Der Ökumenische Rat der Kirchen sollte seine Unterstützung für BDS klarstellen

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Robert Smith, Ökumenischer Rat der Kirchen an einem BDS Anlass in Südafrika im August 2015. Foto Screenshot Youtube / Africa4Palestine
Robert Smith, Ökumenischer Rat der Kirchen an einem BDS Anlass in Südafrika im August 2015. Foto Screenshot Youtube / Africa4Palestine
Lesezeit: 6 Minuten

Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hatte die Chance, ein Zeichen zu setzen. Er hätte der Welt beweisen können, dass er die Bedrohung des Antisemitismus ernst nimmt und begreift, dass unlautere Polemik über Israel das Potenzial von Christen untergräbt, den Frieden im Heiligen Land zu fördern.

von Dexter Van Zile

Die Organisation hatte auch die Chance, reinen Tisch zu machen und zuzugeben, dass der ÖRK ein glühender und anhaltender Unterstützer der BDS-Kampagne war und Israel fälschlicherweise als den einzigen Menschenrechtsverletzer auf der Weltbühne diffamiert – und dass der ÖRK damit die Feindseligkeit gegenüber Israel und Juden geschürt hat.

Anstatt so zu tun, als hätte der ÖRK die Israel-Boykottbewegung BDS (Boycott, Divestment and Sanctions / Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen, abgekürzt BDS Anm.d.Red.) nie unterstützt, hätte die Organisation klar machen können, dass sie nun alles in ihrer Macht Stehende tut, um sich von der bigotten und international heftig kritisierten und verrufenen BDS-Bewegung zu distanzieren, der sie sich zuvor angedient hatte.

ÖRK-Vertreter hätten auch die Chance gehabt, zuzugeben, dass ihre Organisation, indem sie sich als Christen auf die einseitige Verurteilung des einzigen jüdischen Staats kaprizierte – während sie tatsächliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit in China oder Syrien ignorierte -, Juden in der ganzen Welt jeden Grund gegeben hat, Christen und vor allem der ökumenischen Bewegung zu misstrauen.

Doch anstatt sich auf einen Akt der inneren Umkehr einzulassen, verhärteten die ÖRK-Führungskräfte in Genf (und einer ihrer Aktivisten in Südafrika) ihre Herzen gegen die Wahrheit und intensivierten stattdessen die Lügen, die sie über die Ereignisse im Heiligen Land (und über sich selbst als Friedensstifter) verbreitet hatten.

Mit ihrer Weigerung, sich ihren Fehlern zu stellen, haben Führungskräfte und Mitarbeiter des ÖRK einmal mehr bewiesen, dass sie den Fortbestand und die Selbstbestimmung der Juden als Stolpersteine für Christen betrachten, die ja vorgeben, Jesus – einem Juden – zu folgen.

Die Kontroverse begann am 6. Februar 2021, als Pfarrer Frank Chikane, ein prominentes Mitglied des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) in Südafrika, während eines Webinars zur Förderung eines 27-minütigen Films über den pro-palästinensischen Aktivismus von Michel Sabbah, unwahre und hetzerische Äusserungen machte. Er behauptete fälschlicherweise, dass jeden Tag Menschen als Folge des israelisch-palästinensischen Konflikts sterben und erklärte unter anderem, dass “das Blut des Volkes von Palästina von den Unterstützern Israels gesucht würde”.

Ich schrieb über Chikanes hasserfüllte Kommentare einen Artikel für The Algemeiner. Aber anstatt mit angemessenem Bedauern zu reagieren, tat der ÖRK das, was Politiker tun, wenn sie bei einem Fehlverhalten ertappt werden – er versuchte, den Boten mit einer verlogenen und ausweichenden Medienmitteilung zu köpfen.

Frank Chikane an einem Seminar des Palästina-Solidaritätsforums der Universität Johannesburg. Foto Meraj Chhaya, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38643081

In seiner Stellungnahme behauptete der Interims-Generalsekretär des ÖRK, Ioan Sauca, dass mein Artikel ungenau sei, weil der ÖRK «niemals zu einem wirtschaftlichen Boykott des Staates Israel aufgerufen hat». Er zitierte auch Pfarrer Frank Chikane vom ANC, um zu erklären, dass er nicht im Namen des ÖRK gesprochen habe, als er die besagten Kommentare machte. (So viel zu einer glaubwürdigen Verurteilung von Chikanes Anti-Israel-Polemik.)

Die Behauptung, dass der ÖRK die BDS-Bewegung nicht befördert hat, ist einfach nur lächerlich.

Laut der Medienmitteilung befürwortet der ÖRK “keine wirtschaftlichen Massnahmen gegen Israel”, doch in Wirklichkeit ist der ÖRK seit Jahren ein primärer und zentraler Unterstützer der BDS-Bewegung in progressiven christlichen Kreisen.

Im Jahr 2005 lobte der ÖRK-Zentralausschuss die Generalversammlung der Presbyterianischen Kirche der USA (PCUSA) für die Annahme eines Aufrufs aus dem Jahr 2004, die «einen Prozess der schrittweisen, selektiven Desinvestition von multinationalen Unternehmen, die in Israel tätig sind», einleitete. Der Ausschuss ermutigte auch seine ÖRK-Mitgliedskirchen, «ernsthaft in Erwägung zu ziehen», ähnliche Strategien gegen Israel zu übernehmen.

Nach dieser Erklärung aus dem Jahr 2005 veröffentlichte die liberale protestantische Zeitschrift Christian Century einen Artikel des Religion News Service, in dem es hiess, die Organisation habe sich für eine «Desinvestition» ausgesprochen. Als ihnen dieser Artikel vorgelegt wurde, sagten ÖRK-Vertreter, der 16 Jahre alte Artikel sei ungenau.

Wie praktisch.

Heutzutage läuft die Unterstützung des Ökumenischen Rats der Kirchen für BDS über zwei seiner Institutionen, die erste ist das Palästina-Israel-Ökumenische Forum (PIEF), das 2007 auf einer ÖRK-Tagung in Amman, Jordanien, gegründet wurde.

Laut einer Zusammenfassung der Presbyterianischen Kirche aus dem Jahr 2010 tagte das PIEF zwei Jahre lang und «ermutigte unsere palästinensischen Partner, eine definitive Erklärung zu verfassen», die später als «Kairos Palästina» bekannt wurde. Derselbe PCUSA-Bericht besagt, dass sich das PIEF Forum im Dezember 2009 erneut traf, «in Bethlehem, Palästina, und dort Zeuge der Enthüllung einer palästinensischen christlichen Erklärung wurde: «Kairos Palästina: Ein Moment der Wahrheit, ein Wort des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe aus dem Herzen des palästinensischen Leidens».

Zusätzlich zur Diffamierung der israelischen Präsenz im Westjordanland als «Sünde gegen Gott und die Menschheit» (ohne ein Wort der Verurteilung des palästinensischen Terrorismus, der Aufwiegelung oder der Pay-to-Slay-Politik), fördert das Kairos-Palästina-Dokument – richtig geraten – BDS. Das Dokument, das auf der Website des ÖRK veröffentlicht ist, fordert «den Beginn eines Systems von Wirtschaftssanktionen und Boykott, das gegen Israel angewendet werden soll».

«Ich kann nicht nachvollziehen, wie man behaupten kann, der ÖRK sei nicht Pro-BDS», sagte Pfarrerin Dr. Jill Schaeffer, ehemalige ausserordentliche Gastprofessorin für Ethik am New Yorker Theologischen Seminar, die von 1985 bis 1991 die Menschenrechtsabteilung des Reformierten Weltbundes leitete. «Alle ihre Aktionen sind Pro-BDS».

Zwei Mitarbeiter des ÖRK, ein ehemaliger und ein aktueller, haben geholfen, «Kairos Palästina» zu schreiben. Der derzeitige ÖRK-Mitarbeiter ist Yusef Daher, der im zwischenkirchlichen Zentrum des ÖRK in Jerusalem arbeitet (wenn er nicht gerade hasserfüllte Anti-Israel-Botschaften auf Facebook postet).

Der ehemalige ÖRK-Mitarbeiter, der beim Verfassen des Dokuments mithalf, ist Rifat Odeh Kassis, der 2005 und 2006 als internationaler Manager für das Ökumenische Begleitprogramm des ÖRK in Palästina und Israel (EAPPI) tätig war – welches Denunziations-Truppen für die BDS-Bewegung organisiert und bereitstellt (mehr über sie weiter unten).

EAPPI Freiwillige beobachten israelische Soldaten. Foto EAPPI UK & Ireland Blogs / WordPress.com
EAPPI Freiwillige “beobachten” israelische Soldaten. Foto EAPPI UK & Ireland Blogs / WordPress.com

In seinem 2011 erschienenen Buch über das Dokument erklärt Kassis, dass die BDS-Sprache im Text darauf abzielt, eine Normalisierung zwischen Israel und den Palästinensern zu behindern.

Über die Unterstützung des ÖRK für das Kairos-Palästina-Dokument schreibt Kassis: «Die Bandbreite und der Umfang der institutionellen Unterstützung für das Kairos-Dokument – auch durch internationale ökumenische Gremien wie den ÖRK – war ebenfalls beispiellos, was seine Wirkung und Universalität noch verstärkte». Das PIEF arbeitete Hand in Hand mit Palästinensern, die den Text verfassten, und verbreitete ihn, sobald er fertig war.

Das EAPPI schickt unterdessen privilegierte Westler ins Westjordanland, um israelische (aber nicht palästinensische) Missetaten zu dokumentieren – und nach der Rückkehr in ihren Kirchen für BDS zu werben. Im Jahr 2012 gab das EAPPI ein Dokument mit dem Titel «Faith Under Occupation» (Glaube unter Besatzung) heraus, das mehrere Boykottaufrufe gegen Israel enthielt.

Warum versucht der ÖRK jetzt seine Unterstützung für BDS zu leugnen? Eine plausible Erklärung ist, dass sich der Ökumenische Rat der Kirchen den Zugang zu Jerusalem sichern will. Im Jahr 2016 verbot die israelische Regierung einem ÖRK-Funktionär die Einreise, unter anderem wegen der Unterstützung des ÖRK für BDS. Anstatt zu sagen: «Wir sind fertig mit BDS», versucht der ÖRK uns zu manipulieren, indem er vortäuscht, die Bewegung nie unterstützt zu haben. Aber das wird nicht funktionieren.

Dexter Van Zile ist Shillman Research Fellow beim Committee for Accuracy in Middle East Reporting and Analysis (CAMERA). Übersetzung Audiatur-Online.

1 Kommentar

  1. Diese ganzen Kirchenvertreter sind nur noch zum speien, egal von welcher Denomination.
    Speichellecker und Steigbügelhalter für Satans Welteinheitskirche.
    Das Wort der Bibel ist für sie wahrscheinlich nur so viel wert wie die Märchen aus tausend und einer Nacht, sonst würden sie dem folgenden Wort aus die Bibel mehr Bedeutung schenken:

    Sacharja 2,12 Denn so spricht der Herr der Heerscharen: Nachdem die Herrlichkeit [erschienen ist], hat er mich zu den Heidenvölkern gesandt, die euch geplündert haben; denn wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an!

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