Christliche Leiter beschuldigen Israel – Der wahre Übeltäter bleibt ungenannt

Während einige christliche Führer in Israel und auf der ganzen Welt die Juden für den Rückgang der Anzahl Christen im Heiligen Land verantwortlich machen, werden die wahren Schuldigen nicht benannt.

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Orthodoxe Kapelle im Inneren der Grabeskirche in der Altstadt von Jerusalem. Foto IMAGO / ZUMA Wire
Orthodoxe Kapelle im Inneren der Grabeskirche in der Altstadt von Jerusalem. Foto IMAGO / ZUMA Wire
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Die Tatsache, dass 2016 ein Gorilla in Cincinnati getötet wurde, fand in den Medien sechsmal mehr Beachtung als die Enthauptung von 21 koptischen Christen Ägyptens die sich weigerten ihren Glauben zu widerrufen, durch den Islamischen Staat. Dies ist nur ein Beispiel für die beklagenswert spärliche Berichterstattung über die grassierende islamistische Verfolgung von Christen in aller Welt. Andere Beispiele gibt es zuhauf.

von Chaim Silberstein und Hillel Fendel

In Nigeria wurden im Laufe des gerade zu Ende gegangenen Jahrzehnts nicht weniger als 32.000 Christen von den dortigen Dschihadisten ermordet. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2021 wurden dort mehr als 3.000 Christen ermordet, und vor drei Monaten griffen Muslime eine christliche Gemeinde an, ermordeten 49 Christen und entführten 27 weitere.

Die Situation in anderen muslimischen Ländern ist besser, aber das ist nur ein schwacher Trost. Raymond Ibrahim, Autor einer seit 10 Jahren monatlich erscheinenden Serie des Gatestone Institute mit dem Titel „Muslimische Christenverfolgung„, schreibt, dass „das Phänomen der muslimischen Christenverfolgung real ist: Es ist unerschütterlich, konstant und systematisch, und es entspricht den von der Scharia anerkannten Mustern – was bedeutet, dass seine Wurzeln im Islam liegen“.

Ibrahim betont, dass neben dem „reinen Völkermord“ an Christen in Nigeria derselbe dschihadistische Geist auch in anderen afrikanischen Ländern wie Somalia, Mauretanien, Kenia, Mosambik und vielen anderen Ländern fest verankert ist oder zunimmt. Im mehrheitlich christlichen Uganda ist es üblich, dass Muslime Familienmitglieder angreifen oder töten, weil sie zum Christentum konvertiert sind.

In Pakistan, so schreibt Ibrahim, „ist die eklatante und systematische Diskriminierung von Christen geradezu widerwärtig. Es scheint keine Woche zu vergehen, in der nicht ein junges, minderjähriges christliches Mädchen entführt, vergewaltigt und dann gezwungen wird, zu konvertieren und ihren Entführer zu heiraten – wobei die Polizei und die Gerichte auf der Seite der Entführer und Vergewaltiger stehen.“

In Ägypten wurden im Laufe der Jahre zahlreiche Kirchen von Muslimen bombardiert, wobei viele Gläubige ums Leben kamen, andere Kirchen wurden gänzlich geschlossen. Entführungen und Zwangsverheiratungen von christlichen Frauen und Mädchen mit ihren muslimischen Entführern haben ein Rekordniveau erreicht.

Christen der Palästinensischen Autonomiebehörde

Wie sieht es in den von der Palästinensischen Autonomiebehörde kontrollierten Gebieten aus? In einem Bericht von Edy Cohen vom Begin-Sadat Center for Strategic Studies aus dem Jahr 2019 werden drei entsetzliche Vorfälle genannt, die kaum Beachtung finden, weil sie „nicht mit Israel in Verbindung stehen“. Diese Berichte sind „ein Beispiel für die Verfolgung palästinensischer Christen“, wie es in einem Bericht von HonestReporting.com heisst.

Eines dieser Ereignisse fand am 25. April 2019 statt, als Muslime ein Dorf in der Nähe von Ramallah stürmten, nachdem sich eine christliche Bewohnerin bei der Polizei beschwert hatte, der Sohn eines Fatah-Führers habe ihre Familie angegriffen. Anstatt die unschuldige Zivilistin zu schützen, ignorierte die Polizei die bewaffneten Fatah-nahen Randalierer, die Benzinbomben auf Häuser warfen und Schüsse abfeuerten.

Die Männer verlangten sogar, dass die Christen eine Dschizya zahlen sollten, eine jährliche Steuer, die seit jeher auf der Grundlage des Korans von nicht-muslimischen Untertanen (Dhimmi) in islamischen Staaten erhoben wird.

Bei den beiden anderen Vorfällen in Cohens Bericht brachen Vandalen in Kirchen in Bethlehem und Ramallah ein, entweihten sie und stahlen ihre Ausrüstung. Im Jahr 2013 wurde in Gaza die christliche Schule „Holy Family School“ in Brand gesetzt, während die fünf christlichen Schulen des Bezirks auf Anordnung der Hamas-Regierung geschlossen wurden.

„Das Einzige, was die Palästinensische Autonomiebehörde interessiert, ist, dass derartige Ereignisse nicht an die Medien durchsickern“, schrieb Cohen, denn die Fatah übt starken Druck auf die Christen aus, nicht über die Anschläge zu berichten, um das Image der Palästinensischen Autonomiebehörde nicht zu beschädigen.

„Viele Christen in der Palästinensischen Autonomiebehörde befürchten – zu Recht -, dass die muslimische Aggression gegen sie nur noch weiter eskalieren wird. Solche Ängste sind umso stärker angesichts des demonstrativen Schweigens der westlichen (und israelischen) Medien angesichts des anhaltenden Verschwindens der christlichen Minderheit aus dem Gebiet der Palästinensischen Autonomiebehörde und den islamischen Ländern im Allgemeinen – in auffälligem Kontrast zu Wachstum, Wohlstand und zunehmender Integration der christlichen Gemeinschaft in Israel selbst.“

Kirchenführer geben Israel die Schuld

Vor diesem Hintergrund ist es verwunderlich, dass eine kürzlich von Kirchenführern in Jerusalem abgegebene Erklärung den jüdischen und israelischen Vertretern die Schuld an der Misere der Christen im Heiligen Land gibt. Sie warnten, dass Christen zur Zielscheibe von „häufigen und unterstützten Angriffen durch radikale Randgruppen“ geworden seien – sprich: von jüdischen Gruppen. Nirgendwo erwähnten sie Angriffe, sowohl physische als auch andere, die von Muslimen gegen Christen verübt werden. Die religiösen Führer warnten vor einem „systematischen [jüdischen] Versuch, die christliche Gemeinschaft aus Jerusalem und anderen Teilen des Heiligen Landes zu vertreiben“.

Einige Tage später schrieben zwei führende christliche Geistliche, einer in Grossbritannien – kein Geringerer als das Oberhaupt der Kirche von England, Justin Welby – und einer in Jerusalem, einen Artikel, in dem sie die Behauptungen unterstützten und klar andeuteten, dass Israel für den Rückgang der christlichen Bevölkerung im Heiligen Land verantwortlich ist. Und das, obwohl die christliche Bevölkerung im von der Hamas regierten Gazastreifen in den letzten 15 Jahren um 80 Prozent (!) auf nur noch etwa 1.000 Personen geschrumpft ist.

In dem Artikel heisst es: „Das Wachstum der Siedlergemeinschaften und die Reisebeschränkungen durch die Trennmauer im Westjordanland haben die Isolation der christlichen Dörfer vertieft und die wirtschaftlichen und sozialen Möglichkeiten beschnitten.“ Auch diese vagen und nicht belegten Anschuldigungen verschleiern das wahre Bild der anhaltenden palästinensisch-arabischen Verfolgung von Christen völlig. Der Artikel erwähnt nicht einmal die Palästinensische Autonomiebehörde oder Muslime.

Die Fakten zeigen ein anderes Bild

Was die Unterstellungen betrifft, Israel sei für den Rückgang der christlichen Bevölkerung verantwortlich, so sprechen die Fakten eine andere Sprache. Obwohl der prozentuale Anteil der Christen in Israel im Laufe der Jahrzehnte drastisch gesunken ist, was vor allem auf die massive jüdische Einwanderung in den jüdischen Staat zurückzuführen ist, ist die christliche Bevölkerung in Israel in absoluten Zahlen sogar gewachsen, und Israel ist das einzige Land im Nahen Osten, in dem dies der Fall ist.

Es ist bemerkenswert, dass die christliche Hilfsorganisation „Open Doors“ den starken Rückgang der Zahl der Christen in den von der PA kontrollierten Gebieten auf „islamische Unterdrückung“ zurückführt. Die Organisation stellt fest, dass „militante islamische Extremisten“ den Christen Angst vor gewaltsamen Angriffen machen.

Bedenken Sie, dass die Zahl der Christen in muslimischen Ländern auf der ganzen Welt abnimmt. Im Jahr 2019 machten die Christen 5 Prozent der Bevölkerung des Nahen Ostens aus, während es vor einem Jahrhundert noch 20 Prozent waren.

Trotz alledem mag es ein gewisser Trost sein, zu wissen, dass selbst der Welby-Artikel feststellt, dass „Christen in Israel demokratische und religiöse Freiheiten geniessen, die in dieser Region beispielhaft sind“.

Israel anerkennt offiziell nicht weniger als 10 christliche Konfessionen, die Personenstandsfragen wie Heirat und Scheidung regeln: Griechisch-Orthodoxe, Griechisch-Katholische und Römisch-Katholische, denen die meisten israelischen Christen angehören, sowie Armenisch-Orthodoxe, Armenisch-Katholische, Maronitische, Syrisch-Orthodoxe, Syrisch-Katholische, Chaldäisch-Katholische und (Anglikanische) Episkopale. Israel ist das einzige Land in der Region, in dem die Freiheit der christlichen Religionsausübung nicht nur erlaubt, sondern auch geschützt ist.

Angesichts der Anschuldigungen von Welby sollten ehrliche und freiheitsliebende Bürger, insbesondere in der christlichen Welt, gegen einen weiteren unverhohlenen antisemitischen Versuch der Delegitimierung Israels protestieren. Diese offenkundig falschen Angriffe werden nur dazu dienen, ihre eigene Glaubwürdigkeit zu untergraben. Beschämend.

Chaim Silberstein ist Präsident von Keep Jerusalem-Im Eshkachech und dem Jerusalem Capital Development Fund. Er war früher leitender Berater des israelischen Ministers für Tourismus. Hillel Fendel, ehemaliger leitender Redakteur bei Israel National News/Arutz 7, ist ein langjähriger Autor zu Jerusalem-Themen. Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit United with Israel verfasst. Übersetzung Audiatur-Online.