Ladislaus Löb, Holocaust-Überlebender und Professor für Germanistik, Ladislaus Löb, ist am 2. Oktober im Alter von 88 Jahren in Zürich gestorben. Löb entkam 1944 dem KZ Bergen-Belsen und flüchtete in die Schweiz.
Löb wurde oft gefragt, warum er als Jude und Holocaust-Überlebender ausgerechnet Professor der Germanistik wurde. Diese rhetorische Frage ziele auf eine bedingungslose Verurteilung des Landes, das den Nationalsozialismus hervorbrachte, sagte dazu Löb.
„Wir müssen uns gegen den Terrorismus wehren. Aber wer die Verbrechen der Nazis mit Hass gegen alles Deutsche vergelten will, läuft Gefahr, selbst auf das totalitäre Niveau des Nationalsozialismus zu sinken.
Ich glaube, dass wir erst dann in der Lage sein werden, eine Wiederkehr des Nationalsozialismus zu verhindern, wenn wir sowohl die positiven als auch die negativen Seiten der deutschen Kultur erkannt haben. Als Lehrer der deutschen Sprache und Literatur, der in Ungarn geboren wurde und in der Schweiz aufwuchs, glaube ich Einiges zum Verständnis der Dialektik zwischen Kreativität und Destruktivität beitragen zu können, die in der deutschen Geschichte seit Jahrhunderten bald bewundernswerte Leistungen erbringt, bald Katastrophen herbeiführt.“
Ladislaus Löb wurden am 8. Mai 1933 im ungarischen Cluj-Napoca (Klausenburg) geboren. Im Mai 1944 wurde Löb mit seiner ganzen Verwandtschaft in das Getto von Kolozsvár geführt. Er floh kurz darauf mit seinem Vater nach Budapest und schloss sich der sogenannten „Kasztner-Gruppe“ an. Im Alter von elf Jahren, am 9. Juli 1944 kam er nach Bergen-Belsen. Seine Familie wurde in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und vergast. Im Winter 1944 überquerte er mit fast 1700 anderen Juden die Grenze zur Schweiz.
Im Mai 2021 sprach Markus Somm mit Ladislaus Löb über sein Leben und über die Hölle – und den Himmel.