemitischen und antiisraelischen Aktivitäten in den sozialen Medien zu beteiligen“, indem er beispielsweise „Vergleiche zwischen Israel und Nazis“ in Sozialen Medien „liken“ würde.
Doch nichts nur das. Überdies mahnte das Wiesenthal Center an, dass Blume es in seiner Funktion als Antisemitismusbeauftragter Baden-Württembergs versäumt habe, die „baden-württembergische Metropole Freiburg zur Beendigung ihrer Städtepartnerschaft mit Isfahan aufzufordern, einer Stadt des iranischen Regimes, deren Verwaltung jedes Jahr bei ihrer jährlichen Al-Quds-Demonstration zur Zerstörung des jüdischen Staates aufruft.“ Und schliesslich habe Blume es ebenso „versäumt, die teilweise landeseigene Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zur Schliessung des Kontos von Baden-Württembergs wie Deutschlands stärkster anti-israelischer Boykott-, Desinvestitions- und Sanktions-Organisation (BDS), dem Palästinakomitee Stuttgart, zu drängen.“
Der so kritisierte Blume sprach in einer ersten Reaktion auf diese Einordnung von einer „Kampagne“ des „sogenannten“ Wiesenthal Centers, das ein „[s]ehr dubioser Pro-Trump-Laden“ sei. Diese „Trolling-Kampagne“ würde überdies „nur Rechtsaussen inklusive Teile [der] AfD unterstützen“, darunter auch „Rechtsaussen-Blogs wie achgut“, also die unter Anderem vom Publizisten Henryk M. Broder herausgegebene „Achse des Guten“. Auf dem offiziellen Twitter-Account des baden-württembergischen Antisemitismusbeauftragten wird so ebenfalls weiter von einem „rechtsextremen Trolling“ gegen Blume gesprochen. Was bis hierhin jedoch die privaten wie offiziellen Stellungnahmen einte: Zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen schwieg sich Blume dabei aus.
Blume sieht sich von Trump-Anhängern an den Pranger gestellt
Gegenüber der „Neuen Zürcher Zeitung“ wurde Blume dann etwas konkreter. So könne der Vorwurf von antisemitischen Aktivitäten in den sozialen Medien, „schon deswegen nicht zutreffen […], weil er seinen Facebook-Account bereits 2019 gelöscht habe“. Über seine Twitter-Aktivitäten verlor Blume indes kein Wort. Zum Vorwurf, er habe es versäumt, die LBBW zu Schliessung des Kontos des Palästinakomitee Stuttgart zu drängen, sagte Blume, „[d]ie LBBW erfülle in Stuttgart die Sparkassenfunktion, dürfe also gar nicht einfach Konten kündigen“ und „BDS lehne er aber klar und öffentlich ab“. Bezüglich der Städtepartnerschaft Freiburg-Isfahan äusserte Blume schlicht, dass hierüber „in Deutschland die Städte zu entscheiden“ hätten. Was er von dieser Städtepartnerschaft selbst hält, erfuhr der Leser allerdings nicht.
Auch ein am Samstag, den 1. Januar 2022 veröffentlichter Artikel Blumes zu dieser Causa änderte daran nichts Substantielles. Wiederum sprach Blume davon, dass sich „das sog. SWC [Simon Wiesenthal Center] noch weiter nach rechts radikalisiert und den früheren US-Präsidenten Donald Trump unterstützt“ habe. Dabei verachten solche „Trump-Dualisten […] – völlig unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit – die liberale Demokratie samt Rechtsstaat per se – ob in den USA, in Israel oder in der Europäischen Union“, heisst es weiter. So wäre er „auf dieser bizarren Prangerliste [gelandet], gestützt auf nichts anderes als auf ‚Vorwürfe’“, die jedoch „längst widerlegt“ seien. Konkret kommentierte Blume indes dann nur einen Facebook-Like sowie die Aufforderung an die LBBW zur Kündigung des Kontos des Palästinakomitee Stuttgarts, die Blume „rechtswidrig“ und eine „illegale“ Forderung nennt.
Als Quelle der „längst widerlegt[en]“ Vorwürfe macht Blume dabei Benjamin Weinthal aus, einen Korrespondenten der israelischen Tageszeitung Jerusalem Post und wissenschaftlichen Mitarbeiter des US-amerikanischen Thinktanks „Foundation for Defense of Democracies“. So habe es dieser „geschafft, das sogenannte Simon-Wiesenthal-Center zu überzeugen, mich auf eine Prangerliste der ‚10 Worst Antisemitic Events 2021’ aufzunehmen“, so Blume weiter. Weinthal hätte in den vergangenen Monaten immer weiter „eskaliert“, und dies „oft mit mehreren Aggro-Mails an riesige Verteiler pro Tag“. Auf dem offiziellen Twitter-Account des baden-württembergischen Antisemitismusbeauftragten wurde weiter von einem „‚Rufmord’ von Herrn Weinthal und des sogenannten SWC“ gesprochen.
Welle von Solidaritätsbekundungen mit dem Antisemitismusbeauftragten
Die Nennung von Blume in der Wiesenthal-Liste führte in der Folge zu vielerlei Solidaritätsbekundungen mit ihm und seiner Arbeit. Während der Zentralrat der Juden in Deutschland die Vorwürfe „absurd“ nannte, betonten die Israelitischen Religionsgemeinschaften Baden und Württemberg laut der Jüdischen Allgemeinen, dass es „ungeheuerlich“ sei, „[e]inen Brückenbauer zwischen Baden-Württemberg und Israel auf eine gemeinsame Liste mit Feinden Israels zu setzen“.
Der Antisemitismusbeauftragte Thüringens, Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, sprang seinem Kollegen Blume zur Seite und ergänzte in einem Statement, dass Wiesenthal Center „schadet dem Kampf gegen Antisemitismus“, was Bayerns Antisemitismusbeauftragter Dr. Ludwig Spaenle dahin fortsetzte, dass „[d]as Simon-Wiesenthal-Zentrum […] dem Kampf gegen die wahren Antisemiten mit derartigen Nominierungen einen schlechten Dienst“ erweise. Dr. Meron Mendel, der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt, kritisierte auf Twitter, dass das „rechte Wiesenthal-Zentrum“ eine „absurde Antisemitenliste“ veröffentlicht habe, in der „es den Antisemitismusvorwurf“ nutze, „um Menschen zu diffamieren“.
Ferner konstatierte Seniorprof. Dr. Micha Brumlik, dass das Wiesenthal Center nun „seinen guten Ruf verspielt“ und dessen Liste sich zu einer „Aussenstelle der rechtsgerichteten derzeitigen israelischen Regierung entwickelt hat“. Und der deutsch-persisch-israelische Schriftsteller Arye Sharuz Shalicar kommentierte in der Jüdischen Allgemeinen, dass „[d]as Wiesenthal Center […] erst wieder relevant [wird], wenn es seinen Fehler einsieht, Michael Blume von der Liste streicht und sich bei ihm entschuldigt – persönlich und öffentlich.“
Auch die baden-württembergische Spitzenpolitik solidarisierte sich mit Blume. Innenminister Thomas Strobl von der CDU sagte gegenüber der Jüdischen Allgemeinen, dass Blume ein „top-engagierter, herausragender Antisemitismusbeauftragter unseres Landes“ sei, und er sich „für diese Aufgabe keine bessere Person vorstellen“ könne. Während der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann akzentuierte, dass er die Vorwürfe des Wiesenthal Centers als „nicht nachvollziehbar und höchst befremdlich“ empfinde und es darüber hinaus „für fraglich [hält], ob ein solches Ranking hilft, die gesellschaftliche Spaltung und den Antisemitismus zu überwinden“.
Alljährliche Aufregung im Politik- und Medienbetrieb ob der Wiesenthal-Liste
Beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk Baden-Württembergs, dem SWR, hiess es, dass die „Anschuldigungen gegen Blume […] krude“ seien. Der Chefredakteur der Schwäbischen Zeitung, eine der grössten regionalen Abonnementzeitungen in Baden-Württemberg, kommentierte unisono, das Wiesenthal Center habe „schlecht recherchiert“. Die Stuttgarter Zeitung bemerkte sogar, dass ihre „Überprüfung der Vorwürfe gegen den baden-württembergischen Antisemitismusbeauftragten Michael Blume zeig[e]“, dass da „nicht viel dran“ sei. Und schliesslich fragte die Südwest Presse, ob „Internet-Fakes als Grundlage für Vorwürfe gegen Michael Blume“ gedient hätten, so beispielsweise „Fake-Screenshots“.
Unterstützung erhielt Blume obendrein von unerwarteter Seite. So von den Hardcore-Stalinisten der vom Verfassungsschutz beobachteten Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (kurz MLPD), in deren Parteiorgan „Rote Fahne“ es heisst, dass „Simon-Wiesenthal-Zentrum hetzt gegen Michael Blume“, womit es dem Kampf gegen Antisemitismus einen „Bärendienst“ erweisen würde. Pikanterweise sieht sich gleichfalls die MLPD einer „Hetzkampagne“ von Weinthal ausgesetzt. Und im ehemaligen Propagandaorgan der SED, der sozialistischen Tageszeitung „Neues Deutschland“, schreibt Gerhard Hanloser, dass die Nennung Blumes in der Wiesenthal-Liste „ihre politische Strategie“ verdeutliche, „die einer neokonservativen und rechtszionistischen politischen Position folgt“.
Sowohl die MLPD als auch Hanloser sind keine Unbekannte. Wie der Autor dieser Zeilen in seinem Artikel „Das Gerücht über eine pro-israelische Verschwörung“ im Dezember 2021 bei Audiatur-Online analysierte, behauptet der Sozialwissenschaftler Hanloser in einem seiner Bücher eine antideutsche „Querfront“ mit „Pro-Israel-Ideologie“ in Deutschland, während die dezidiert antizionistische MLPD gleich eine vom Mossad gelenkte Konspiration imaginiert, bei der Antideutsche „von Israel bezahlt“ würden.
Diese Aufregung im deutschen Politik- und Medienbetrieb ob der Liste des Wiesenthal Centers ist jedoch nicht neu, sondern fast ein alljährliches Ritual. Denn deutsche Akteure fanden sich wiederholt im Ranking wieder. Ob nun die Nennung des Publizisten Jakob Augstein im Jahr 2012, die Erwähnung der berühmt-berüchtigten „Toilettenaffäre“ der Linkspartei aus dem Jahr 2014 oder ebenso vor zwei Jahren die Kritik am Abstimmungsverhalten von Christoph Heusgen, des deutschen Vertreters im UN-Sicherheitsrat. Und erst im letzten Jahr adressierte die Wiesenthal-Liste nicht nur deutsche Kultureinrichtungen der „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“, sondern auch einen deutschen Top-Diplomaten aus dem seinerzeit sozialdemokratisch geführten Auswärtigen Amt, des Weiteren die Jugendorganisation Jusos der SPD, ferner drei linke Bundestagsabgeordnete sowie schliesslich einen linksextremen, BDS-nahen Verein, in dem diese Politiker im Beirat wirkten.
Ein Antisemitismusbeauftragter, der nicht schützt?
Und was ist heute? Ist die scharfe Kritik in der diesjährigen Liste des Simon Wiesenthal Centers an Blumes Wirken als Antisemitismusbeauftragter nun schlicht aus der Luft gegriffen, wie Blume es selbst und auch seine Verteidiger behaupten? Bezüglich Blumes Agieren in sozialen Medien schreibt das Wiesenthal Center zunächst weiter, dass Blume einen Facebook-Post „geliked“ habe, „in dem Zionisten mit Nazis verglichen wurden“ sowie „antijüdische, antiisraelische und konspirative Twitter-Accounts ‚geliked’ und retweetet“ habe.
Die deutsch-jüdische Anti-BDS-Aktivistin Malca Goldstein-Wolf hat einen Teil dieser Vorfälle mit Hilfe von Screenshots in einem Offenen Brief an Blume dokumentiert. So einen „Like“ Blumes für einen Facebook-Post vom Oktober 2019, in dem ein User schrieb, dass „Zionisten, Nazis und Radikale […] sich schnell von meiner Freundschaftsliste verabschieden“ sollten. Auf Nachfrage des Publizisten Gerd Buurmann äusserte Blume seinerzeit, dass der Facebook-Post nachträglich verändert worden sei; heute behauptet er gegenüber der „Neuen Zürcher Zeitung“ (siehe oben) sogar, dass „er seinen Facebook-Account bereits 2019 gelöscht habe“. Was von beidem stimmt nun?
Auch im Fall des Offenen Briefs von Goldstein-Wolf sorgt Blume nicht für Klarheit, hat er diesen doch bis heute nicht einer Antwort gewürdigt. Ein wesentlicher Grund für sein Schweigen: Die Auseinandersetzung von Goldstein-Wolf mit Blumes Arbeit währt schon länger. So kam es im Jahr 2019 nach einer damaligen Stellungnahme der WerteInitiative – eines Vereins, der sich als zivilgesellschaftliche, jüdische Stimme in Deutschland versteht – zu einem ersten Eklat zwischen beiden.
Nachdem Goldstein-Wolf die Kooperation Blumes mit einem mutmasslich Muslimbruderschaft-nahen Islamverein kritisierte, brachte dieser Goldstein-Wolf nicht nur mit „bezahlten rechten Trolls“ sowie „Verschwörungstheoretikern“ in Verbindung, sondern bedachte einen Tweet, der „[d]as Jüdischsein von Frau Goldstein-Wolf“ mit dem Begriff „Kostumjüde“ infrage gestellt hatte, sogar mit einem „Gefällt mir“. Die WerteInitiative mahnte daher an, dass „das Amt des baden-württembergischen Landesbeauftragten gegen Antisemitismus als auch das Vertrauensverhältnis zur jüdischen Community“ so Schaden nehmen würde.
Doch damit nicht genug. Wie der Autor dieser Zeilen erst im September 2021 bei der Achse des Guten in seinem Artikel „Der Antisemitismusbeauftragte und die Mullahs“ schilderte, wurde Malca Goldstein-Wolf im September 2021 in sozialen Medien in einem Gesprächsverlauf, in den Blume ebenfalls involviert war, mit Adolf Eichmann verglichen. Blume beantwortete diesen offensichtlichen Schuldabwehr-Antisemitismus trotz mehrfacher Hinweise und Nachfragen nicht.
Rücktrittsforderung an Blume vom „letzten Nazi-Jäger“
Der Hintergrund ist hier ebenso evident. In seinem Artikel „Eichmann, Breivik, Spencer und der Terrorangriff von Christchurch – Der Ethnonationalismus als Verbindung aus Antisemitismus und Rassismus“ aus dem März 2019, der für den von der WerteInitiative beschriebenen Eklat erst den Anstoss gab, brachte Blume Goldstein-Wolf in Verbindung mit „Verschwörungsgläubigen und Rassisten“; ob der im Text insinuierte Zusammenhang zu Eichmann und Breivik dabei Absicht war, ist bis heute offen.
Gerd Buurmann kommentierte damals auf seinem antisemitismuskritischen Blog „Tapfer im Nirgendwo“, dass es nicht zu den Aufgaben eines Antisemitismusbeauftragten gehöre, „das Leben einer Jüdin, die gegen Antisemitismus kämpft, schwerer zu machen und in einen Sinnzusammenhang mit rechten Verschwörungstheoretikern und nationalsozialistischen Mördern zu bringen.“ Und Dr. Efraim Zuroff, Direktor des Standorts Jerusalem des Simon Wiesenthal Centers und als „Der letzte Nazi-Jäger“ bekannt, sparte seinerzeit gegenüber der Jerusalem Post ebenfalls nicht mit Kritik an Blume. So solle dieser „erst seinen Rücktritt einreichen und sich dann bei Frau Goldstein-Wolf entschuldigen“, so Zuroff.
Und im Juli 2021 war Blume auf Twitter mit einer antisemitischen Karikatur konfrontiert, in der der israelische Journalist Benjamin Weinthal bildhaft in die unterste Schublade gesteckt wird, aus der bereits eine Flagge Israels hervorlugt. Obwohl Blume die Twitter-Diskussion angestossen hatte, der die Karikatur später folgte, verlor er auch seinerzeit kein Wort dazu.
Bereits am Textanfang klingt die durchaus scharf geführte Kontroverse zwischen Blume und Weinthal an. So wirft Blume in seiner Replik auf seine Einordnung in die Wiesenthal-Liste ja Weinthal unter Anderem einen „Rufmord“ vor. Diese publizistische Auseinandersetzung zieht sich schon über mehrere Jahre hin. So schrieb Weinthal im Herbst 2018 als Europakorrespondent der Jerusalem Post mehrere Anfragen an Blume bezüglich des Kontos des Palästinakommitee Stuttgart bei der Landesbank Baden-Württemberg. Blume weigerte sich damals Stellung zu beziehen, da Weinthal „auf medienrechtlich und medienethisch fragwürdige Weise Druck“ auf ihn ausgeübt haben soll, wie es in einem Artikel Blumes dazu weiter heisst.
Mehr noch bemerkte Blume in diesem Artikel, dass die „Behauptung, ich hätte die Schliessung eines konkreten Bankkontos gefordert, war und ist schlichtweg falsch“; Weinthal hatte Blume seinerzeit nämlich so in einem Artikel für die Jerusalem Post zitiert. Bereits zu jener Zeit äusserte Blume das, was er heute zu dieser Causa wiederholte (siehe oben), dass nämlich „Banken im Sparkassenverbund einen Grundversorgungsauftrag erfüllen und Kontenschliessungen also engen, rechtlichen Vorgaben unterliegen“. An dieser Position Blumes hat sich bis heute demnach nichts verändert, weshalb dieser Punkt in die Liste des Wiesenthal Centers wohl aufgenommen worden sein muss.
Iranische Dissidenten fordern Blume auf, einzuschreiten
Wie steht Blume nun zum staatlich sanktionierten Vernichtungsantisemitismus des iranischen Mullah-Regimes? So konkret in Bezug auf den Fall des baden-württembergischen Freiburg im Breisgau, den die Wiesenthal-Liste anführt. Freiburg ist nämlich die einzige Stadt Deutschlands, die eine Städtepartnerschaft mit einer iranischen Stadt pflegt: Dem zwei Millionen Einwohner zählenden Isfahan. Im Achgut.com-Artikel „Der Antisemitismusbeauftragte und die Mullahs“ hat der Autor dieser Zeilen im September des vergangenen Jahres Blumes Einlassungen und die seiner Kritiker diesbezüglich ausführlich analysiert.
Damals manifestierte sich, dass insbesondere Exiliraner eine klare Positionierung von Blume in der Causa dieser Städtepartnerschaft erwarten. So äusserte Dr. Kazem Moussavi, ein prominenter iranischer Dissident in Deutschland, erst im August des letzten Jahres, dass „Herr Blume […] die Freiburger Stadtverwaltung auffordern [sollte], die Städtepartnerschaft mit Isfahan zu beenden“, da die Mullahs „diese Städtepartnerschaft [nutzen], um ihre Ideologie und ihren Antisemitismus zu verbreiten“. Sie stelle demnach eine „Gefahr nicht nur für Baden-Württemberg, sondern auch für die Sicherheit und Demokratie Deutschlands“ dar.
Denn, so Moussavi in einem im September 2021 in sozialen Medien verbreiteten „Offenen Brief“ an Blume weiter, diese Städtepartnerschaft diene der Diktatur der Mullahs dazu, „die Gräueltaten und Gefahren des klerikalfaschistischen Systems zu verharmlosen“, dabei vordringlich deren „Antisemitismus, Holocaustleugnung, Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb, […] die Atomraketenprogramme, mit dem Ziel Israel zu vernichten, der[en] Alquds-Marsch in Berlin und die gefährlichen antisemitischen Aktivitäten des IZH [Islamische Zentrum Hamburg] und der IGS [Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden] in Deutschland“.
Und wie reagierte Blume nun darauf? So sagte er im Gespräch mit dem Washington Outsider im September 2021, dass „Stadtprogramme […] allein von den direkt gewählten Stadträten beschlossen [werden]. Weder […] Präsident noch ein ernsthafter Ministerpräsident würden versuchen, die lokale Demokratie zu demontieren.“ Und dazu, warum er nicht selbst einschreitet: „[I]ch muss akzeptieren, dass mein jetziges Amt Teil einer Landesregierung in einer föderalen Demokratie ist“, die er „schätze und verteidige“.
Einen in Isfahan aufgewachsenen Twitter-Nutzer, der „diese Städtepartnerschaft für [eine] Schande“ hält, wies Blume darauf hin, dass in Deutschland „die gewählten Gemeinderäte selbst über Städtepartnerschaften“ entscheiden. Blume erklärte dem Exiliraner weiter, dass Deutschland nämlich „im Gegensatz zum Iran [] eine echte und föderale Demokratie“ sei. Blume zog sich hier also auf einen bürokratischen Standpunkt der Nicht-Zuständigkeit zurück. Moussavi beklagte jedoch in seinem Offenen Brief in Richtung von Blume weiterhin, dass „die freundschaftliche Kooperation mit den offiziellen iranischen Stellen auf die deutsche Gesellschaft zurück[wirkt]“ und „grundsätzlich Ihren Aufgaben als Antisemitismusbeauftragter“ widerspricht.
Blume bezeichnet Kritiker seiner Arbeit als Rechtsextreme
Als Sheina Vojoudi, eine vor den Mullahs geflohenen und im Exil lebenden Iranerin, Blume ebenfalls zum Handeln bezüglich der Städtepartnerschaft aufforderte, ordnete dieser sie öffentlich in eine Phalanx von „[k]orrupte[n] Nationalisten“ ein und unterstellte Vojoudi weiterhin, dass sie „unsere freiheitlichen Demokratien verhöhnen und sich mit rechtsextremen Trollen verbünden“ würde. Sheina Vojoudi lässt sich hiervon jedoch nicht einschüchtern. So schrieb sie Ende Dezember 2021 als Reaktion auf die Veröffentlichung der Wiesenthal-Liste an Blume: „Wir, die Iraner im Exil, verteidigen das Recht unseres Volkes, das unter dem Mullah-Regime leidet und ermordet wird, auch wenn uns Herr Michael Blume beleidigt und uns ‚korrupte Exil-Nationalisten’ nennt.“
Diese Qualifizierung als „Nationalisten“ und „Rechtsextreme“ kennen andere Kritiker von Blumes Arbeit, wie der Exiliraner Moussavi oder auch der Iran-Experte Benjamin Weinthal, bereits. Selbst das Simon Wiesenthal Center wird, wie eingangs erwähnt, als „nach rechts radikalisiert“ markiert. Ebenso spricht Blume in sozialen Medien davon, dass „der Rechtsextremist Weinthal […] für arabische und iranische Nationalisten [arbeiten würde], die viel Lust auf Herrschaft und Korruption, aber keine echte Sorge für die Rechte religiöser und ethnischer Minderheiten haben“. Andernorts konstatierte Blume obendrein, dass Weinthal so mit dessen „iranischen und arabischen Exil-Nationalisten gegen westliche Demokratien“ kämpfe.
Während Blume heute also Weinthal einen „Rufmord“ attestiert (siehe oben), stellt er Weinthal als Rechtsextremisten und Demokratiefeind dar. Wohlwissend, dass diese Qualifizierung als „Rechtsextremist“ in Deutschland im polit-medialen Diskurs zumeist ausschliesslich mit dem Nationalsozialismus assoziiert wird.
In die aufgespannte, nationalistisch aufgeladene Konspiration reiht Blume ebenfalls den bereits genannten Moussavi ein, der „von einer sogenannten ‚Green Party of Iran‘ mit einem US-Rechtsextremisten und Troll wie Weinthal zusammenarbeiten“ würde. Blume schreibt weiterhin, dass Moussavi mit dieser Kooperation „den Eindruck von korruptem Nationalismus [erwecke], der unsere Demokratie verachtet und unsere Soldaten verheizen will“. Denn Ziel wäre schliesslich, dass Weinthal und die iranischen und arabischen Nationalisten „hoffen, den Westen in den Krieg zu ziehen“, so Blume.
Michael Blume ist kein Antisemit
Während sich Blume also in Bezug auf die Städtepartnerschaft zwischen Freiburg und Isfahan in beredtes Schweigen hüllt und dies bürokratisch mit seiner Nicht-Zuständigkeit begründet, stellt er Kritiker dieser Passivität gegenüber dem Vernichtungsantisemitismus der Mullahs als „Rechtsextremisten“ beziehungsweise „korrupte Nationalisten“ dar. Einen Vorwurf den mittlerweile selbst das Wiesenthal Center treffen kann, wenn es Blumes Inaktivität gegenüber dieser Städtepartnerschaft kritisiert.
Dass Blume qua Amt diese Partnerschaft nicht beenden kann, sieht sicherlich jeder ein; und niemand würde dies ernstlich von ihm erwarten. Dass er indes stillschweigend an der Seite steht, ist ein Kontrast zum staatlich sanktionierten „Kampf gegen Antisemitismus“ Baden-Württembergs als „Gebot der Verantwortung für unsere Demokratie“, wie es in Blumes Aufgabenbeschreibung von Kretschmanns Landesregierung selbst festgehalten worden ist. Noch rätselhafter wird es, wenn es dort weiter heisst, dass es „Teil seiner Aufgabe ist […], die Gesellschaft für aktuelle und historische Formen des Antisemitismus zu sensibilisieren“. Wenn die deutsche Partnerschaft mit einer Stadt eines vernichtungsantisemitischen Regimes eben nicht gerade diese Sensibilisierung der hiesigen Stadtoberen diesbezüglich verlangt, was dann?
Der deutsch-jüdische Historiker und emeritierte Hochschulprofessor Dr. Michael Wolffsohn sprach dann in seiner Reflexion der Causa gegenüber der „Neuen Zürcher Zeitung“ daher wohl davon, dass Blume „objektiv […] die Sache von Antisemiten“ fördere, wenn er auch „[s]ubjektiv […] kein Antisemit“ sei. Henryk M. Broder stimmte in seiner Einschätzung mit Wolffsohn überein: „Ein ‚klassischer Antisemit’ ist er [Blume] jedenfalls nicht, er hat weder den Holocaust geleugnet noch stellt er das Existenzrecht Israels infrage. Man kann ihm allenfalls vorwerfen, dass er sehr krude, ungewollt witzige bis aberwitzige Ansichten über den Antisemitismus vertritt, die den Antisemitismus relativieren. Nicht verharmlosen, aber neu ‚kontextualisieren’“.
Und PD Dr. Ingo Elbe attestierte Blume schon 2019 in einem Artikel für den Nahost-Thinktank Mena-Watch „einen missratenen Antisemitismusbegriff“, wobei Blume „Kritik an seiner Praxis als Antisemitismusbeauftragter und seiner Vorstellung von Antisemitismus mit haltlosen Rassismusvorwürfen abkanzelt“, wie es sich beispielsweise in dem hier skizzierten und auch von Elbe referenzierten Fall von Malca Goldstein-Wolf zeigt.
… sagt vieles über ihn aus.
Die Sprache von Herrn Blume sagt vieles über aus. Um zu wissen wie er tickt, reichen ein paar seiner Äußerungen. Wer Vergleiche „likt“, die auch nur im entferntesten Israel und Nazis in Verbindung bringen, hat jede Glaubwürdigkeit verloren. Alle seine Erklärungen laufen letztlich auf Schadensbegrenzung hinaus, vor konkreten Aussagen windet er sich hin und her und bekräftigt damit einmal mehr die gegen ihn erhobenen Vorwürfe.
Die Einwürfe von M.Brumlik und M.Mendel („Bildungsstätte“) müssen erst gar nicht kommentiert werden. Beide sind immer eilfertig zur Stelle, sobald es um „Israelkritik“ geht. Was dagegen Arye Shalicar dazu bringt, Blume hilfreich zur Seite zu stehen, bleibt mir ein Rätsel. Ähnliches gilt auch für den deutschen Zentralrat der Juden. Beide scheinen entweder des Lesens nicht mehr mächtig zu sein oder aber die Angst, vorhandene Ressentiments laut werden zu lassen, lähmt ihnen die kritische Urteilskraft.
Blume ist kein Antisemit – das wurde übrigens vom SWC meines Wissens so auch gar nicht behauptet –, aber seine Likes, seine plumpen Äußerungen lassen eine fehlende Distanz zu diesen Kreisen durchaus vermuten. Ansonsten zeigt er auf Kritik dasselbe Verhalten wie die üblichen „Israelkritiker“: Man wird doch wohl noch seine eigene Meinung sagen dürfen! … aber wehe, es wagt jemand, diese „Meinung“ zu kritisieren. Dann ist der Empörungspegel sofort am rechten Anschlag.
Dieser sogenannte(!) Antisemitismusbeauftragte sollte seinen Posten räumen. Er nimmt seine Aufgaben nicht selbstständig wahr, sondern muss dahin getragen werden um dann in Untätigkeit zu versinken. Das wird Blume natürlich aus Gründen der Energieerhaltung nicht tun, aber er könnte zumindest davon absehen, sich als verfolgte Unschuld darzustellen.
Vielleicht sollten Sie mal ein paar dieser Tipps ausprobieren:
https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/symptome/kopfschmerzen-diese-hausmittel-koennen-helfen-719233.html
Gute Besserung.
Der Emler ist doch selber ein Linksextremer. Und natürlich ist Blume Antisemit. Einfach nur irre, was in Eurem hässlichen Drecksland los ist.
Ich teile die Auffassung, dass Herr Blum kein Antisemit sei, nicht. Soweit ich die Vorwürfe des Simon Wiesenthal Zentrum recherchiert habe, treffen sie voll zu. Auch Herr Salzborn kann keine strassen umbenennen aber auf antisemitische Namensgeber hinweisen. Warum Herr Salzborn die Udetzeile nicht moniert hat oder das Fliegerviertel liegt sicher an seiner mangelnden Bildung, nicht an an seiner Parteizugehörigkeit. Die Vorwürfe gegen die Deutsche Welle würde ich auf den gesamten öffentlich rechtlichen Rundfunk ausdehnen, die sind alle so antisemitisch in ihren Reflexen. Trump gleich böse, Biden gleich gut, so beschränkt wird hier diskutiert. Das bedeutet, Herr Blum ist auf dem linksgrünen Auge blind und absolut unreflektiert. Und er vertritt ein Schubladendenken, das sehr gefährlich ist. Und Kritik gegen ihn ist offensichtlich etwas böses. Ein solcher Antisemitismus Beauftragter kann nur zurücktreten. Genau wie der Zentralrat und die baden-württembergische Landesregierung.
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