20 Jahre nach Sbarro-Bombenanschlag in Jerusalem: Überlebende weihen Geburtenabteilung ein

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Die Geschwister Chaya und Meir Schijveschuurder und das medizinische Personal, welches sie vor 20 Jahren behandelt hat. Foto Jared Bernstein via TPS.
Die Geschwister Chaya und Meir Schijveschuurder und das medizinische Personal, welches sie vor 20 Jahren behandelt hat. Foto Jared Bernstein via TPS.
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Vor genau 20 Jahren ereignete sich einer der verheerendsten Terroranschläge in Jerusalem, als sich ein Selbstmordattentäter in der Pizzeria Sbarro im Geschäftsviertel der Stadt in die Luft sprengte. Dabei 15 wurden Menschen getötet und über 100 weitere verletzt.

Unter den 15 Toten befanden sich auch fünf Mitglieder der Familie Schijveschuurder, die beiden Eltern und drei ihrer Kinder.

20 Jahre später weihten die überlebenden Mitglieder der Familie, darunter zwei Geschwister die bei dem Anschlag schwer verletzt wurden, im Shaare Zedek Medical Center einen Entbindungsraum zum Gedenken an ihre ermordeten Angehörigen ein.

Meir Schijveschuurder, der den Angriff als 17-Jähriger miterlebte, bezeichnete die Entscheidung, einen Geburtsraum einzuweihen, als Ausdruck des „Kreislaufs des Lebens“.

Sowohl Meir als auch seine Schwester Chaya, damals 8 Jahre alt, wurden schwer verletzt und in das Bikur Cholim Krankenhaus eingeliefert, das seit 2012 zu Shaare Zedek gehört.

Zu den Teilnehmern der emotionalen Zeremonie gehörte auch das medizinische Personal, das die Geschwister betreut und behandelt hatte. Für sie war es das erste Wiedersehen mit der Familie, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen worden waren, und sie beschrieben das Ereignis als „einen sehr emotionalen Moment“.

Chana Smadja, die damals als Krankenschwester in der Notaufnahme arbeitete, sagte, dass dieser Tag angesichts der zahlreichen Terroranschläge, die die Stadt in dieser Zeit heimsuchten, allen in Erinnerung geblieben sei.  Da das Krankenhaus weniger als 200 Meter vom Ort der Explosion entfernt lag, hörte und spürte das Personal die Explosion.

Obwohl das Bikur Cholim das kleinste der grossen Jerusalemer Krankenhäuser war, wurde es aufgrund seiner Nähe zu dem Anschlag zum Zentrum für die erste Sichtung und Behandlung der Schwerstverletzten.

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Szenen nach dem Selbstmordanschlag in einem Sbarro-Restaurant in Jerusalem am 9. August 2001, bei dem 15 Menschen getötet und über 100 weitere verletzt wurden. Foto Flash90

„Es lag ein Geruch von Sprengstoff in der Luft, und die Patienten kamen auf Bahren direkt vom Ort des Geschehens, weil es zu nahe war, um sie in Krankenwagen zu bringen“, erinnert sie sich. „Die ersten Momente waren chaotisch, und es dauerte einige Zeit, bis wir das Ausmass der Katastrophe erkannten und feststellten, dass wir mehrere Geschwister behandelten, deren Eltern getötet worden waren.“

Chagai HaCohen, ein erfahrener Krankenpfleger, der damals im Bikur Cholim tätig war und bereits Dutzende von Opfern schwerer Unfälle behandelt hat, sagte, es sei „einer der schwierigsten Tage meines Berufslebens“ gewesen.

Chagai erinnerte sich an die Momente, in denen sie sich bemühten, die Opfer zu identifizieren und anfingen, das Ausmass der Familientragödie zu verstehen.

„Heute hier zu sein und zu sehen, wie stark und gesund die Geschwister sind und zu wissen, dass sie eine eigene Familie haben, bedeutet wirklich, dass sich ein Kreis geschlossen hat. Ein Ereignis, das so viel Verwüstung und Verlust verursacht hat, wird nun auf eine Weise gewürdigt, die neues Leben in die Welt bringen wird“, sagte er.

Die Entscheidung, diesen Geburtssaal in einem der wichtigsten Krankenhäuser des Landes zu spenden, das im Jahr 2020 mehr als 22.000 Geburten verzeichnete, fiel unter anderem, nachdem Chaya Schijveschuurder im vergangenen Jahr ihr erstes Kind in diesem Krankenhaus zur Welt gebracht hatte.

Meirs Frau Nechama arbeitet ebenfalls als Hebamme im Frauen- und Säuglingszentrum des Krankenhauses Wilf.

„Im Laufe der Jahre wollten wir immer unsere Dankbarkeit gegenüber den medizinischen Teams zum Ausdruck bringen, und wir wissen es sehr zu schätzen, dass wir unserer Familie mit diesem besonderen Geburtsraum, der so sehr das Leben symbolisiert, ein Denkmal setzen können“, erklärte Meir.

Der Präsident von Shaare Zedek, Prof. Jonathan Halevy, dankte der Familie und sagte: „Dies ist ein Raum, der vom Geist der Geburt und des Aufbaus der Zukunft Jerusalems und Israels in einer Weise geprägt ist, die sicherstellt, dass wir selbst aus den verheerendsten Ereignissen wie diesem Angriff heraus das Versprechen von Hoffnung und Leben geben können.“