Bericht: Antidemokratische Posts von Ditib-Moscheevorständen

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Symbolbild. DITIB Zentralmoschee in Ehrenfeld, Köln. Foto IMAGO / Future Image
Symbolbild. DITIB Zentralmoschee in Ehrenfeld, Köln. Foto IMAGO / Future Image
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Mehrere Mitglieder von Ditib-Moscheevorständen in Niedersachsen sollen dem NDR zufolge antisemitische und verfassungsfeindliche Beiträge auf Facebook verbreitet haben. Das habe eine Recherche des Göttinger Instituts für Demokratieforschung ergeben, berichtete der Sender am Mittwoch. Die Forscher hätten 34 öffentlich zugängliche Facebook-Profile von Männern ausgewertet, die laut den Internetseiten der Gemeinden des deutsch-türkischen Moscheeverbands zu den erweiterten Vorständen gehörten. Auf sechs davon hätten sie islamistisch-antidemokratische, antisemitische oder rechtsextremistische Äusserungen gefunden, hiess es.

Die Geschäftsführerin des Ditib-Landesverbandes, Emine Oguz, sagte dem NDR, “dass diese Posts weder die Haltung der Ditib widerspiegeln noch für uns als Landesverband oder Moscheevereine vertretbar sind”. Sie verwies darauf, dass es sich lediglich “um eine Handvoll Beispiele” handele – bei mehr als 2.000 Ehrenamtlichen, die sich aktiv in insgesamt 81 Gemeinden in Niedersachsen engagierten. Weit mehr Menschen besuchten die Ditib-Moscheen. Zudem gebe es neue Richtlinien und Vorschriften für Vorstandsvertreter beispielsweise zur “gemeinsamen Wertegrundlage” und “politischen Neutralität”.

“Die problematischen Posts sind eine kleine Menge”, erklärte Politikwissenschaftler Lino Klevesath dem Sender. Dafür seien sie von gravierender Qualität. “Es braucht auch ein Problembewusstsein bei den Moscheegemeinden vor Ort”, forderte der Experte. Innerhalb der Gemeindevorstände müssten solche Postings auffallen und besprochen werden. “Dass ein Landesverband nicht die Postings aller Mitglieder sichten kann, ist sicherlich nachvollziehbar”, meinte Klevesath. “Aber das zeigt eben auch, dass das Problembewusstsein offensichtlich nicht an der Basis angekommen ist.” Antisemitismus müsse dort thematisiert werden.

Auslöser für die Stichproben der Demokratieforscher war den Angaben zufolge der Fall des ehemaligen Göttinger Ditib-Moscheevorsitzenden Mustafa Keskin. Auch ihm wird vorgeworfen, antisemitische Inhalte in Sozialen Netzwerken verbreitet zu haben. Er wird deshalb der Volksverhetzung beschuldigt.

KNA/mal/ahi/lwi