Über das jüdische Leben in Dresden

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"Unterm Davidstern - Jüdisches Leben in Dresden", am Dienstag (09.11.21) um 21:00 Uhr. Ursula Philipp-Drescher zeigt kostbare Thora-Rollen / Foto © MDR/Adina Rieckmann
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„Wir waren nicht streng religiös, dennoch haben wir uns als Juden gefühlt – nicht nur, weil es in unseren Pässen stand”, sagt Elena Tanaeva. Ihre Familie habe viele jüdische Traditionen weitergeführt, kein Schweinefleisch gegessen, Milch und Fleisch immer getrennt gekocht. Jetzt sei sie hier in Dresden und Mitglied der Jüdischen Gemeinde, hier fühle sie sich sicher, sicherer jedenfalls als in St. Petersburg, in Russland. Der latente Antisemitismus sei dort noch deutlicher präsent als in Deutschland. „Hier werde ich beschützt, hier gibt es Gesetze, die für jedermann verpflichtend sind“, erklärt sie. Elena Tanaeva gehört zu der grossen russischen Community, die sich regelmässig im Gemeindehaus der Neuen Synagoge Dresden trifft.

Als am 9. November vor 20 Jahren das Gotteshaus am Dresdner Hasenberg eingeweiht wurde, schaute die ganze Welt auf Dresden. Es war der erste Neubau eines jüdischen Gotteshauses seit der politischen Wende. Vor 1933 zählte die Jüdische Gemeinde zu Dresden bis zu 5.000 Mitglieder. Bei Kriegsende 1945 lebten weniger als 50 Juden in der Stadt. Heute sind es inzwischen 730, die meisten kommen aus der ehemaligen Sowjetunion.

Ursula Philipp-Drescher ist über die Musik zum jüdischen Glauben gekommen. 248 Gebote und 365 Verbote – sich an alles zu halten, ist ganz schön schwer, erklärt sie. Sie leitet den Synagogenchor und führt regelmässig Besucherinnen und Besucher durch das Gotteshaus. Dabei erzählt sie auch die Geschichte der alten Semperschen Synagoge, die 1938 von der SA in Brand gesetzt wurde. Ein mutiger Feuerwehrmann rettete damals den Davidstern und versteckte ihn auf dem Dachboden vor den Nazis.

Valentina Marcenaro kam 1998 aus Italien in die Elbestadt. Eigentlich wollte sie nur ihre Deutschkenntnisse verbessern. Inzwischen hat sie hier eine Familie gegründet und organisiert jüdische Feste in Dresden. Ihr Lieblingsfest aber sei der Schabbat jeden Freitag. „Der Schabbat, der ist mir heilig, das ist Primetime mit meiner Familie“, erzählt sie. Dass es draussen längst dunkel ist und sie eigentlich nicht mehr in der Küche stehen dürfte, ficht sie nicht an. Valentina Marcenaro bezeichnet sich als Kulturjüdin: „Im Judentum muss man sich nicht immer nur streng an Regeln und Bräuche halten. Jeder hat die Freiheit, so zu leben, wie er will, wie er es für richtig hält.“

 "Der Osten – Entdecke wo du lebst": Bereits ab 2. November in der ARD-Mediathek und am 9. November, 21.00 Uhr im MDR-Fernsehen