Ahmad Mansour: „Hass und Antisemitismus kennen keinen rationalen Grund“

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Ahmad Mansour. Foto Sven Mandel, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=73822772
Ahmad Mansour. Foto Sven Mandel, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=73822772
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In einem Vortrag zeigt Ahmad Mansour auf, wie tief Judenhass in der Psyche der Menschen verankert sein kann. Im Kampf gegen Antisemitismus plädiert der deutsch-israelische Psychologe deshalb für einen bestimmten Erziehungsansatz.

Hass und Antisemitismus kennen keinen rationalen Grund. Das sagte der deutsch-israelische Autor und Psychologe Ahmad Mansour am Dienstag auf der Tagung „Antisemitismus heute“ in Schwäbisch Gmünd. Vielmehr lägen die Ursachen für Rassismus und Judenhass oftmals in der Kindheit. Hass auf andere sei der Versuch, Verantwortung abzugeben. Das sei ein kindliches Verhalten, erklärte Mansour. Wer Verschwörungstheorien und Antisemitismus anhänge, habe die Kontrolle über sein Leben verloren. Psychologisch gesehen seien Verschwörungstheorien ein Ausdruck von Hilflosigkeit und Ohnmacht.

Der Schlüssel zur Lösung liegt dabei nach Ansicht des Referenten in der Erziehung. Kinder und Jugendliche müssten lernen, Eigenverantwortung zu übernehmen. Dadurch würden Kinder zu starken und stabilen Persönlichkeiten reifen. Anderenfalls würden sie irgendwann Verantwortung bei anderen, wie den Juden, suchen, sagte Mansour. Weiterhin sei es wichtig, dass Kinder Empathie lernen, denn „dann haben wir Jugendliche, die nicht hassen“. Vorurteile gegen Juden würden dann immer noch existieren, aber diese ließen sich mit Bildung ausräumen.

Eine größere Rolle im Kampf gegen Antisemitismus müssten auch die Schulen spielen, sagte Mansour. Dafür brauche es allerdings Schulreformen. Es helfe nicht, ausschließlich über den Nahostkonflikt zu informieren und die Schuldfrage am Holocaust zu diskutieren. Auch Besuche von Gedenkstätten versprächen keine langfristige Veränderung. Vielmehr müsse es Begegnungen auf Augenhöhe geben, etwa mit Holocaust-Überlebenden. Eine Atmosphäre müsse geschaffen werden, in der die Jugendlichen auch ehrlich mit ihrer Einstellung und ihren Fragen sein dürfen.

„Werden Rassismus nie abschaffen können“

Weiterhin forderte Mansour ein klares Bekenntnis der Politik gegen Antisemitismus: „Wer Deutscher sein will, wer Teil dieser Gesellschaft sein will, muss die historische Verantwortung Deutschlands mittragen.“ Das sei ein elementarer Teil des „Wir-Gefühls“. Anderenfalls funktioniere Integration nicht. Insbesondere Flüchtlingen müsse vermittelt werden, dass Antisemitismus aus deren Heimatländern in Deutschland nicht willkommen ist. Wer auf Juden losgehe, habe seinen Schutzanspruch verspielt.

In einer anschließenden Podiumsdiskussion gingen die Teilnehmer der Frage nach, wie Demokratie wehrhafter werden könne. Mansour forderte die Lehrer in Deutschland auf, Schüler in deren Meinungsbildung zu unterstützen. Es sei notwendig, dass Jugendliche ihre Meinung argumentativ untermauern können. Der Öffentlichkeitsdirektor der deutschen Organisation „Initiative 27. Januar“, Josias Terschüren, stimmte Mansour zu. Er vermisse außerdem die Tiefe in politischen Debatten. Dafür brauche es jedoch Menschen mit klarer Identität, die für ihre Meinung einstehen – auch wenn es unangenehm werden könne. Abschließend sagte Mansour, dass Rassismus nie abgeschafft werden könne. Durch Erziehung zu Empahtie und mit Hilfe der Schulen sei aber ein bewussterer und reflektierter Umgang möglich.

Den Antisemitismuskongress vom 20. bis 22. September im Gästezentrum Schönblick in Schwäbisch Gmünd besuchten inklusive der geladenen Gäste rund 280 Menschen. Die Christliche Medieninitiative pro, zu der auch das Christliche Medienmagazin pro und Israelnetz gehören, ist einer der Mitorganisatoren.

Dieser Artikel erschien zuerst bei israelnetz.com