Historischer EL AL-Flug Tel Aviv – Abu Dhabi: EU-Politik und gewisse Medien schweigen

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El Al-Flug LY971 nach Abu Dhabi mit der amerikanisch-israelischen Friedensdelegation. Abu Dhabi 31. August 2020. Foto WAM/TPS
El Al-Flug LY971 nach Abu Dhabi mit der amerikanisch-israelischen Friedensdelegation. Abu Dhabi 31. August 2020. Foto WAM/TPS
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Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind ein kleines, sehr junges Land, Israel ist noch kleiner und nur gut 70 Jahre jung. Was die Aufmerksamkeit in den internationalen Gremien wie UNO und EU anbelangt steht Israel seit Jahrzehnten mit Abstand auf Platz 1. Kein Land wurde von den UN mehr verurteilt als der Staat der Juden. Am Montag den 31. August 2020 – zur Mittagszeit – hätte Israel jede Aufmerksamkeit dieser Welt verdient.

Aber Politik und Medien der DACH-Länder (Deutschland, Österreich und Schweiz) haben sich seltsamerweise verkrochen als eine EL AL- Maschine in drei Stunden und 13 Minuten von Tel Aviv nach Abu Dhabi flog. Der Maschine entstiegen eine israelische Delegation mit dem kippatragenden Sicherheitsberater Meir Ben-Shabbat an der Spitze, der fliessend arabisch spricht. Neben ihm Jared Kushner, der aussenpolitische Berater des US-Präsidenten und der US-Sicherheits-Beauftragte Robert O´Brian. Nur eine einzige, der grossen deutschsprachigen Zeitungen fand angemessene Worte: Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ).

ZDF-Heute, ARD-Tagesschau, RTL und die Schweizer Tagesschau SRF fanden in ihren Haupt-Abend-Nachrichten kein Wort für das historische Ereignis in Nahost. Vergeblich suchte man zur Mittagszeit in den Online-Ausgaben von SZ (München), FAZ (Frankfurt), Die Presse Wien und t-online (Berlin, nennt sich gerne die am meisten angeklickte deutschsprachige Nachrichtenseite) eine aktuelle Wortmeldung oder ein Video zur Ankunft der ersten EL AL-Maschine in VAE, die auf dem Flug erstmals saudischen Luftraum nutzen durfte. Ist das Schweigen der EU-Politik und der Medien ein Zufall? Lag gar eine Nachrichtensperre vor?

Es kann nicht sein, was nicht sein darf

Beide Fragen können mit Nein beantwortet werden. Politik und Medien haben sich in den letzten Jahrzehnten in eine Stimmung geschrieben und in Schein-Analysen verbohrt, die eine bekannte Folgeerscheinung zeitigt: es kann nicht sein, was nicht sein darf. Die beiden von der veröffentlichten Meinung längst verurteilten (demokratisch gewählten) Staatslenker Donald Trump und Benyamin Netanyahu haben einen Erfolg vorzuweisen, den keiner ihrer Vorgänger oder gar einer der UN-Generalsekretäre, der EU-Aussenbeauftragten, der Aussenminister in Berlin, London oder Paris geschafft haben. Es muss sie alle so sehr schmerzen, dass es ihnen die Sprache verschlagen hat. Menschlich verständlich.

Politik verursacht Emotionen, aber geführt muss sie werden vor den Fakten der Geschichte, den aktuellen Gegebenheiten und vor allem für die Zukunft der Menschen, die gleichgültig welcher Religion oder Hautfarbe sie angehören und welcher Herkunft sie sind, in Frieden in Freiheit leben wollen. EU-Politiker und die Masse der Medien müssen sich jetzt eingestehen, dass Israel mit Hilfe der USA den Erfolg durch eine Politik der Stärke erzielt hat. Damit ist nicht nur die militärische Stärke gemeint. Israel ist auch eine erfolgreiche Wirtschaftsmacht, die einzige Demokratie im Nahen Osten und spielt auf dem Technologiemarkt der Zukunft auf allen gängigen Feldern wie Trinkwasser-Gewinnung, Daten-Sicherheit, Mobilität und innere Sicherheit weltweit eine führende Rolle.

El Al-Flug ELY971 am 31. August 2020. Der erste kommerziellen Flug zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten während das Flugzeug den saudi-arabischen Luftraum überfliegt. Foto Screenshot FlightRadar24

Das Team Trump/Netanyahu, das von Journalisten mit fast allen Verbalinjurien belegt worden ist, hat vermeintlich unabdingbare Voraussetzungen für einen Frieden mit den arabischen Nachbarn weggewischt als hätten sie nie existiert: kein Rückzug aus der Westbank, Jerusalem bleibt ungeteilte Hauptstadt Israels, die Golanhöhen sind Bestandteil des Staates Israel, an eine Rückkehr von Palästinensern nach „Palästina“ in Millionenzahl ist nicht zu denken, die Ausgrenzung des Terrorzentrums Gaza ist eine unverbrüchliche Tatsache. Und trotzdem wurden Jared Kusher, Robert O´Brian und Meir Ben-Shabbat mit allen Ehren von VAE-Aussenminster Scheich Abdullah bin Zayed Al Nahyan empfangen.

Was die deutschsprachigen Politiker und Medien nicht über ihre Lippen bekommen, kann man inzwischen in der Presse der arabischen Welt nachlesen. Yousuf Al-Sharif schreibt in Al-Bayan, einer populären Tageszeitung in Dubai aktuell über Israel:

„In den 70 Jahren seit seiner Unabhängigkeit sah sich Israel mehreren Herausforderungen gegenüber: einen Staat zu errichten…und seine Sicherheit inmitten eines historischen Konflikts zu garantieren. Von dieser Erfahrung können wir nur gewinnen und sie in ihrer Tiefe studieren. Dabei sollten wir alle Emotionen und Sympathien für die eine Seite auf Kosten der anderen Seite links liegen lassen.  Israels militärische Verteidigungspläne erlauben es, dem Staat über die gesamte Zeit auf sicheren Beinen zu stehen trotz aller Kriege…die seine Existenz bedrohten. Wir sollten aus dieser Erfahrung unsere Vorteile ziehen und die Geheimnisse des (israelischen) Erfolgs erkunden. In den letzten Jahren litt die Welt unter kontinente-überspannenden Terror, der viele Länder unserer Welt erreichte. Europäische Länder konnten ihre Städte und ihre Bürger nicht schützen…Israels Geimdienste gehören zu den stärksten der Welt und besitzen militärische Technologien, die sie selbst über Jahre entwickelt haben. Aber diese Technologie hat unsere arabischen Staaten, die sie unter den  aktuellen Bedrohungen dringend benötigen, nie erreicht…Wir müssen realistisch erkennen, dass Israel und seine Firmen, die in diesem Bereich aktiv sind, fortgeschrittener sind als andere Firmen weltweit und ihnen um Längen voraus sind. Das bedeutet, dass wir von Beziehungen mit Israel in den kommenden Jahren Vorteile gewinnen können.”

Die jemenitische Wirtschaftsberaterin Manahel Thabet, die in VAE lebt schreibt ebenfalls in Al-Bayan:

“Israel gibt für Forschung und Entwicklung 4,7 Prozent seines Bruttoszialprodukt aus und seine Universitäten gehören zu den besten im internationalen Vergleich… Es verfügt über 55 Einrichtungen der höheren Bildung, darunter acht Universitäten… Wissenschaftliche Forschung konzentriert sich auf die Bereiche Computer, Informatik, Software Industrie, Nuklear-Wissenschaften und die damit verbundene Technologie sowie Weltraum-Forschung, Biologie- und Medizin-Technologie….. Israel ist weltweit führend in deren Produktion und deren Forschung. Israels Wissenschaftler haben 138 881 fundierte Studien in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht….Was die Kluft zwischen Israel und den arabischen Staaten am deutlichsten kennzeichnet, sind 16 805 international erteilte israelische Patente. Die Wirtschaftsberaterin lobt die weise Führerschaft der VAE, die den anti-israelischen Komplex, den viele arabische Gesellschaften plagen, gerade überwindet.”

Keine dahingesagten Freundlichkeiten

Der jahrzehntelang ausgeübte arabische Boykott Israels hat niemand mehr geschadet als den Arabern, schreibt Eglal Gheita, ein ägyptisch-britischer Rechtsanwalt. Die New York Times, alles andere als israel-freundlich, stellt im November 2019 fest, dass immer mehr arabische Intellektuelle, Diplomaten und Journalisten den arabischen Boykott als kontraproduktiv für die arabische Welt betrachten. Zu dieser Gruppe gehören Anwar Sadat, der Enkel des ermordeten ägyptischen Staatspräsidenten, der die Ansicht teilt, dass Isolation und Dämonisierung Israels den arabischen Staaten Milliarden an Handelsvolumen gekostet und der palästinensischen Sache geschadet haben.

Diese Stimmen sind keine dahingesagten Freundlichkeiten. Die Vereinigten Arabischen Emirate – nicht nur sie – stehen vor grossen Herausforderungen. 2014 ist der Ölpreis eingebrochen und hat sich bis heute nicht erholt. Der Reichtum aus dem schwarzen Gold ist Vergangenheit. Die Corona-Pandemie hat den Emiraten allein in diesem Jahr einen 30prozentigen Verlust ihrer Öleinnahmen verursacht. Die weltweit wachsenden erneuerbaren Energien werden den Öl-Scheichtümern niemals mehr die Einnahmen ermöglichen wie im 20. Jahrhundert. Die Scheichs haben verstanden, dass ihre Zukunft jenseits des Öls liegt. Wirtschaftliche Expansion und soziale Sicherheit wird es nur mit Hilfe der Technologien von Morgen geben. Und die heissen: High Tech, Wissenschaft und Verteidigung. Kein Land in der Region kann ihnen das besser liefern als Israel. Und das alles nur drei Flugstunden entfernt.

Über Godel Rosenberg

Journalist, Autor, High­techunternehmer. Godel Rosenberg war Pressesprecher der CSU und von Franz Josef Strauß, Fernsehjournalist, TV­-Moderator und Repräsen­tant des Daimler­-Konzerns in Israel. Von 2009 bis 2018 war Godel Rosenberg der Repräsentant Bayerns in Israel.

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1 Kommentar

  1. Es wird Zeit das wir als Deutsche akzeptieren ,das eine Welt ohne Juden nicht lebenswert wäre ,sie sind einfach toll……

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