Die Anwendung des Abraham-Abkommens auf den Tempelberg

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Foto Valdman Oren, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=43787592
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Während einer wöchentlichen Vorlesung, die in der Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg nach der Enthauptung des französischen Lehrers Samuel Paty gehalten wurde, erklärte der palästinensische Islamwissenschaftler Scheich Issam Amira, dass „es für ihn [den Mörder] und alle Muslime eine grosse Ehre ist, dass es einen so jungen Mann gab, der den Propheten Muhammad verteidigt hat“.

von Josiah Rotenberg

Wie kommt es, dass ein religiöses Oberhaupt, das von einem der heiligsten Orte der Welt aus spricht, in der Hauptstadt des jüdischen Staates, eine solche Handlung loben und zu weiteren Gewalttaten anstiften darf?

Wie kommt es, dass der Grossmufti von Jerusalem jede jüdische Verbindung zum Tempelberg geleugnet hat? Wie konnte er in den letzten Wochen entscheiden, dass es für Staatsangehörige der Vereinigten Arabischen Emirate oder Bahrains, die Israel besuchen, verboten ist, den Tempelberg zu betreten?

Die Antwort ist, dass alle nach 1967 nachfolgenden israelischen Regierungen der Waqf, einer islamischen religiösen Stiftung, erlaubt haben, die heilige Stätte zu kontrollieren und zu verwalten. Nach dem Unabhängigkeitskrieg von 1948, als Jordanien das sogenannte Westjordanland und Ostjerusalem besetzte, übernahm die Waqf unter dem Haschemitischen Königreich die Verwaltung des Tempelbergs und stellt auch heute noch dessen Finanzierung sicher. Obwohl Israel während des Sechstagekrieges die Altstadt von Jerusalem zurückeroberte, erlaubte es der Waqf, die zivilen Angelegenheiten der heiligen Stätte weiterhin zu verwalten, während der Grossmufti von Jerusalem für die islamischen Angelegenheiten zuständig war.

Dann gibt es den Obersten Islamischen Rat – das islamische Justizorgan, welches über Fragen des islamischen Rechts in Israel entscheidet und unter jordanischem Recht arbeitet. Seit 1993, nach dem Osloer Abkommen, wird der Grossmufti von der Palästinensischen Autonomiebehörde ernannt, die ihm sein Gehalt zahlt.

Ironischerweise ist es zwar Juden verboten, auf dem Tempelberg – der heiligsten Stätte im Judentum – zu beten, aber es sind Muslime jenseits der israelischen Grenzen, die sich allmählich darüber beschweren, wie die Stätte von feindseligen Palästinensern überrannt wird.

Nach den jüngsten Vorfällen, bei denen ausländische arabische Besucher des Tempelbergs von Palästinensern auf dem Gelände verflucht wurden, schrieb der saudische Journalist Abdel Rahman al-Lahim:

„Es ist sehr wichtig, dass die Emiratis und Bahrainis mit Israel darüber diskutieren, wie die Al-Aqsa-Moschee von palästinensischen Schlägern befreit werden kann, um die Besucher vor palästinensischem Rowdytum zu schützen.“

Auch die emiratische politische Aktivistin Laila Al-Awadhi ging auf dieses Thema ein und sagte den Palästinensern: „Wir werden die Al-Aqsa-Moschee besuchen, denn sie gehört nicht Ihnen, sondern allen Muslimen“.

Angesichts der Tatsache, dass der Tempelberg für Muslime auf der ganzen Welt eine besondere Bedeutung hat, liegt es auf der Hand, dass die Palästinensische Autonomiebehörde kein Mitspracherecht und keinen Einfluss darauf haben sollte, wie die Stätte betrieben wird. In der Tat ist die Zeit für die Einrichtung eines internationalen Rates gekommen, mit jüdischen und muslimischen Vertretern aus Israel und aus mehrheitlich muslimischen Nationen die Israel formell anerkennen, der den Tempelberg verwalten soll.

Jeder Staat, der Vertreter in diesem Rat hat, muss jedoch die israelische Souveränität über die Stätte anerkennen und sich an alle einschlägigen israelischen Gesetze, Vorschriften und Sicherheitsbelange halten. Ein solcher Rat sollte Israel das Recht geben, den Grossmufti unter bestimmten Bedingungen abzusetzen, z.B. wenn er zur Gewalt aufruft. Er sollte auch Menschen aller Religionen das Recht gewähren, dort zu beten.

Wie die Vertretung in einem solchen Gremium bestimmt wird, ist eine von vielen Fragen, die es zu klären gilt. Eine weitere Frage ist, ob eine Änderung des Status quo zu diplomatischen Unstimmigkeiten oder zu einem Ausbruch von Gewalt führen würde.

Aber eines ist klar: Die Übertragung der Kontrolle über den Tempelberg von einer Gruppe von Extremisten auf eine breitere, gemässigtere und integrationsfähigere Organisation würde den Ort, von einem Ort der Zwietracht in eine Stätte verwandeln, die Menschen zusammenführt und sogar weitere Länder mit muslimischer Mehrheit ermutigt, Frieden mit Israel zu schliessen.

Josiah Rotenberg ist Mitglied des Vorstands des Middle East Forum und Vorsitzender des Middle East Forum Israel. Übersetzung Audiatur-Online.

1 Kommentar

  1. Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich zur Zeit in Israel die Verhältnisse ändern. Angefangen von der Anerkennung Jerusalems aus Hauptstadt durch die USA bis hin zu den Verträgen mit den Emiraten.
    Laßt die Pal.-Araber ruhig non etwas mehr Stunk auf dem Tempelberg machen, umso schneller sind sie dann ganz weg, wenn die übrigen Araber sich von Ihnen belästigt fühlen.

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