Schweiz: Jüdische Organisationen verurteilen Online-Übergriff

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Symbolbild Zoombombing. Foto Compare Fibre / Unsplash.com
Symbolbild Zoombombing. Foto Compare Fibre / Unsplash.com
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Am Sonntagabend, dem 17. Januar 2021, wurde eine Online-Kulturveranstaltung der Jüdischen Liberalen Gemeinde Or Chadasch JLG in Zürich von Vermummten gekapert. Die Gruppe störte das Programm mit obszönen und verletzenden Bildern, darunter Hakenkreuze und Hitlerbilder. Die betroffene Gemeinde hat nun Strafanzeige eingereicht. Die beiden jüdischen Dachverbände, die Plattform der Liberalen Juden der Schweiz PLJS und der Schweizerische Israelitische Gemeindebund SIG, verurteilen den Übergriff aufs Schärfste und unterstützen die rechtlichen Schritte gegen die Verantwortlichen des Übergriffs.

Die Jüdische Liberalen Gemeinde hatte zu einer Online-Kulturveranstaltung über die Wandmalereien im Haus an der Brunngasse 8 in Zürich eingeladen. Wenige Minuten nach Beginn loggten sich mehrere vermummte Personen ein. Sie übernahmen die Kontrolle der Veranstaltung, teilten ihre Bildschirme und zeigten Hakenkreuze, Hitlerbilder sowie pornografische Inhalte. Den Verantwortlichen war es nicht möglich, die Aktionen zu stoppen und deren Urheber zu sperren. Sie mussten darum die Veranstaltung umgehend abbrechen.

Jüdische Dachverbände zeigen sich schockiert

Die beiden jüdischen Dachverbände PLJS und SIG sind laut einer gemeinsamen Medienmitteilung “schockiert über den unverfrorenen und abstossenden Übergriff auf eine kulturelle Veranstaltung einer jüdischen Gemeinde”. Die JLG ist eine von vier jüdischen Gemeinden in der Stadt Zürich und Mitglied der PLJS. Beide Verbände seien zutiefst enttäuscht, dass eine der ersten Veranstaltungen zum Kleinmuseum an der Brunngasse 8 abgebrochen werden musste. Das Projekt, das wertvolle Wandmalereien aus dem Mittelalter im Haus einer jüdischen Familie aus jener Zeit zugänglich machen will, wird vom Schweizerischen Israelitische Gemeindebund  seit den Anfängen mitgetragen und von der PLJS unterstützt.

JLG reicht Strafanzeige ein

Dieser Übergriff war kein Streich oder Witz, sondern vielmehr offensichtlich gut geplant und koordiniert, heisst es in der Mitteilung. Die verwendeten Symbole, Bilder und Filme würden in ihrer Obszönität und Respektlosigkeit eine Tätergruppe erkennen lassen, die exzessiv und absolut rücksichtlos die Gefühle der Teilnehmenden provozieren und verletzen wollte. Vor allem in Zeiten der Coronapandemie, aber auch ganz grundsätzlich, dürfen solche Online-Vorfälle nicht unterschätzt werden. Vielmehr müsse vermehrt das Augenmerk der Behörden und der Politik auch auf Online-Formen von Hass- und Gewaltaktionen gerichtet werden. Die Jüdische Liberalen Gemeinde habe daher bei der Staatsanwalt Zürich- Limmat eine Strafanzeige eingereicht.

1 Kommentar

  1. Das ist eine wahre Katastrophe, was da in Europa passiert. Der erste Weltkrieg war der Nährboden für den Nationalsozialismus. Vor hundert Jahren begann dieser ganze Dreck. Es ist ekelhaft, dass selbst in der Schweiz solche Terroristen Fuss fassen können. Ich bin sehr froh, dass gegen solche kriminelle Gewalt Strafanzeige eingereicht wurde. Zu hoffen ist, dass sachgemäss und mit ehrlichen Schweizerwerten darauf eingegangen wird. Ich schäme mich wegen solch anstössiger Angriffe Schweizerin zu sein!

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