30-Sekunden-Gepäckdesinfektion aus Israel kommt an die Flughäfen

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Symbolbild. Foto unsplash.com / @bambicorro
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Neben den Röntgengeräten, die an jedem Flughafen der Welt unser Gepäck durchleuchten, könnten bald Maschinen auftauchen, die Handgepäck und aufgegebenes Gepäck zu 99,99 Prozent von Keimen befreien.

Das israelische Startup WarpUV plant, noch in diesem Jahr mit der Auslieferung von sogenannten AirFort-Maschinen zu beginnen, um Flughäfen dabei zu helfen, die Ausbreitung von Bakterien, Sporen und Viren einzudämmen, welche Erkältung, die saisonale Grippe, Covid-19 und an andere Viren verursachen.

«Biosecurity ist zu einem dringlichen und kritischen Punkt der Flughafensicherheit geworden, seit die Covid-19-Eindämmung den Grossteil des Flugverkehrs lahmgelegt hat», sagt WarpUV-CEO und Mitbegründer Amir Fischer, ein Unternehmer der vier Jahre in der Airline- und Flughafensicherheit am Londoner Flughafen Heathrow tätig war.

«Zusammen mit Impfungen und Covid-19-Tests gewährleistet die Desinfektion von Passagiergepäck eine sicherere Flugreise und kann dazu beitragen, zukünftige lokale Ausbrüche zu verhindern, bevor sie zu globalen Pandemien werden», sagt er.

Ultraviolette Desinfektion in 30 Sekunden

Die AirFort-Technologie von WarpUV wurde intern entwickelt und im Labor für mikrobielle Pathogenese der Universität Tel Aviv unter der Leitung von Prof. Anat Herskovits getestet. Sie ist auch die Leiterin Mikrobiologie bei WarpUV.

In weniger als 30 Sekunden desinfiziert das von AirFort entwickelte 3D-Anordnung aus ultraviolettem Licht Oberflächenverunreinigungen von Handgepäck und aufgegebenem Gepäck, persönlichen Gegenständen sowie überdimensionierten Taschen und Paketen, bevor diese in die Flughafenhalle oder den Frachtraum des Flugzeugs gelangen.

Diese Schnelligkeit ist entscheidend, wenn das Verkehrsaufkommen wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht hat, sagt Fischer und merkt an, dass andere Gepäckdesinfektionstechnologien, die in der Pipeline sind, bis zu 30 Minuten statt 30 Sekunden benötigen.

«Es ist diese Geschwindigkeit, die AirFort für die Bewältigung des massiven Passagieraufkommens an grossen Flughäfen besonders geeignet macht», sagt er.

Im Jahr 2019 haben 17.500 kommerzielle Flughäfen mehr als 925 Millionen Passagiere auf fast 39 Millionen Flügen abgefertigt.

«Da jeder Passagier ein bis zwei Gepäckstücke pro Jahr in die Flugzeuge mitnimmt, ist der Flugverkehr nach wie vor eines der anfälligsten Fortbewegungsmittel für die Verbreitung von durch die Luft übertragenen Infektionskrankheiten», sagt Fischer. «Wenn man bedenkt, dass mehrere Personen dieselben Gepäckstücke an einem Flughafen berühren, könnte ein einziger infizierter Arbeiter oder Passagier, der das Gepäckstück angefasst hat, ein Virus weltweit verbreiten», so Fischer gegenüber der Nachrichtenagentur ISRAEL21c.

Biologische Gefahrenquelle

Die US-Ministerien für Homeland Security, Transportation und Health and Human Services haben gemeinsame Richtlinien herausgegeben, die Handgepäck, Gepäckstücke und Koffer als biologische Gefahrenquelle einstufen.

Die European Union Aviation Safety Agency (EASA) und die International Air Transport Association (IATA) haben diese Gegenstände ebenfalls als Kontaminationsrisiko eingestuft, und zwar nicht nur in Bezug auf Covid-19.

Laut den US Centers for Disease Control and Prevention ist das allgemeine Risiko für Gepäckabfertiger zwar gering, aber «mögliche Gefahrenquellen könnten Oberflächen sein, die von einer Person mit Covid-19 berührt oder angefasst werden oder durch die Berührung von Mund, Nase oder Augen.» Fischer merkt an, dass sich Gepäckabfertiger an mehreren Flughäfen mit Covid-19 infiziert haben, was in einigen Fällen zu Betriebsschliessungen führte.

Einsatz in 5 Flughäfen

«Wir planen im Jahr 2021 mit dem Einsatz an fünf Flughäfen zu beginnen und auf weitere Flughäfen zu expandieren, sobald wir die Geräte bauen können», sagt Fischer. Die AirFort-Geräte werden in Verbindung mit den bestehenden Gepäckröntgengeräten sowie auf dem Gepäckband und an den Eingangskontrollstellen installiert. «Die AirFort-Geräte sind für den Passagierfluss an Flughäfen – ein- und ausgehend – ausgelegt, so dass wir davon ausgehen, dass mindestens die doppelte Anzahl von Röntgengeräten an Flughäfen benötigt wird», sagt Fischer.

«WarpUV versteht das derzeitige schwierige finanzielle Klima in der Luftfahrtindustrie, und deshalb haben wir ein Geschäftsmodell entwickelt, das zwei Alternativen für den Einsatz der Geräte bietet», fügt er hinzu.

Die Flughäfen können die Geräte über einen Kauf und ein Service Level Agreement (SLA) erwerben oder sich für ein Machine as a Service (MaaS)-Modell entscheiden, bei dem dem Flughafen eine geringe Gebühr pro Passagier berechnet wird, die durch einen Ticketaufschlag gedeckt werden könnte.

Fischer berichtet von «grossem Interesse» an den AirFort-Geräten. «Mit dem Zugang zu fast 100 Flughäfen über zwei führende Industrie-Vertreiber hat WarpUV bereits Verträge mit einem Umsatz von mehr als 100 Millionen US-Dollar abgeschlossen», sagt er.

Das Unternehmen wurde im Jahr 2020 von Fischer zusammen mit Eitan Haimovich und Gil Luxenbourg gegründet.

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