Die «neutrale» Kritik des SRF-Gegners David Klein

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Foto SRF Schweizer Radio und Fernsehen
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«Die hinterhältigste Lüge ist die Auslassung,» zitiert David Klein Simone de Beauvoir. «Das Operieren mit Simone de Beauvoirs «hinterhältigster Lüge» hat bei SRF offenbar System,» schreibt er weiter, und operiert selbst systematisch mit Beauvoirs «hinterhältigster Lüge». Mit dem Ziel, mich als «unverzichtbare mediale Kombattantin» in einem vermeintlich «antiisraelischen SRG-Feldzug» zu bezeichnen.

Eine Entgegnung von Susanne Brunner

Ein paar «einseitige» Beiträge, die David Klein in seiner Tirade gegen mich ausgelassen hat, weil sie seine These nicht unterstützen: meinen Beitrag über junge israelische Jüdinnen und Juden, die lebensrettende Technologien entwickelt haben. Einer davon: Amos Koskas, Gründer und CEO von «saveyou». Sein Schlüsselerlebnis war die Entführung von drei jüdischen Jugendlichen im Jahr 2014. Die radikal-islamische Hamas liess die drei entführen, ein Jugendlicher konnte noch via Handy sagen, er sei entführt worden, aber die israelischen Sicherheitskräfte konnten nicht schnell genug etwas mit der Nachricht anfangen. Die Jugendlichen wurden umgebracht. Deshalb hat Amoz eine App entwickelt, die Notrufe schnell einordnet, und die man ganz einfach bedienen kann. ( «Rendezvous» 5.7.2018)

Meine Reportage über einen israelischen Bauern Daniel Rahamim, dessen ganzes Land von brennenden Flugdrachen aus Gaza abgebrannt ist. Der Terror aus Gaza ist für ihn eine ständige Katastrophe. («Echo der Zeit», 9.6.2018).

Oder meine Reportage aus Ashkelon, als ich zusammen mit der jüdischen Bevölkerung vor den Hamas-Raketen aus Gaza in den Luftschutzkeller flüchten musste, und erlebte, wie ich unkontrollierbar am ganzen Körper zitterte. Für mich ein erstmaliges Erlebnis, für die Bevölkerung ständiger Terror seit Jahren. Auf dem Weg in den Luftschutzkeller erlitt eine Person eine Herzattacke. Der dumpfe Knall der Raketen, die von der israelischen Luftabwehr abgeschossen wurden, ist in der Reportage zu hören, ebenso die Todesangst der jüdischen Bevölkerung, die fürs Publikum spürbar wird wie nur selten. (Echo der Zeit, 5.5.2019)

Auch meine Reportagen von Holocaust-Gedenktagen, jüdischen Siedlungen, oder von jüdischen Jugendlichen, die rechts wählen, weil sie sich ständig vor palästinensischen Terroranschlägen fürchten. Oder von jüdischen Rentnerinnen, die verarmen, weil die Rente, die sie vom israelischen Staat bekommen, zu klein ist, um in Würde zu leben.

Diese Reportagen und Beiträge sind alle genauso einseitig wie der Bericht über den jungen jüdischen Veteranen der israelischen Armee, der für eine Organisation arbeitet, die «eine politische Agenda hat», also nicht neutral ist. Einseitig sind die einzelnen Beiträge deshalb, weil sie Einzelschicksale beleuchten, die für das Leiden, die Erlebnisse verschiedener Bevölkerungsgruppen stehen. «Neutrale Gesprächspartner» gibt es in Israel nicht, erst recht nicht, wenn es um den Konflikt mit den Palästinensern oder um Premier Benjamin Netanjahu geht. Als Journalistin bemühe ich mich, keine Seite aus Prinzip auszulassen, wie das David Klein als Kriterium für «neutrale Gesprächspartner» fordert, und solche, die dieser Forderung nicht nachkommen, als antisemitisch und antiisraelisch bezeichnet.

Übrigens: Eine Auslassung haben David Klein und ich gemeinsam begangen. Ich habe die palästinensische Aktivistin Diana Buttu als «palästinensische Anwältin» bezeichnet. David Klein ergänzt, sie sei Pressesprecherin der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und Rechtsberaterin des Palästinenserpräsidenten Mahmoud Abbas gewesen. Was das Publikum von uns beiden nicht erfährt: Diana Buttu ist auch israelische Staatsbürgerin. Sie läuft in Israel frei herum und darf ihre Meinung sagen. Wenn es um David Klein ginge, wären alle Meinungen über Israel auszulassen – ausser seine. Wie sagte doch Simone de Beauvoir…?

Susanne Brunner ist Nahostkorrespondentin Schweizer Radio SRF.

6 Kommentare

  1. Ich finde, beide Seiten haben Recht. Frau Brunner geht nicht auf die Kritik von David klein ein. Und sie geht nicht auf die eigentlichen Ursachen des Konflikts ein, der auf Auditor schon ausführlich behandelt wurde. Sie berichtet wie alle schweizerischen und deutsche Medien sehr oberflächlich und einseitig. Im Vergleich zum Spiegel oder der Zeit oder besonders entsetzlich zum ZDF, aber erheblich besser als die Masse der deutschen Kollegen. Also ich halte sie für eine oberflächliche Journalistin, die zur Fortbildung sollte oder besser in Zukunft über die Verkehrsprobleme der Schweiz berichtet. Denn schreiben kann sie gut.

  2. Beim Beitrag von Frau Brunner fällt auf, dass sie nur in ausweichender Weise auf die konkrete Kritik von David Klein eingeht. Sie widerlegt seine Argumente nicht, sondern versucht, diese mithilfe von rhetorischen Kniffen und Konstruktionen zu entkräften. Als Journalistin weiß sie, wie man mit Worten umgeht.

    Zunächst versucht sie, mit einer Auflistung der eher unverfänglichen Artikel aus ihrer Arbeit, den Eindruck zu erwecken, sie würde neutral über beide Seiten berichten. Alle Informationen deuten aber auf das exakte Gegenteil hin.

    Der letzte Absatz ihres Textes ist ein typisches Beispiel für die Vorgehensweise. Sie schreibt: „Eine Auslassung haben David Klein und ich gemeinsam begangen.“

    Das ist halb wahr. Ihre ,Auslassung‘ besteht nämlich darin, dass sie eine wesentliche Information verschwiegen hat. Sie hat „die palästinensische Aktivistin[sic!] Diana Buttu als ,palästinensische Anwältin‘ bezeichnet“. David Klein habe „ergänzt, sie sei Pressesprecherin der … PLO und Rechtsberaterin [von] … M.Abbas“ gewesen. Das ist nicht einfach ein kleiner Lapsus, sondern das offensichtliche Vertuschen, dass diese Person Mitglied einer Terrororganisation ist oder dieser zumindest aktiv zuarbeitet. Übrigens, David Klein hat hier nicht etwas „ergänzt“ sondern aufgedeckt(!), was Frau Brunner „ausgelassen“ hat.

    Zum Schluss schreibt sie weiter „Was das Publikum von uns beiden nicht erfährt: Diana Buttu ist auch israelische Staatsbürgerin.“ Frau Brunner zündet eine Nebelkerze: Relevant ist einzig ihre „Auslassung“. Dass Buttu israelische Staatsbürgerin ist, trägt nichts zur Sache bei. Sinn dieser Pseudoinformation ist es, Klein ebenfalls das Verschweigen einer Information anhängen zu können.

    Die „Entgegnung“ von Frau Brunner bestätigt die Kritik von David Klein.

  3. Kaum haben wir hier die rechtfertigenden Erklärungen von Susanne Brunner, Korrespondentin SRF im Nahen Osten, zur berechtigten Kritik von David Klein gelesen, erleben wir, wie sie sich völlig einseitig zu den Unruhen in Jerusalem äussert. Und so kommen wir eben nicht um Simone de Beauvoirs «Die schlimmste Lüge ist die Auslassung» herum. Um nur einige wenige Punkte ihrer heutigen Nachrichten zu berühren:

    Sie schafft es nicht zu erklären, dass jene Grundstücken Juden (oder deren Rechtsnachfolgern) gehören, die 1948 anlässlich der widerrechtlichen Besetzung Jerusalems durch Jordaniens Armee vertrieben worden waren. Erst im Sechstagekrieg 1967 gelangte Ostjerusalem wieder in den Besitz Israels. Wir hören auch nicht, dass die jüdischen Eigentümer ganz einfach über ihr Eigentum verfügen möchten, was in diesem Fall umso mehr Konfliktstoff ist, weil die muslimische Seite der ungeteilten Unterstützung vieler Medien wie auch SRF gewiss sein kann. Mieter müssen ausziehen? Solches und ähnliches geschieht auf den ganzen Welt, auch bei uns, nämlich dass langjährigen Bewohnern gekündigt werden kann. Das Wort Siedler hat sich via Medien zum Schimpfwort für Israelis aller Art entwickelt, trägt beinahe rassistische Züge. Frau Brunner liebt diesen Begriff und so dürfen die Eigentümer nicht einfach jüdische Israelis sein, nein, es sind «Siedler», quasi Inbegriff allen Uebels. Statt mit jemandem von der Eigentümerseite zu sprechen interviewt sie ältere Bewohner der Häuser, deren Aussagen von vornherein klar sind. Interessant, wie der eine erzählt, sie hätten 1948 aus Haifa flüchten müssen. Mir liegen Kopien britischer Polizeidokumente vor, gemäss denen arabische Stellen die Einwohner Haifas aufgefordert hatten, die Stadt zu verlassen, obwohl die Juden sie gebeten hatten zu bleiben. Anderseits fällt Brunners Wahl auf einen für die Haltung Israels nicht repräsentativen Heisssporn…. Wir wissen auch nicht, ob der nebenbei kritisierte jüdische Eindringling rechtmässiger Eigentümer seines Hauses ist. Frau Brunner, die dauernd von den «besetzten Palästinensergebieten» spricht, blendet aus, dass es völkerrechtlich kein «palästinensisches Territorium» gibt. Auch das und vieles mehr gehört zum Arsenal einer Journalistin, die Israel nicht eben gewogen ist.

    Nach wie vor – heute ist der 12.5. – keine wiederholten Hinweise auf die eigentliche Ursache des momentanen Konfliks, nämlich dass rechtmässig Juden gehörende Häuser in Ostjerusalem von den seit Jahrzehnten dort ohne Miete wohnenden Palästinensern zu räumen sind. Die Zuhörerschaft erfährt auch weder heute noch gestern Konkretes von der permanenten und jahrelangen Hetze gegen Juden und Israel resp. deren Dämonisierung, die an Julius Streicher erinnert. (www.palwatch.org).

  4. Unter den Blinden ist der Einäugige König…! Wie soll das Publikum, das nicht weiss, wie, wann und auf welchen Grundlagen mit welchem Territorium Israel entstanden ist, die sehr oft einäugige Berichterstattung von SRF über Israel einstufen können? Weiss das Publikum z.B. mit welchen jährlichen Summen Abbas im Gefängnis einsitzende Mörder von Juden auf Jahre hinaus «entschädigt»? – Dass er solche Mörder als Helden und Vorbilder für die Jugend preist? Wohl kaum. Wo sind Interviews mit Itamar Marcus, Direktor von Palestinian Media Watch, die solches life verfolgen? ( http://www.palwatch.org). Es ist z.B. kaum zu erwarten, dass SRF die aktuellen Unruhen in Jerusalem – es geht nur um einen vom Obersten Gericht anerkannten Kaufvertrag für eine Liegenschaft im Ostteil Jerusalems – korrekt kommentieren wird.

    Ich werde mich mit dem Echo der Zeit vom 20.4. noch im Detail befassen, ein Paradebeispiel für Einseitigkeit. Zu Frau Brunners Kommentar: Natürlich gibt es auch sachliche Berichte von ihr – was jedoch die «unsachlichen» nicht rechtfertigen kann. Ich weiss nicht, was ihre langen Erklärungen um die Handy-Nachricht der Entführten soll. Will man die Schuld der nicht rechtzeitig auswertbaren Nachricht der Drei geben? Entscheidend ist allein, dass die Drei eiskalt ermordet wurden, was sie im Echo der Zeit verschweigt. Frau Brunner hat in ihrer vorliegenden Stellungnahme die etwas mildere Variante von «Umbringen» gewählt….. Dass sie gerne und ohne wenn und aber Breaking the Silence, eine höchst umstrittene NGO, zitiert, ist mir nicht neu. Was heisst «neutrale Gesprächspartner» gibt es nicht? Neben dem treffenden Zitat von Simone de Beauvoir von wegen Auslassungen gibt es auch diejenigen, die ganz einfach Unwahrheiten verbreiten.

    Man beachte hier übrigens die Fairness von Audiatur, die Frau Brunner ausführlich zu Wort kommen lässt! Diese Behandlung erfährt man weder bei den Printmedien (Leserbriefe sind Glückssache), noch bei SRF (Ombudsstelle, UBI sind wahrlich keine Alternative).

  5. Mit David Klein bin ich meistens einverstanden. In diesem Falle überhaupt nicht. Frau Brunner ist, nach langer Zeit bei SFR,die erste Jorunalistin die aus Israel absolut ausgeglichen und fair berichtet. Man mag mit ihr vielleicht nicht immer einverstanden sein – das ändert aber nichts an ihrer hervorragenden Berichtserstattung.

  6. Jetzt habe ich beide Artikel gelesen, Erst jenen von Susanne Brunner und dann jenen von David Klein. Bin sehr verunsichert. Ich habe dieses “Echo nicht gehört – Radio geht ja seit langem nicht mehr. Aber ich liebe Israel und verfolge täglich die Verleumdungen gegen dieses kleine Land. Vielleicht hat sich Frau Brunner nicht deutlich genug ausgedrückt. In ihrer Stellungnahme kann ich Israelfeindlichkeit nicht erkennen. Im Gegenteil. Aber vielleicht hat sich Frau Brunner während der Echo-Sendung zu wenig positioniert oder nicht klar positioniert. Beim Israelthema ist doch immer grosse Vorsicht am Platz. Zu viel Feindschaft, zu Viel Einseitigkeit und BDS, das wissen wir, ist total gegen die Araber in Israel. also überhaupt keine “Hilfe” für die Araber in Israel, denen es in Israel in Tat und Wahrheit sehr gut geht.

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