Massive Waldbrände bei Jerusalem

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Starke Rauchwolken über der Stadt Jerusalem und der Umgebung am 15. August 2021. Foto Shalev Shalom/TPS
Starke Rauchwolken über der Stadt Jerusalem und der Umgebung am 15. August 2021. Foto Shalev Shalom/TPS
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Schwere schwarze Wolken verdeckten am Montagmittag die Sonne im Osten Jerusalems. Der Ostwind trug sie weiter in Richtung Judäische Wüste und Jordanien. Anstelle der angekündigten unerträglichen 32 Grad kühlten die Temperaturen in der Mittagszeit auf erträglichere 27 Grad ab. Doch Mitte August gibt es in Israel normalerweise keinen Regen. Zudem hatten die Wolken eine leicht bräunliche Farbe. Es stellte sich heraus, dass die Waldbrände im Westen Jerusalems zu diesem „Naturphänomen“ beigetragen hatten. 

Tatsächlich hatten umfassende Waldbrände zahlreiche Ortschaften im Westen erreicht. „Die Flammen hüpften von einem Haus zum anderen“ sagte ein Mann vor seinem völlig abgebrannten Hühnerstall, in den er „Millionen“ investiert hatte. Tausende Menschen liessen sich evakuieren, vor allem in den Randgebieten, wo sie ihre Villen nahe den Wäldern errichtet hatten. Am Sonntag hatte die Feuerwehr gemeldet, den riesigen Brand unter Kontrolle gebracht zu haben. Doch in der Nacht entfachte der Wind das Unterholz erneut und die Brände weiteten sich wieder aus. Besonders betroffen waren Beth Schemesch, Kirjat Jearim, Schoeva und andere Ortschaften nahe der Autobahn Nr. 1 von Tel Aviv nach Jerusalem. Wegen der starken Rauchentwicklung musste sie zeitweilig gesperrt werden.

Ein Offizier wollte sich nicht dazu äussern, ob die Brände die Folge von Brandstiftung waren. Klar war jedoch, dass sie an mehreren Stellen gleichzeitig ausbrachen und offenbar von Menschenhand angezündet waren „aus Dummheit oder willentlich“. Vorläufig ist noch kein Brandstifter verhaftet worden. In den vergangenen Jahren haben Palästinenser immer wieder Waldbrände entfacht im Rahmen ihres „Kampfes“ gegen die „Zionisten“.

In der Mittagszeit wurde die Lage dramatischer. Mitarbeiter der grossen Eitanim Klinik für Behinderte stellten ihre privaten Fahrzeuge zur Verfügung, um zusammen mit der Polizei die Patienten in Sicherheit zu bringen. Am Nachmittag räumte die Feuerwehr alle riesigen Parkplätze rund um das Hadassah-Hospital in Ein Kerem. Die Feuerwehr benötigte die Plätze, um sich in Position zu bringen, falls die Brände sich dem grössten und bekanntesten Hospital des Nahen Ostens nähern sollten. “Wir bereiten uns darauf vor, im Notfall alle Patienten zu evakuieren“, sagte am Abend einer der Chefärzte vor laufender Kamera.

Derweil besuchte Regierungschef Naftali Bennet die brennende Region und sprach von einem „nationalen Notstand“. Er bat andere Länder wie Griechenland, Löschflugzeuge zu schicken, nachdem Israel mit seinen eigenen Löschflugzeuge mitgeholfen hatte, die Brände rund um Athen und auf griechischen Inseln unter Kontrolle zu bringen. 

Der Einsatz von Löschflugzeugen ist kompliziert, weil das Meer zwecks „Auftanken“ weit entfernt ist und die Maschinen nachts nicht eingesetzt werden können. 

Laut israelischen Medienberichten bot in der Nacht die Türkei Hilfe an, beim Löschen der Brände bei Jerusalem zu helfen. Zwischen Israel und der Türkei bestehen angespannte Beziehungen. Am Morgen hiess es, dass die meisten Brände unter Kontrolle seien. Nur die evakuierten Bewohner von Kibbuz Zuba und Kirjat Jearim dürfen wegen der starken Luftverschmutzung noch nicht wieder in ihre Häuser zurückkehren

Über Ulrich W. Sahm

Ulrich W. Sahm, Sohn eines deutschen Diplomaten, belegte nach erfolgtem Hochschulabschluss in ev. Theologie, Judaistik und Linguistik in Deutschland noch ein Studium der Hebräischen Literatur an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Seit 1975 ist Ulrich Sahm Nahost-Korrespondent für verschiedene deutschsprachige Medien und berichtet direkt aus Jerusalem.

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